Der Lieutenant Jany wurde darauf an die Ein- bruchsslelle herangezogen und außerhalb belassen, um jede feindliche Störung im Rücken zu verhindern. Nach dem Abstieg vom Dache hatten sich die Sturm- kolonnen getheilt, die linke war in die obere Boma über den Fluß hinübergegangen, die rechte hatte sich in den anderen Theil gewandt. Die Reserve wurde diesen beiden Abtheilungen nachgeschickt, und zwar die 5. Kompagnie mit zwei Zügen der 3. und 4., wo der Kampf am heftigsten tobte, das Detachement Ulanga der 6. und 12. Kom- pagnie, wo sehr bald das Feuer schwächer wurde. Ich selbst begab mich auf den freien Platz in der Nähe des Flusses, um hier für alle Meldungen gleich zu finden zu sein. Nach dem Eindringen in die Stadt hatten sich, wie schon gesagt, die Sturmkolonnen getrennt und in sich wieder kompagnieweise getheilt; die 12. Kom- pagnic war direkt nach der oberen Boma marschirt und hatte diese ohne erheblichen Widerstand ge- nommen und besetzt, die G. Kompagnic war ziemlich geradcaus bis zur jenseitigen Umwallung und durch diese hindurch vorgedrungen, ohne auf erheblichen Widersland zu stoßen, war aber dann, auch ge- zwungen durch eigenes Rückenfeuer, das sic erhielt, wieder umgedreht. Die 3. und 4. Kompagnie hatten sich nach rechts gewandt und hier Haus für Haus und Gehöft für Gehöft im Nahkampf slürmen müssen; Um 7 Uhr traf die 6. Kompagnie und der Zug des Lieutenants Link auf dem freien Platze bei mir wieder ein und erhielt den Befehl, hier als Reserve stehen zu bleiben und nur die nächstgelegenen Temben, aus denen hin und wieder noch einzelne Schüsse fielen, abzusuchen und zu säubern. Auch das Feuer bei der 3. und 4. Kompagnie war mittlerweile schwächer geworden, so daß ich mich zur 12. Kom- pagnie begab, mu mich dort durch Augenschein von der Situation zu überzeugen, namentlich da der Punkt als übersichtlichster demnächst für die Konzen= tration der Truppen in Aussicht genommen war. Eben dort angelommen, verstärkte sich das Feuer in der anderen Stadthälfte wieder erheblich, so daß ich sofort umkehrte und bei meiner Rückkehr bei der 6. Kompagnie diese sowie den mittlerweile herbei- gekommenen Kompagnieführer Prince mit der 3., 4. und 5. Kompagnie wieder im heftigen Gefecht gegen die eigentliche innere Sultansboma fand. Während bei dem ersten Durchgehen der 3. und 4. Kompagnie durch die nördliche Stadthälfte sie sich meistens an der äuseren Umwallung gehalten hatten und die Sultanstembe verhältnißmäßig wenig be- rührt hatten, war die 7. Kompagnie bei dem Ab- suchen der Häuser direkt auf diese gestoßen und es war nun vereint der Angriff auf dieselbe unter- nommen, wobei sich aber herausstellte, daß ein Sturm ohne Sturmleitern und eventuelle Geschützvorbereitung unmöglich war. In kurzer Zeit hatte die Truppe hier recht erhebliche Verluste erlitten und lag nun zum Theil in einer Sandgrube, wenige Meter vor 42 der Umfassungsmauer, der Rest stand hinter einigen Häusern, welche etwa 20 m von der Umfassungs- maner der Sultanstembe ab lagen. Es wurden sofort Sturmleilern und das schwere Geschütz heran- beordert; das Geschütz fuhr 20 m vor der Sultans- tembe auf und gab, selbst heftig beschossen, mehrere Granatschüsse in die Tembe ab. Gleichzeitig gingen die Kompagnien mit den Sturmleitern unter Hurrah vor, das Dach der Tembe wurde erstiegen, in die inneren Höfe hinabgesprungen. Mit diesem letzten Sturm war der Tag zu unseren Gunsten entschieden. Kuirenga war ge- nommen. Was nicht schon vom Feinde geflohen war, suchte das Weite. Aber die Verluste, welche die Einnahme ge- kostet hatte, waren im Verhältniß zur Truppenzahl recht bedeutende. Es waren todt der Lientenant Maaß und 8 Askaris, verwundet die Lieutenants v. Kleist, Engelhard und Unteroffizier Jaenke, 29 Askaris schwer, 15 Askaris leicht verwundet. Alle Verwundungen rührten ausschließlich von Mauser- gewehren her. Bei der späteren Revision stellte sich heraus, daß der Patronenverbrauch unserer Askaris ein verhältnißmäßig nur geringer gewesen war: es waren pro Mann etwa 30 Patronen verschossen. Das gewaltige Feuer hatte zum weitaus größten Theile vom Feinde hergerührt und stammte aus den bei der Zelewski-Katastrophe verloren gegangenen Ge- wehren. Von diesen wurden etwa 150 wieder- gewonnen, sowic zwei Maximgeschütze und ein 4,7 cm Geschütz wiedergefunden. Die übrigen Ge- wehre sind vermuthlich vom fliehenden Feinde mit- genommen worden. Außerdem wurden erbeutet sehr bedeutende Massen an Elfenbein, Stoffen, etwa 20 000 bis 30 000 Pfd. Pulver, gegen 2000 Stück Nindvieh und 5000 Stück Ziegen und Schafe; 1500 Frauen und Kinder wurden gefangen genommen; Im Verlaufe dieses und des nächsien Tages wurden vom Gegner gegen 250 Todte begraben, ein großer Theil, der auf der Flucht erschossen wurde, lag noch außerhalb der Stadt, so daß der Gesammtverlust des Gegners an Todten mindestens 300 Mamn beträgt. Um 9⅛½ Uhr wurden die Kompagnien in dem westlichen oberen Theil der Stadt in der verhältniß- mäßig gut erhaltenen Boma vereinigt, nur die 4. Kompagnie blieb vorläusig im anderen Theil, un das Fortschaffen der erbeuteten Gegenstände zu sichern und die Stadt nach weiteren Sachen, sowie auch nach Verwundeten abzusuchen und dann allmählich mit dem Zerstören der Hauser 2c. vorzugehen. Da es unmöglich war, die Pulvermassen fortzuschaffen, erhielt die 4. Kompagnie den Befehl, sie in die Luft zu sprengen. Der 1. und 2. November wurde benutzt, um den Truppen die nöthige Ruhe zu geben, die Todten zu beerdigen und die Stadt, soweit es bei ihrer soliden Bauark möglich war, von Grund aus zu zerstören. Vom Gegner war weit und breit nichts mehr zu