— 504 zu leiden; Ameisen und Termiten kommen so gut wie gar nicht in Betracht, wogegen Speckläfer sehr gefährlich ind. Schon in Umbugwe am Manyara= see war im November der Vorrath an Arsenikseife zu Ende gegangen. Dieselbe wurde durch eine Sublimatseife aus Kalk, Seife und Sublimat mit Zusatz von Natron, Kampher und Naphthalin ersetzt. Jetzt fehlt auch der Kalk, und Lehm und Asche müssen aushelfen. In Kwa Mtanda (Wakoles) im bananenreichen Ussogalande mußte der Reisende eine Unvorsichtigkeit schwer büßen. Er war vor den Diebereien der Wassoga gewarnt worden und hatte zwar an der Kuh= und Ziegenherde und am Waarenzelt Doppel- posten aufgestellt, nicht aber an seinem 25 Schritt davon entfernten Zelte. In der Nacht hatten die Eingeborenen das Zelt von hinten gelockert und hoch- gehoben und Alles, was sie von außen mit den Händen greifen konnten, gestohlen. Unter den fehlen- den Gegenständen befand sich die Büchsflinte, der Revolver und zahlreiche Munition. Troß vieler Liebesversicherungen des Sultaus war nichts wieder- zuerhalten. Am 16. Mai treunte sich Neumann von seiner Hauptkarawane, welche unter dem Befehl des Ober- negers Walter bei Lubwasam Napoleon-Golf zurück- blieb. Walter wird in Ussoga während der Ab- wesenheit des Reisenden sammeln, ein kleiner Theil der Karawane mit den besten Schüten ist nach Chagwe und Bulamwesi, den wildreichen Nord- provinzen Ugandas am Nil, zur Jagd aufgebrochen, und Neumann selbst hat mit 30 Mann bei Ntebbi und Budduh gesammelt. Ueber die wissenschaftlichen Ergebnisse dieses Theiles der Neumannschen Reise läßt sich noch nicht viel sagen; so viel ist aber gewiß, daß die Sammlungen einen außerordentlichen Werth haben. Mehr als 2000 Vogelbälge in etwa 500 Arten, alle verfügbaren Gefäse mit Spirituspräparaten an- gefüllt, große Mengen von Säugethieren aus Gegen- den, welche noch niemals wissenschaftlich durchforscht sind, müssen ungeahnte Schähße bergen. Dazu kommt, daß Neumann sich speziell für die Verbreitung der einzelnen Thierarten interessirt und sorgfältig auf- zeichnet, wo zum ersten Male eine ihm neue Thier- form erscheint. Der Reisende ist fast um den ganzen See herumgekommen und hat dabei feststellen können, daß die Faung an den verschiedenen Küsten sehr verschieden ist. Hier treffen sich die Thierwelt des tropischen Urwaldes mit der Savannenfanna des Ostens, und in einzelnen Gegenden mischen sich nord- östliche Formen sehr stark ein. Es wäre wohl zu wünschen, daß sowohl in Muansa als auch in Bukoba- und womöglich in Ruhanda Zoologen Gelegenheit geboten würde, der Erforschung der Thierwelt sich zu widmen. Ganz abgesehen von dem wissenschaftlichen Werthe, welche eine planmäßige Untersuchung der Fauna unserer Schutßgebiete besitzt, dürften in abseh- barer Zeit auch für den Handel die zahlreichen, zum Theil sehr werthvollen Pelzthiere des tropischen Afrika eine nicht zu unterschäbende Bedentung ge- winnen, und die Kenntniß derselben bedarf deshalb sehr der Förderung. atschie. Gefecht bei Ujanfl. Auf wiederholte Klagen hin, daß beim Sultan Mdiga von Ujansi sich Wahehebanden aufhielten, welche die Karawanen überfielen und die Gegend beunruhigten, unternahm Lientenant v. Bothmer auf Anweisung des Stationschefs von Tabora am 31. Mai d. Is. mit Lientenank Halliersch, Unter- offizier Spiegel, Lazarethgehülsen Grucza und 50 Mann einen Zug nach Ujansi. 9 Mit Unterstützung von 80 bis 100 Kriegern des Sultans Wamba von Kilurumu (auf den Karten „Mgongo Thembo“) gelang es, die etwa 400 Mann starke, aus Wayansis und Wahehes bestehende Räu- berhorde, welche Ujansi durch lebhaftes Gewehrfeuer zu vertheidigen suchte, zu schlagen und mit zahlreichen Verlusten in die Flucht zu treiben. Der Ort wurde nach der Einnahme niedergebrannt. Bei den be- nachbarten Stämmen hat die Bestrafung der Räuber große Freude hervorgerufen. Am 25. Juni traf die Expedition, welche nur eine leichte Verwundung des Unteroffiziers Spiegel zu beklagen hatte, in Tabora wieder ein. Kamerrun. Ueber die Fortführung der Stvafexpedition gegen die Miangesen") berichtet der Lieutenant in der Kaiserlichen Schutz= truppe Dominik Folgendes: Kamerun, 1. Juni 1894. Euer Hochwohlgeboren kann ich über die mili- tärischen Ereignisse im Miangesengebiet gehorsamst berichten, was folgt: Am Donnerstag, den 3. Mai nachmittags, ließ mich der Hauptmann Morgen, der seither die Führung der Miangexpedition in Händen gchabt hatte, mit dem Büchsenmacher Zimmermann (früher im Leib-Grenadier-Regiment Nr. 8), 75 Sudanesen und rund 80 Wey= und Sierra-Leone-Leuten im Abogebiet zurück, mit dem Auftrag, die Miang- expedition zu Ende zu führen, d. h. die Miangesen zur völligen Unterwersung unter das Kaiserliche Gouvernement und zur Auslieserung des Häuptlings Mbia und des Haupträdelsführers der Oppositions- partei des Pen zu zwingen. Wie aus dem Bericht des Hauptmanns Morgen hervorgeht, hatten wir die Miangesen völlig über- rascht, dieselben waren zum großen Theil in den Busch geflohen und unser Wissen über ihren Ver- *) Vergl. Deutsches Kolonialblatt 1894 S. 340.