die Farbe, die dem vorbeugen sollte, hier eintreffen wird, ist nicht abzusehen, ein Verlust derselben unter- wegs aber so gut wie ausgeschlossen. Jeder unbefangene Leser dürste nach solchen Beispielen, die nur ein Symptom der Gesammtlage bilden, die Berechtigung von Reformbestrebungen zu- geben. Wenden wir uns daher von den unerfreu- lichen Zuständen der Gegenwart ab und erörtern die Frage, wie sich eine prompte und schnelle Postver- bindung ohne unverhältnißmäßige Kosten herstellen ließe. Es handelt sich dabei nur um die Strecke Korogwe — Kilimandjaro, da bis Korogwe in einiger Zeit die Eisenbahn führen wird. Wir haben mm früher bei der Besprechung der für das Binnenland geeigneten Transportmittel in den Kameelen Last- thiere kennen gelernt, deren Ansprüchen dieses Land zusagen dürfte. Wir machten damals schon darauf aufmerksam, daß es neben den Lastkameelen eine be- sondere zu schnellerer Beförderung geeignete Nasse, die Reitkameele, gebe. Auf diese möchte ich hier mit Nachdruck verweisen. Zur Charakterisirung der- selben soll die Schilderung folgen, welche Brehm, der sie selbst kennen lernte, von ihnen entwirft: „Man bezeichnet in (Nord-) Afrika die leichten und abgerichteten Reitkameele mit dem Namen * Hedjine oder Pilgerkameele und nennt den auf ihnen Neitenden Hedjane, versteht aber zunächst bloß die eigentlichen Botenreiter unter diesem Worte. Solche Botenreiter nun legen in kurzer Zeit fast unglaublich große Strecken zurück. Berühmt sind die Dromedare, welche in der Nähe von Esneh in Oberägypten gezüchtet werden, und noch berühmter die wirklich unübertrefflichen der Bischarin im Ost- Sudan. Auf einen solchen Hedjin durchritt Mo- hammed Ali flüchtend in einem Zuge von Kairo nach Alexandria 175 km und brauchte hierzu nur 12 Stunden. In Aegypten und Nubien nennt man Dromedare, welche 10 Mahhadas oder Haltestellen auf dem Karawanenwege in einem Tage durchlausen, geradezu Zehnere (Aaschari) und schätzt sie mit Recht sehr hoch; denn eine Mahhada liegt in der Regel zwischen 10 und 14 auch bis 18 km von der anderen. Einen solchen Nitt hält kein Pferd aus, es mag so gut sein, wie es will. Anfangs übertrifft wohl die Schnelligkeit eines trabenden Pferdes die des Kameels, wenn es in gleichem Schrilt geht, sehr bald aber bleibt das erstere weit zurück und das Kameel trabt nach wie vor seinen Gang weiter. Läßt man ein Reitkameel in der Miltagszeit ruhen, reilet es sonst aber vom frühen Morgen bis zur späten Nacht, so kann man das Thier 16 Stunden lang Trab laufen lassen und dann bequem eine Ent- fernung von 140 km durchreiten. Ein gutes Kameel, welches ordentlich gefüttert und getränkt wird, hält solche Anstrengungen, ohne Rasttag dazwischen, 3 und selbst 4 Tage aus und mag dann über 500 km zurücklegen.“ 654 Zwischen einem „Bischarin“ und dem ägyptischen Lastkameele macht sich, wie der genannte Gewährs- mamn bemerkt, ein ebenso großer Unterschied bemerk- lich „wie zwischen einem arabischen Rosse und einem Karrengaul“. Das spricht sich auch im Preise aus, über dessen Niedrigkeit man gleichwohl staunen muß. Ein ausgezeichneter Bischarin wird, wenn man ihn aus erster Hand nimmt, mit 200 bis 300 Mark bezahlt, ein gewöhnliches Lastkameel kostet selten mehr als 90 Mark. Unter diesen Umständen verdient ein Versuch, Reitkameele zum Postdienst in unseren ostafrikanischen Steppengebieten heranzuziehen, eine sehr eingehende Erwägung. Die Ansprüche, welche die Thiere an die Wegsamkeit des Terrains siellen, sind nach der Erfahrung meines Kollegen Dr. Volkens, welcher sie während eines dreivierteljährigen Ausenthaltes in der ägyptisch-arabischen Wüste oft beobachten konnte, gering. Von geebneten Straßen ist auch dort nicht die Rede, nur durch das öftere Passiren derselben Noute erhält diese das Aussehen eines Weges. Die Wüste hat zudem durchaus keinen so tafelförmigen Habitus, wie man sich bei uns gewöhnlich vorstellt. Der hier in Frage kommende Landstrich zwischen Korogwe und dem Kilimandjaro ist in seinem weit- aus größten Theile, dem Gebiet des oberen Pangani, wohl von solcher Beschaffenheit, daß die Passirbarkeit durch Reitkameele kaum künstlich erleichtert zu werden braucht. Baumann, der die Gegend durchzog, sagt: „Reichere Vegetation findet man nur an den Abfällen der Flußrinne oder in unmittelbarster Nach- barschaft derselben. Alles umliegende Land kann nur als Wüste bezeichnet werden.“ Gehen wir nun von dem in dieser Abhandlung steis befolgten Prinzip aus, nur miltlere oder schwache Leisiungen zu ver- langen, so ließe sich unter Benutzung der gegebenen Kulturstätten als Rastplätze die Strecke Korogwe— Kilimandjaro in 5, zwischen 50 und 70 km schwan- kende Tagesstrecken zerlegen. Die Route brauchte sich nicht an den Pangani zu halten; man könnte den weit nach Südwesten ausgeschweisten Bogen zwischen Opuni und Buiko abschneiden und der Ein- senlung zwischen den Masimani= und Lassitibergen einerseits und den Kwa Ndujibergen andererseits folgen. Diese Route würde, wie aus der beiliegenden Karte zu entnehmen ist, in nachsolgende fünf Elappen zerfallen: 1. Korogwe—Sapanga 60 km 2. Sapanga—Hedarn 582 3. Hedaru— Opuni — 4. Opuni—Ronga 46½ 5. Ronga—Rau 51 - Es ist ferner erforderlich, mit den Reitkameelen, welche man vielleicht aus Massaua beziehen kann, die sie reitenden und pflegenden Hedjan zu engagiren. Diese, mit der Eigenart der Thiere vertraut, würden am besten anzugeben wissen, wo dieselben zu siatio- niren sind. Immerhin dürfle es sich empfehlen, worauf ja auch Baumann (siehe oben) bereits hin-