— 448 Eingeborenen erklärten sofort, daß ihnen eine ähnliche Heimsuchung wie vor 20 Jahren bevorstehe. In der Osterwoche wimmelte es schon überall von den jungen Heuschrecken, die Alles zerstörten. Selbst die harten Blätter der Ananas und Pahmen verschonten sie nicht. Mais= und Reisfelder wurden vollständig aufgefressen. Man mußte die Brunnen vor ihnen bedecken und die Häuser fest verschlossen halten. Die Eingeborenen haben große Mengen der Thiere ge- tödtet und verzehrt, ohne dadurch ihre Masse zu vermindern. Es ist sofort Kassawe gepflanzt worden, doch gedieh sie bei der gerade herrschenden Trocken- heit nur langsam. Von Juli bis Dezember ist die Bevölkerung auf Einfuhr von Lebensmitteln ange- wiesen, nur wenige besitzen Vorräthe für einige Monate. Man hoffte, daß die Thiere im Juli nach dem Wachsen der Flügel wegfliegen würden. Die Eingeborenen glauben, daß die Plage eine Strafe der Zauberer dafür sei, daß nach des Häuptlings Kimweres Tod der übliche Krieg nicht stattgefunden habe. Die Beschäftigung der Eingeborenen seitens der deutschen Kolonialverwaltung, wodurch sie ihren Lebensunterhalt zu verdienen in der Lage sind, er- weist sich als sehr nüßlich. Wie mitgetheilt, ist von dem Gouvernement auch für Zufuhr von Lebens- mitteln Sorge getragen. Die englische Mission sammelt ebenfalls allenthalben für die Hungernden und hat im Mai 40 000 Pfund Reis aus Bombay kommen lassen. Katurwissenschaftliche Zammlungen. Dem Königlichen Museum für Naturkunde ist am 4. Juli d. Is. abermals eine Sendung Natura- lien, welche Dr. Stuhlmann in Ostafrika gesammelt hal, zugegangen. Die Sammlung enthielt: 14 Säugethierfelle mit Schädeln, 44 Vogelbälge, 1 Amphibienskelett, 550 Düten und 50 Rollen mit Insekten, hauptsächlich Schmetterlingen, ferner Orthopteren, Odonaten, Hymenopteren und Koleopteren, 12 Mollusken. Die Konservirung der Thiere ist im Ganzen gut. Die Schmetterlinge und Odonaten sind zum Theil in zu kleinen Düten verpackt, wodurch ihre Flügel gelitten haben. Unter den Vögeln ist eine sehr seltene Spezies; die übrigen Thiere gehören bereits bekann- ten Arten an. Bei der zoologischen Sammlung des Museums für Naturkunde ist von dem Forschungsreisenden Oslkar Neumann wiederum eine Sendung zoolo- gischer Gegenstände aus Ostafrika als Geschenk ein- gegangen. Sie enthielt eine große Anzahl Säuge- thierbälge, Schädel und Gehörne von 55 verschiedenen Spezies, viele Vogelbälge, Reptilien und Amphibien sowie Schmetterlinge, Käser, Hymenopteren und Dipteren. Die Obiekte sind größtentheils sehr gut präparirt und bilden eine werthvolle Bereicherung der erwähnten Sammlung. Unter den Säugethieren sind 14 neu für die Sammlung, zwei neu für die Wissenschaft. Auch die Vogelsammlung ist in wissen- schaftlicher und materieller Hinsicht äußerst werthvoll, da sie aus einem noch wenig erforschten Gebiete stammt. Eine größere Zahl von Vogelarten ist durch sie zum ersten Male für Ostafrika nachgewiesen, auch befindet sich darunter ein neu entdeckter Nashornvogel, der Lophocerus Neumanni benannt worden ist. Die Reptilien und Amphibien sowie auch die In- sekten sind besonders dadurch werthvoll, daß ihre Fundorte genau angegeben sind. Ramerun. Ueber die Lage der Stationen im zweiten OQuartale 1894 berichtet der Kaiserliche Gonverneur: 1. Rio del Rey-Station ist nunmehr völlig ausgebaut und gut verproviantirt. Das Gleiche gilt von der Station 2. Lobe (Ndobe). 3. Idia habe ich durch Chartern des Motors und des Leichters von Jantzen & Thormählen auf mehrere Monate verproviantirt und mit einigen alten Möbeln versehen. Der Dampfer „Soden“ befindet sich augenblicklich in Neparatur und konnte daher für den Transport nicht verwendet werden. 4. Station Campo mußte ebenfalls durch „Gertrud Woermann“ auf mehrere Monate ver- proviantirt werden. 5. und 6. Lolodorf und Ydaunde sind ver- proviantirt. Lieutenant Dominik wird in diesem Monate mit dem Gros der Sudanesen dahin marschiren. 7. Station Batom habe ich eingezogen und dafür Mundame wieder besebt. Die Leitung dieser Station ist dem bisherigen Leiter der Station Batom, Jürgens, übergeben. Toguo. Erforschung des Innern. Ueber seine Reise durch die Oti-Niederung be- richtet Lieutenant v. Doering aus Bismarckburg unterm 22. Mai d. Is. Folgendes: Am 12. v. Mts. brach ich von der Station mit der Absicht auf, das Gebiet zwischen Kalabo Asuoho und Oti auf dem erkundeten Wege Beroniasi—Dam- babi— Kete zu durchqueren. Von letterem Orte, an