die Beschleunigung des Straßenbaues bedeutend ge- hoben werden würde, ist mir völlig klar. Der Neger schätzt gute Wege sehr, und sind die Verhältnisse an dieser Straße erst einmal gesichert, so wird sich der Weg Kete — Lome gewiß schnell eines guten Rufes bis Salaga und Dagomba erfreuen. Diejenige Küsten- handelsstadt hat meines Erachtens die größte Aus- sicht auf Verkehr, die sich der besten Wege in das Hinterland erfreut. Mir ist natürlich Bismarckburg, die Stätte meiner nunmehr fast einjährigen Thätigleit, sehr lieb geworden, und ein Aufgeben eines liebgewonnenen Ortes fällt immer schwer. Ich verhehle mir auch nicht die Vortheile, die das Fortbestehen der Station für die Entwickelung der umliegenden Landschaften bieten würde, aber diese Vorzüge erscheinen mir be- deutungslos gegenüber der Wichtigkeit, die ein Stationsbau in Kratji haben wird. Ob Kete gesunde oder ungesunde Lage hat, dar- über kann ich nichts Positives melden. Während die weite Oti-Niederung unbewohnt ist — ein Um- stand, den ich auf die Ungesundheit jener oft sumpfigen Gegend zurückführen möchte — ist die Volta-Ebene in Kratji dicht bewohnt. In Kete wurde mir auf mein Befragen das häufigere Vor- kommen von schwereren Fiebererkrankungen von Seiten der vielen dort schon jahrelang wohnenden Küstenleute bestritten. Doch will das natürlich nichts sagen. Pocken herrschen jedenfalls beständig in Kele. Ich habe mir während meiner Anwesenheit in Kete schon einen Platz zum etwaigen Stationsbau ausgesucht. Am geeignetsten erschien mir eine Boden- welle zehn Minuten östlich der Stadt, mit Felsboden, von der man einen freien Ueberblick über Kete und die Wege zur Küste, zum Volta und nach Salaga hat. Vier sich auf diesem Höhenzug befindende Wasserlöcher trocknen auch in der Trockenzeit nicht aus. Um eins derselben könnte man die Station herumbauen. Prächtiges Weide= und Ackerland würde hier die Station umgeben, und ausgezeichnetes festes und mir besonders gerühmtes Bauholz wächst in Menge am Voltka. Wenn ich nun auf den Zeitpunkt zu sprechen kommen soll, an dem sich die Ausgabe der alten und die Anlage der neuen Stalion vollziehen könnte, so giebt meines Erachtens die Regenzeit schon von selbst den Termin an. Für mich macht sie weitere Reisen unmöglich, ich könnte also im Juli zur Küste zurück- kehren, nachdem hier Alles zum Aubbruch fertig ist. Ende September könnte in Kete schon der Neubau in Angriff genommen werden. Ich will dabei be- merken, daß in Kete europäisch ausgebildete Hand- werker verschiedener Art anfässig sind, z. B. ein Zimmermann, ein Ziegelbrenner und mancher andere. Man könnte also schon während der Regenzeit dort das Baumaterial vorbereiten lassen. Die Umngestaltung der Forschungsstation Bis- marckburg zur Handelsstation hat bereits im vorigen Monat durch Hersendung eines schwarzen Agenten 427 begonnen. Ich glaube, daß die Thätigkeit desselben recht gute Erfolge haben wird. Schon am ersten Tage strömten die Eingeborenen herbei, um für ihren Kautschul seine Waaren einzutauschen.“ Auf Grund ähnlicher Erwägungen, welche be- sonders der Chef der Station Misahöhe, Dr. Gruner, und der Landeshauptmann v. Puttkamer geltend ge- macht haben, war die Aufgabe Bismarckburgs als Europäerstation schon vor Eingang des Berichts Premierlientenant Doerings beschlossen worden. Dem genannten Stationsleiter ist seitens des Landes- hauptmanns daher die nachfolgende Justruktion zu- gegangen: Euer Hochwohlgeboren benachrichlige ich ergebenst, daß der Herr Reichskanzler meinem Vorschlage, die Station Bismarckburg als Europäerstation mit dem 30. Juni d. JIs. aufzulösen, telegraphisch seine Zu- stimmung ertheilt hat. Zu diesem Zwecke ertheile ich Euer Hochwohl- geboren hiermit die nachstehenden Anweisungen: Die von Ihnen nach Ihrem Bericht vom 22. v. Mts. noch geplante Reise in das Gebiet zwischen Oti und Ansokoko sowie sonstige noch etwa beabsichtigte Reisen müssen bis Ende Juni, spätestens am letzten Tage des genannten Monats, beendet sein. 2. Hiernach wollen Sie die zur Auflösung der Station erforderlichen Maßregeln mit thunlichster Beschleunigung treffen und die Station mit dem dort verbleibenden unbeweglichen oder einen Trausport nicht mehr lohnenden Inventar dem Agenten Amason übergeben. 3. Amason hat die Berechtigung, auf der Station und in der Umgebung Handel zu treiben und hierzu die Gebände u. s. w. zu benuhßen. Er hat auf eine möglichst lohnende und sichere Handelsverbindung mit Klein-Popo (Anehö) hinzuwirken und daher sein Augenmerk vorzugsweise auf die Aufrechterhaltung huter Beziehungen zu den zwischenliegenden Stämmen und Häuptlingen zu richten. Soweit es nühlich er- scheint, ist den umliegenden Ortschaften Kenntniß von der Vertrauensstellung des p. Amason zu geben und denselben zu eröffnen, daß möglicherweise in nicht zu ferner Zeit wieder Weiße ihren Wohnsit auf Bismarckburg nehmen werden, daß jedenfalls einmal im Jahre ein weißer Beamter die Gegend bereisen wird. Amasons Aufgabe ist es ferner, die Station mit Pflanzungen und dergleichen in gutem Zustande zu erhalten, freundschaftliche Beziehungen zu den ent- fernteren bedeutenden Häuptlingen und Stämmen zu pflegen, alle wichtigen dort vorkommenden Ereignisse zu beobachten und hierüber regelmäßig zu berichten. Einen vorläufig ausreichenden Vorrath an Schreib- material n. s. w. wollen Euer Hochwohlgeboren dem Amason dort zurücklassen. In Zukunft sind auf der Station vier Arbeiter auf amtliche Nechnung zu unterhalten. Amason ist im Uebrigen von mir mit eingehender mündlicher Instruktion versehen, doch bitte ich, ihm Vorstehendes nochmals eindringlich einzuschärsen.