— 450 immer bergauf und bergab zu marschiren hatten. Schließlich kamen wir auf den Kamm von „Kette 5“, und da uns „Kette 6“ hier nicht mehr begleitete, sahen wir rechts in dic weile, durch keine Erhebung unterbrochene Ebene. Dann begaun ein jäher wohl 70 gradiger Abstieg, den wir kletternd zurücklegen musßten. Wir marschirten darauf noch eine kurze Strecke weiter in der Nichtung Südwest und lagerten dann an dem Flüßchen Tshaim. Dieser hatte, wie alle anderen Wasserläufe der Ebene, die wir an den folgenden Tagen überschritten, ganz lehmiges, grau gesärbtes Wasser. Dieses Wasser war für mich tagelang das einzige Getränk, da einer der zurück- gebliebenen Träger auch meinen kleinen Vorrath an Thee trug. Ehe uns unser Führer verließ, nahm er noch einen meiner Leute mit und zeigte ihm den morgigen Weg und gab ihm so genaue Anweisungen, daß dieser erklärte, er würde jetzt nach Dambabi finden. Er hatte dabei nicht mit der großen Zahl der Wildwechsel gerechnet, welche den Pfad fortwährend kreuzten und uns leider nur zu bald vom richtigen Wege abkommen ließen. Ich übernahm daher schließlich selber die Führung und marschirte in meist südwestlicher Richtung, ohne daß ich angeben konnte, ob der schmale Weg ein Antilopenwechsel oder ein wirklicher Weg sei. Selten wohl nur durchstreist der Jäger diesen Theil der Ebene. Der Baumbestand ist durchweg ziemlich dicht, das hohe Gras läßt nur schwer den Pfad erkennen. Hinter uns steigt das Gebirge un- vermittelt aus der Ebene heraus, die sich meilenweit ohne die geringste Erhöhung hinzieht. Hin und wieder finden sich sumpfige Stellen; um einige trübe Wasserlöcher hocken ein paar Nashornvögel. Ein Sprung elchartig ungelenker Kuhantilopen geht vor der schweigend dahinschreitenden Karawanc auf. Die Hauptfrage für diese ist die, ob wir Wasser finden werden. Mehrsach verdichtet sich der Baumbestand der Savannc, man glaubt einen Bachwald vor sich zu haben, aber ebenso oft sieht man sich getäuscht. Die Sonne steigt höher und die Leute werden un- lustiger, als wir endlich in den Galeriewald eines tief eingeschnittenen, von Ost nach West fließenden Flüßchens kommen, wo wir Biwak beziehen. Abends spät — ich hatte mich schon zur Ruhe begeben — kamen meine Leute in mein Zelt: Massa you no hear? Aus der Ferne tönte Trommeln und Schießen. Dort mußte ein Dorf sein, wo ver- muthlich ein Todtenfest abgehalten wurde. Ich be- schloß nun, am nächsten Morgen zunächst Leute ab- zuschicken, die das Dorf aussuchen und uns dann abholen sollten. Am Morgen ging das Schießen und Trommeln von Neuem los, und ich schickte auf beiden Bachusern nun einige Leute vor, damit wir nicht Alle in der Irre gingen. Stundenlang warteten wir auf die Rückkehr der Leute, während uns einige Tansend Bienen einen unwillkommenen Besuch abslatteten. Erst mittags kamen die Kundschafter zurück: Keiner hatte auch nur einen Weg gefunden! Ich brach nun sofort auf. Ich hatte auf die Stelle, von der das Schießen herzukommen schien, meinen Kompaß ge- richtet und marschirte nun quer durch die Savanne immer genau auf die schon tief stehende Sonne los. Jeder einzige meiner Leute hatte natürlich eine ab- weichende Meinung darüber, wo Dambabi läge, und mit Gewalt mußte ich die Karawanc zusammenhalten, aus der fortwährend das „fi moalo?“ „wo ist der Weg?“ erklang. Nach 1 / Stunden stießen wir auf einen breiten Weg, den ich sofort für den Weg Dutukpenne—Dambabi erklären konnte. Die Freude meiner Leute war groß. Eine Viertelstunde später hielten wir an dem 15 Meter breiten Pellema, an dessen Ufer einige Haussa-Karawanenhütten standen, was uns die Gewißheit gab, daß wir uns auf dem Wege Kete —Tribu befanden. Ich persönlich ging noch in der Dämmerung einige Kilometer den Weg weiter, in der Hoffnung, ein Dorf zu finden, was sich aber nicht bestätigte. Obwohl sich einige flüchtige Antilopen und Büffel, in dem Uferwald auch Affen und Perlhühner zeigten, gelang es uns doch nicht, zu Schuß zu kommen, und wir mußten den Tag Alle ohne jede Nahrung bleiben; doch waren meine Leute nun wieder guten Muthes. Ich halte die Otiniederung mit ihren zum Theil sumpfigen Grasstrecken für ungesund und glaube, daß hierin vielleicht der Grund für die geringe Bevölke- rungsdichtigkeit der Ebene zu suchen ist. Am folgenden Morgen wurde zeitig aufgebrochen. Der Weg führte durch Grassavanne, die ziemlich dicht mit Akazien und Sheabutterbäumen bestanden und häufig mit Termitenhaufen durchsetzt war. Fünf bis sechs Kilometer zu unserer Linken erhob sich das Gebirge. Wir marschirten in südwestlicher Richtung. Eine frische Leopardenspur führte längs des Weges; dichte Heuschreckenschwärme begleiteten uns. Nach links führte ein Weg ab, es war der Weg nach Dambabi. Wir aber behielten unsere NRichtung bei, auf den Oti los. Endlich trafen wir einige Leute und bekamen so einen Führer. Der rechts sich ab- zweigende Weg geht über Banka nach Kralji, doch behalten wir den alten Weg bei, der näher ist und über Atasi nach Kratji führt. Hin und wieder öffnen sich weite parkartig bestandene Wiesen mit kurzem saftigen Gras, einige Wildgänse ziehen über uns fort, und gegen Mittag erreichen wir den Otifluß. Er ist tief eingeschnitten, mit nicht zu dichtem Ufer- wald, so daß niches die Nähe des Stromes ankündet, bis man unmittelbar an seinem Wasserspiegel hält. Er ist etwa 100 Meter breit und so tief, daß mir beim Durchreiten das Wasser bis über die Kniee ging. Mehrere Meter hohe Sandufer fallen steil zum Wasser ab. Hier verließ uns der Führer, denn drüben am rechten Ufer sollte Atafi, die Stadt des Ata, liegen. Trotzdem suchten wir stundenlang in den Feldern am rechten Ufer, ehe wir Atafi fanden; man muß im Fluß etwa 400 Meter stromauf gehen