niemals staktgesunden. Für Denjenigen, der längere D. boten. Was aber die Trunkenheit bei diesen sonst Zeit auf den Marshall-Inseln, die keine Singvögel be- siben, gewesen ist, macht der liebliche Gesang der zahlreichen finkenartigen Vögelchen einen höchst an- genehmen, fast heimathlichen Eindruck. Die Vögel sind grau und haben die Größe der Nachtigall. Leider ist es noch nicht gelungen, sie auf den anderen Inselu anzusiedeln, da sie in der Gefangenschaft sofort eingehen. Die Eingeborenen von Nauru sind von schöner schlanker Körperbildung mit großen dunklen Augen und angenehmen offenen Gesichtszügen; sie stehen nach meiner Meinung nach jeder Richtung hin weit höher als die Kanaker der Marshall-Inseln. Auch ihre Sprache ist wesentlich von der der Marshallaner verschieden, wie folgende Beispiele zeigen: in Naurn: in Marshallanisch: Reife Kokosnuß: anakiwi weini Fisch: je jok Schiff: demano wanbelli Frau: En gara Wasser: cback rẽn Meer: gitit mato. Es läßt sich daraus ersehen, daß irgend welche Verwandtschaft zwischen beiden Sprachen nicht be- sieht. Auch mit der Gilbertsprache hat die Nauru- sprache nur wenig gemein. Die Nauruleute, Männer und Frauen, gehen bis auf den kurzen Grasrock, an dessen Stelle bei schwangeren Frauen eine Matte tritt, völlig nackt umher. Freundlich, harmlos und zutraulich um- siehen die hübschen braunen Gestalten den weißen fremden Mann oder das Haus, in dem er wohnt. Jedes, auch das kleinste Geschenk ersüllt sie mit hellem Jubel, und selbst eine Schachtel Streichhölzer oder eine Stange Tabak wird gewissenhaft mit den Nachbarn getheilt. Die in Nauru lebenden wenigen Weißen können die Ehrlichkeit und Gutmüthigkeit der Eingeborenen nicht genug rühmen, und man kann es heute kaum noch verstehen, wie zwischen diesen Leuten jene erbitterten Kämpse wüthen konnten, die die männliche Bevölkerung seiner Zeit beinahe vernichtet haben. Die Spuren dieser anarchischen Zustände, die erst ihr Ende durch die Entwaffnung der Eingeborenen durch den früheren Kommissar Sonnenschein und die Besatzung S. M. Kr. „Eber“ gefunden haben, treten noch heute, namentlich auf dem mehr lupirten Terrain des Innern zu Tage. Man durfte damals keinen Schrikt in das freie Feld thun, ohne daß cinem ein Dutend Winchesterkugeln um die Ohren pfiffen, und heute kann man versichern, daß die Nauruleute die Letzten in der Marshallgruppe sein werden, denen nach Krieg gelüstete. Ihr gefährlichster Feind sind ohne Zweisel die geistigen Getränke, vor Allem der „sauere“ Toddy, gewonnen aus dem Saft der Kokosnußpalmen; die Zubereitung desselben ist, wie bekannt, seit der Besitz- ergreifung der Insel durch das Deutsche Reich ver- so harmlosen Leuten anrichten kann, dafür lieferte ein Gerichtsfall, den ich zu entscheiden hatte, ein lehrreiches Beispiel. Ein betrunkener weißer Händler hatte — er ist selbstverständlich dafür in Strafe ge- nommen — einem Eingeborenen Schnaps gegeben. Die Folge war, daß der sonst ganz ruhige und schon ältere Mann sich wie ein Rasender geberdete, über seinen Häuptling ohne jeden Grund herfiel und ihm mit einem großen Stein einen schweren Bruch des Schädels beibrachte. Der Heäuptling wurde merkwürdigerweise und dank seiner guten Konstitution geheilt. Der Attentäter ist zu ciner längeren Freiheitsstrafe (6 Monate), verbunden mit Zwangsarbeit, verurtheilt worden. Der kommissarische Bezirksamtmann Jung hält übrigens mit aller Stiuge auf die Befolgung der bezüglichen Verordnungen und bringt jede Uebertretung des Verbots des Ausschanks geistiger Getränke an Eingeborene zu strenger Be- strafung. In engem Zusammenhange mit der völlig ab- geschiedenen Lage der Insel und der dadurch be- dingten geringen Berührung der Eingeborenen mit der Kultur steht ihr kindlicher Aberglaube, der zugleich die Stelle der Neligion bei ihnen vertritt. Ueberall in der Natur sehen sie gute und böse Geister, die, wie sie meinen, die Seelen ihrer ver- siorbenen Häuptlinge in sich aufnehmen. Sie errichten ihnen deswegen leere Sleingräber und opfern dort als Geschenke süßen Toddy, einen ungefährlichen, alkohollosen Palmmost, Kokosnüsse und Tabak. Zauberei, Wahrsagekunst und der Tabu (Bann) sind noch heute lebhaft im Schwange, und sobald die Dunkelheit eintritt, erblickt man selten Jemand allein außerhalb seiner Hütte unter den Palmen. Sie sind noch völlig Heiden, und die Bekehrungs- versuche der amerikanischen Mission durch eingeborene Missionare aus den Gilbert-Inseln sind völlig ohne Erfolg geblieben. Die Eingeborenen halten streng auf Sittlichkeit und die Geburt eines unehelichen Kindes gilt als große Schande. Ebenso unbekannt ist der Ehebruch. Dagegen kommt es wohl vor, daß die Häuptlinge wie in den Marshall-Inseln mehrere Frauen haben, und ebenso, daß zwei Männer sich in eine Frau theilen. Der Volksaberglaube richtet sich auch gegen die Geburt von Zwillingen. Sind sie von demselben Geschlecht, so läßt man sie am Leben, sind sie aber verschiedenen Geschlechts, dann wird noch heute eines der Kinder, ohne daß man es zu hindern vermag, getödtet. Mit dieser geschlechtlichen Zurückhaltung der Naurufrauen hängt es zusammen, daß die Syphilis, dieses für die Be- wohner der Marshall-Inseln so unheilvoll gewordene Gastgeschenk der weißen Männer, in Nauru niemals so verheerend aufgetreten ist, wie auf den übrigen Inseln des Schutzgebiets. Der mitanwesende Re- gierungsarzt war jetzt in der glücklichen Lage, konstatiren zu können, daß die Syphilis wie der Ringwurm, die bekaunte ansteckende Hautkrankheit