Tembe wurde als Viehboma, eine kleinere als Laza- reth eingerichtet. Durch täglich ausgesandte Offizierpatronillen konnte ich feststellen, daß größere Ansammlungen der Feinde in unserer Nähe nicht stattfanden; nur ein- zelne Wahehe, meist Weiber, die durch Hunger ge- trieben in die Nähe unseres Lagers kamen, wurden gesehen, entflohen aber, sobald sie unser ansichtig wurden. Die Gefangenen, die durch Patronillen oder durch Träger gemacht wurden, sagten übereinstimmend aus, daß überall große Hungersnoth herrsche. Sämmt- liche Lebensmittel seien bei unserem Herannahen auf Befehl des Kwaba nach Kuirenga gebracht worden, wo sie uns in die Hände fielen. Auch freiwillig kamen Leute täglich, meist früher geraubte in Kondoa, Ugogo, Usanga, Chutu, Mahenge und bei Kiwanga. Dieselben bestätigten die Angaben der Gefangenen. Wohin der Kwaba selbst geflohen ist, läßt sich mit Sicherheit nicht feststellen; Einige behaupten, er halte sich in den Bergen bei Kuirenga versleckt, Andere, er sei nach Ugogo, wieder Andere, er sei nach Ubena geflohen. Das Leßtere erscheint mir als das Wahrscheinlichste. Durch Patrouillen wurden die zahlreichen, in erreichbarer Nähe liegenden Temben zerstört. Lebens- mittel, die zum Theil auf den Feldern vergraben waren, konnten in großer Menge ausgespeichert wer- den, außerdem wurden aus Kuirenga selbst täglich noch etwa 50 Lasten Verpflegung herausgeholt, so daß die Verpflegungsfrage keinerlei Schwierigkeiten bot. Einmal schien es, als ob die Wahehe Friedens= unterhandlungen anknüpfen wollten; bald aber stellte sich heraus, daß der Belreffende, vielleicht vom Hun- ger getrieben, die gröbsten Lügen ersonnen hatte, um uns zu täuschen. Der Mann wurde an die Kette gelegt, entkam aber leider während des Marsches. In den letzten Wochen unseres Aufenthaltes am Ruaha sowie auch während des Marsches und des Aufenthaltes am Ruaha-Mpangali waren starle Regengüsse häufig. Da für das erbentete Vieh die Weide luapp wurde, wurde in den letzten Tagen des Novembers bei Gumbira, 3 /2 Stunden flußaufwärts, ein neues befestigtes Lager gebaut, welches am 21. von dem größten Theil des Detachements bezogen wurde, während ich mit der 6. Kompagnie im alten Lager verblieb. Am 28. kam das Detachement Prince und brachte zur Verstärkung ein Detachement der 8. Kompagnie unter Lieutenant Link sowie den Arzt Dr. Simon und die nöthigen Träger für das Detachement mit. Nachdem das Detachement mit den nöthigen Lebensmitteln versehen worden war, marschirte ich am 30. November nach dem Gumbiralager ab. Am 1. Dezember wurde der Rückmarsch aus Uhehe angetreten. 133 —. Unsere Lagerplätze waren: Totamaseke kwa Mbigiri, Msomba, Muheriwasluß, Kitonga, Lukosse (zwei Mal), Ruaha, von den Wahehe Mpangali ge- nannt. Während des Marsches regnete es fast unauf- hörlich, so daß das mitgeführte Essen für Soldaten, Träger und Gefangene vollkommen verdarb; die Wege waren im Allgemeinen nicht beschwerlich, nur die tief eingeschnittenen Flußbette verursachten län- geren Aufenthalt und eine Ausdehnung der Kara- wane von 4 bis 5 Stunden. Bei Lula wurde der Weg der Hauptexpedition, bei Marenge auch der des Detachements Prince verlassen und wir gingen einen neuen Weg am Lu- kusse entlang, der dem Kwaba früher als Anmarsch- straße für die Einfälle in Kondoa gedient hatte, und der, weil fast eben, durchaus zur Benutung zu empfehlen ist. Am 7. erreichten wir den Ruaha- Mpangali. Derselbe war etwa 140 m breit, reißend und so tief, daß ein Durchschreiten desselben unmög- lich war. Es wurde sofort mit dem Bau einer Brücke begonnen, aber wir kamen nur langsam vor- wärls, da der reißende Strom die Böcke immer und immer wieder umriß. Auch mußte mit größter Vor- sicht verfahren werden, da zahlreiche Krokodile vor- handen waren; ein Träger, der sich zu weit hinaus- gewagt hatte, wurde am 8. von einem solchen geholt, ohne daß wir es verhindern konnten. Durch einen glücklichen Zufall gelangte ich am 8. in den Besit eines kleinen Einbaums, mit dem fünf Askaris auf das jenseitige User übergesetzt werden konnten, um der Station Kilossa Nachricht von unserer Ankunft und die Bitte um Uebersendung von Verpflegung zu überbringen, denn wie schon gemeldet, war sämmt- liches mitgeführte Essen durch den Regen verdorben, und daher mußte fast der gesammte Bestand an Kleinvieh geschlachtet werden, um die Leute zu er- nähren. Außerdem begannen die Fälle von Klauen- seuche sich zu mehren, so daß auch das davon be- fallene Großvieh geschlachtet werden mußte. Bis zum 14. stieg der Fluß ununterbrochen, am 12. hatte er bereils die angefangene Brücke zer- stört. Eine nach dem Lukosse unternommene Re- kognoszirung ergab, daß auch dieser Fluß unpassirbar war. Damit war mir die Möglichkeit, eintretenden- salls am Nuaha entlang nach Ulanga zu marschiren, abgeschnitten, und war das Detachement nunmehr für das Herüberschaffen von Menschen, Vieh und Lasten auf ein leckes Kanu angewiesen, welches zur Noth acht Personen faßte. Am 15. und 16. wurden die erkrankten Liente- nant Nachtigall und Arzt Dr. Simon sowie sämmtliche verwundeten und kranken Askaris unter Bedeckung des Detachements der 8. Kompagnie (Lieu- tenant Link) und unter Begleitung des Arztes Dr. Koerfer herübergebracht und nach Kilossa in Marsch gesett. Am 15. war der Wasserstand etwas niedriger und gelang es, ein Basttau über den Fluß herüber