— 637 küche mit Speiferäumen für die Mannschaften. Noch weiter westlich, mehr nach der Straße und der Thal- sohle hin, etwa in einer Höhe, welche zwischen Schwesternwohnung und Truppenküche liegt, befindet sich das kürzlich von einem Brande heimgesuchte, jedoch schon wiederhergestellte Proviantmagozin mit den Wohnräumen für den Proviant= und Postmeisier, Herrn v. Goldammer. Etwa 300 m siüdlich der Festung liegt auf dem Nücken des Höhenzuges, jedoch weit tiefer als die Feste, mein Wohnhaus und von diesem etwa 100 Schritt in südlicher Nichtung ent- fernt der große Neubau des Lazareths. Die nächste Umgebung des nach Westen zu (von der Höhe aus) gelegenen Flußthals ist durch die stattlichen Häuser unserer hiesigen Kaufleute, welche jedoch stets 100 bis 200 m auseinanderliegen, bekleidet. Zwischen letzteren mehr unregelmäßig, zu Füßen der Festung und am Nordende des ersterwähnten Höhenrückens dagegen genau in Reih und Glied erbaut, befindet sich eine große Anzahl sogenannter Pontoks, d. h. ganz primitiv aus Aesten und Gras hergestellter bienen- korbartiger Hütten der Eingeborenen (Bastards, Kaffern, Hottentotten) und verleiht dem Ganzen ein seltsames, eigenartiges und recht interessantes Gepräge, bringt so recht die europäische Kultur in unmittel- barster Nähe und Berührung afrikanischen Lebens zur Anschauung. Der Höhenrücken, auf dem die Kasernements und die Festung liegen, das eigentliche Centrum Groß- Windhoeck, verläuft nicht eben, so daß man z. B. von dem Gebäude der Landeshauptmannschaft bis zu dem meinigen nicht freie Uebersicht hat (da beide tief liegen), von beiden aber bequem die Festung bezw. ihre Thürme sehen kann; er beginnt etwa an der Stelle, wo das Gebäude der Landeshauptmann- schaft steht. An dem erwähnten Westabhange befinden sich auch verschiedene, zum Theil recht vorgeschrittene Gartenanlagen, von denen namentlich die beiden Truppengärten hervorzuheben sind. Im kommenden Jahre soll zwischen Festung und meinem Hause Kirche und Wohnhaus für den Pastor erbaut werden. Das Leben in dieser Kolonie legt wohl mehr als in unseren anderen Kolonien Entbehrungen auf. Wie durch den überaus schweren Landtransport und den immer noch recht langsamen Seeverkehr die Verpflegung hier- zulande eine höchst monotone und wenig verlockende ist, so bietet auch das geistige und gesellige Leben so gut wie gar keine Abwechslung und Anregung. Das einzige Vergnügen, welches auch so ziemlich jeder Weiße hier genießt, besteht im Reiten. Deutsch-Menu-Guinea. Keu-. Guinea-Mark. Die von der Neu-Guinea-Kompagnie zum Umlauf in ihrem Schutzgebiete der Südsee bestimmten neuen Münzen sind zum großen Theil fertiggestellt. Aus- geprägt werden unter dem Namen „Neu-Guinea- Mark“ 1. Goldmünzen: Zwanzig= und Zehn-Neu- Guinea-Markstücke, 2. als Silbermünzen: Fünf-, Zwei-, Ein= und Halb-Neu-Guinea-Markstücke, und unter dem Namen „Neu-Guinea-Pfennige“ 3. als Bronzemünzen: Zehnpfeunigstücke, 4. als Kupfer- münzen: Zweipfennigstücke und Einpfennigstücke; die Goldmünzen aus einer Mischung von 900 Tausend- theilen feinen Goldes und 100 Tausendtheilen Kupfer, die Silbermünzen aus einer Mischung von 900 Tau- sendtheilen feinen Silbers und 100 Tausendtheilen upfer. Die Gold-, Silber= und Bronzemünzen tragen auf der einen Seite das Bild eines Paradies- vogels, auf der anderen die Umschrift „Neu-Guinea- Compagnie“ sowie die Werthbezeichnung und das Jahr der Prägung, die Kupfermünzen auf der einen Seite die Inschrift „Neu-Guinea-Compagnie“, auf der anderen die Werthbezeichuung und das Jahr der Prägung. Die Neu-Guinea-Münzen gelten im Bereich des Schutzgebiekes neben den Münzen des Deutschen Reiches als gesetzliches Zahlungsmitktel in gleichem Werthe wie die entsprechenden Stücke des Letzteren. Rus dem Bereiche der Missivnen und der Antisklaverei-Bewegung. Der Missionsgesellschaft der Pallotiner in Rom ist die Genehmigung ertheilt worden, zur Ausbildung dentscher Missionsschwestern für die Heidenmission, namentlich in den deutschen Schutzgebieten (Kamerun), eine Niederlassung in Limburg an der Lahn zu errichten. In siebenter ergänzter Auflage ist soeben das sehr hübsch ausgestattete, lehrreiche Schrisichen des früheren Sekretärs der Basler Mission Römer: „Kamerun, Land, Leute und Mission“ erschienen. Das Bändchen, welches nur 20 Pfl. kostet, enthält eine gute Karte des Schutzgebietes und zahlreiche Illustrationen. Es bietet außer einer anschaulichen Schilderung Kameruns, seiner Bewohner und wirth- schaftlichen Verhältnisse auch eine lesenswerthe Ge- schichte der Missionsbestrebungen daselbst, welche 1845 durch Alfred Saker begonnen wurden. Die Basler Mission besitzt gegenwärtig fünf Hauptstationen und übt ihre Thätigkeit in 50 Dörfern. Die Zahl der von ihr getauften Eingeborenen beläuft sich auf 912. Die Missionsschulen werden von 1500 Kindern be- sucht. Es wirken für sie in Kamerun 13 Missionare, 3 Handwerker und 44 eingeborene Mitarbeiter. Ueber das erste Jahr der Missionsstation Lome in Westafrika berichtet der Missionar Georg Ansel- mann der Mission vom heiligen Geiste im „St. Michaels-Kalender"“ Folgendes: Nahezu 30 Kinder finden jeßt in der Mission Unterkunft. Darunter sind ziemlich viele, die sich