3. Die unter dem Einfluß der Fetischpriester mit aller Strenge beigetriebene Fetischsteuer, welche jeder Jakrimanen, der als Middleman in der Land- schaft Benin Handel zu treiben beabsichtigt, vor Be- ginn seines Handelsbetriebes in der Form einer jährlichen, überaus hohen Lizenzgebühr an den König von Benin zu entrichten hat. Neben dieser Steuer erhebt der König nicht selten noch außerdem im Laufe desselben Jahres weitere Gebühren von den Middlemen. Wird die Entrichtung derselben verweigert, so unter- sagt der König einfach die Fortsetzung des Handels- betriebes oder sucht sich auch durch Einfälle in das Gebiet der Jakrilente schadlos zu halten. 4. Die mangelnde Einsicht der Eingeborenen, daß die Preise der Produkte an den Marktplätzen der Weißen naturgemäß häufigen Schwankungen unterliegen. Sobald die weißen Händler ihnen ent- sprechend dem gesunkenen Preisstande auf dem heimath- lichen Markte einen niedrigeren Preis bieten, ziehen sie es meistens vor, die Waare solange zurückzuhalten, bis der Preis sich wieder gehoben hat. Der Bericht verspricht sich eine Besserung hierin, sobald Lesen und Schreiben unter den Jakrilenten eine größere Ausbreitung gefunden hätten und dieselben dann im Stande wären, über den europäischen Preisstand der Landeserzeugnisse ans den Zeitungen sich zu unterrichten. 5. Schließlich der Versuch zweier weißer Händler, ohne Vermittlung der Jakrilente unmittelbar mit den Benin= und Soboleuten in Beziehung zu treten. Die Jakrilente haben diesen Versuchen natürlich den leb- haftesten Widersland geleistet und insbesondere den Soboleulen jeden unmittelbaren Handelsverkehr mit den Weißen auf das Strengste untersagt. Der Vize- konsul räth dringend davon ab, dem an sich wün- schenswerthen Vordringen der weißen Händler durch Gewaltmaßregeln Vorschub zu leisten, da hierdurch der Handel auf lange Zeit aufs Schwerste geschädigt werden würde; er verspricht sich einen Erfolg nur von allmäh- licher sictiger Weiterentwickelung jener ersten Versuche. Wie bereits erwähnt, wurden bisher aus dem Distrikt im Wesentlichen nur Palmöl und Palmkerne und nur gelegentlich auch Gummi und Elfenbein ausgeführt. Der Bericht führt indeß daneben noch eine große Anzahl anderer unmittelbarer Naturprodukte des Distrikts auf: Kopal, Gummi arabikum, Kur- kuma (lurmerik), Weihrauch, Pflanzenfasern ver- schiedenster Art, Mahagoni und mannigfache Hart- hölzer. Auch wird der künftige Anbau von Tabak, Kakao und Kaffee als lohnend und aussichtsvoll be- zeichnet. Der Vizekonful hofft bei weiterem Vor- dringen der weißen Händler und insbesondere nach Einrichtung von Missionsstationen, an denen es in dem Distrikt bisher noch gänzlich sehlt, die Einge- borenen allmählich für die Fortschritte der Kultur zu gewinnen und so nach und nach die gesammten reichen Schätze des Landes, welche zur Zeit bei der niedrigen Kulturstufe der eingeborenen Bevölkerung nur zum allergeringsten Theile ausgenutzt werden, für den Verkehr zu erschließen. 84 Rämpfe der Engländer gegen den Däuptling Nanna von Brohemie am Beninfluß (Niger-Coast.pProtectorate). In der amtlichen „London Gazette“ vom 24. De- zember v. Is. sind die Berichte des Chefs des eng- lischen Geschwaders der westafrikanischen Küste, Kontre-Admiral Bedsord, und des Kaopitäns Powell, Kommandant des Kriegsschiffes „Phoebe“ über die im August und September v. Is. statt- gehabten Kämpfe gegen den Häuptling Nanna von Brohemie veröffentlicht. Die feindliche Haltung dieses Häuptlings gegen die Regierung des Niger-Coast-- Protectorate zwang die Engländer zu militärischem Einschreiten, da Nanna von seinem schwer zugäng- lichen, zwischen dichten Mangrovewäldern, zahl- reichen Kreeks und Sümpfen gelegenen Hauptdorfe Brohemie aus das ganze Mündungsgebiet des Beninflusses beherrschte. Zu diesem Zwecke lief zu- nächst das Kriegsschiff „Alecto“ unter dem Kom- mando des Lientenants zur Sec Heugh in den Benin- fluß ein. Lientenant Heugh versuchte am 25. August v. Is., indem er mit einem Dampfkutter den Brohemie-Kreek hinauffuhr, die Lage des Hauptdorfes Nannas und dessen Widerstandsfähigkeit zu erkunden, wurde jedoch mit Geschützfener empfangen und ge- langte nur unter Verlusten mit knapper Noth zur „Alecto“ zurück. Am 26. August erschien das Kriegsschisf „Phoebe“ unter Kapitän Powell an der Ausmündung des Brohemie-Kreeks, wo sich auch der siellvertretende Generalkonsul des Niger-Coast- Protectorate, Mr. Moor eingefunden hatte. Da die Rekognoszirungen ergaben, daß das Dorf Nannas an einem, mindestens eine Meile langen, schmalen Kreek oder besser Graben gelegen war, der an ver- schiedenen Stellen durch Batterien Nannas beherrscht wurde, so schien nur ein Angriff von der Landseite aus möglich. Kapitän Powell ließ daher, nach- dem er die zu dem Dorse führenden Wasserläufe, um die Zufuhr von Lebensmitteln und Munition zu verhindern, abgesperrt hatte, am 28. August auf dem linken User des Kreeks einen Trupp Arbeiter landen, welcher unler militärischer Bedeckung durch den Mangrovewald einen Weg schlug. Am 29. August wurde mit einer kombinirten Truppe von Haussasoldaten, dem Landungskorps der „Phoebe“ und dem Raketen-Detachement der „Alecto“ unter Mitführung eines 7-Pfünders und zweier Maximgeschüße der Angriff auf Brohemiedorf ver- sucht. Zuerst ging Alles gut. Der Weg durch den Busch wurde glücklich zurückgelegt, ein Verhau, der mit 23 Kanonen armirt und durch einen vorliegenden Wasserlauf gedeckt war, wurde, ohne Widerstand zu finden, genommen, und die Engländer gelangten in die unmittelbare Nähe des Dorses. Etwa 200 Yards vor den ersten Häusern mußte ein Kreek, breiter und tiefer als die übrigen, überschritten werden. Um die Geschütze hinüber zu schaffen, wurden Bäume gefällt und eine Brücke geschlagen. Einige Häufer wurden mit Sturm genommen, andere in Brand geschossen;