Am 10. April erreichten wir das lehte größere Ngiladorf Kukuni. Dasselbe liegt reizend angelehnt an zwei sich steil aus der Ebene erhebende kahle Basaltkegel. Hier machen sich mohammedanischer Einfluß und Kultur schon bedeutend bemerkbar. Der Chef, ein würdiger alter Herr, glich eher einem Fullahhäuptlinge als einem Wute und schien auch sein Abhängigkeitsverhältniß zu Ngila sehr leicht aufzufassen. Steil bergauf ging es am nächsten Tage in be- schwerlichem, langem Marsche unter wollenbruchartigem Gewitlerregen dem 1000 m hoch liegenden Yoké zu, dem südlichsten Grenzorte des Tibatireiches. Die große Ortschaft steht unter einem Fullahchef, ist jedoch von mehr Haussas als Fullahs bewohnt. Die eingeborene Bevölkerung ist ein den Wutés ver- wandter Stamm, der von hier bis in die Gegend von Sanserni sitzt. Die Bauart der Häuser ist ganz dieselbe, wie ich sie in ganz Adamauga gefunden habe, selten stehen einzelne Häuser für sich, sondern der einer Familie gehörige Komplex ist eingefriedigt, und den Eingang in denselben bildet eine runde gedeckte Halle, welche zugleich als Versammlungsort für die Männer dient. Hier fand ich auch den ersten Markt, doch war derselbe nicht sehr bedentend. Immerhin war es mir insofern sehr angenehm, als ich dadurch in die Lage kam, Stoffe für Kaurimuscheln um- tauschen zu können, um mit diesen meine Leute läglich auszuzahlen, so daß dieselben in der Lage waren, sich ihre Tagesration selbst zu beschaffen. Auch weiße Perlen wurden statt der Kauris in Zahlung genommen, und ich konnte hier meine seit dem Aufenthalt in Ngila bedenklich geschwundenen Stoffvorräthe wieder schonen. Dokö hat auch einen ziemlich großen gedeckten Betplatz, auf welchem ich zahlreiche Gläubige ihre Gebete verrichten sah und woselbst an jedem Freitag ein mohammedanischer Priester den Gottesdienst abhält. Am nächsten Morgen hatte ich ein langes Pa- lawer mit dem freundlichen Chef, der uns in seiner Nähe schöne Hütten angewiesen hatte. Er machte meine längst gehegten Befürchtungen wahr, indem er mir mittheilte, er dürfe nicht dulden, daß ich das Gebiet von Tibati passire, ohne vorher den Herrscher in Sanserni begrüßt zu haben. Ich müsse Boten dorthin senden und bis zu deren Rückkehr hier bleiben. Wohl oder übel mußte ich mich in das Unvermeid-= liche schicken, und es war mir eigentlich auch nur deshalb unangenehm, weil ich voraussah, daß mich dieser Aufenthalt wieder einen großen Theil meiner Vorräthe kosten würde. Uebrigens könnte es für das Schußgebiet nur von großem Nutzen sein, wenn wieder einmal eine Expedition zu dem so sehr ge- rühmten Lamido von Tibati kommen würde. Ich sandte also drei Boten nach Sanserni, ließ den Lamido begrüßen und ihn bitten, mir zu gestatten, daß ich möglichst bald zu ihm komme. 136 Vorwurf zu einem Ballet abgeben. Der Aufenthalt in dem hochgelegenen Yoklé, mit dessen gutmüthigem Chef und gasllichen Bewohnern wir im schönsten Einvernehmen lebten, würde ein Lichtpunkt in der ganzen Expedition gewesen sein, hätten wir hier nicht den Expeditionsmeister Gill- wald, der schon in Ngila an Dysenteric erkrankt war, am 17. April durch den Tod verloren. Jeg- liche Pflege und alle Mittel, welche wir gegen die tückische Krankheit anwandten, waren vergebens. In die Zeit meines Aufenthaltes in Yoko fielen auch große mohammedanische Feiertage, welche hier änupzerst festlich begangen wurden. Der Haupttag war der 18. April, das ganze Fest mag mit Vor= und Nachfeier sechs Tage gedauert haben. Als Fest- geschenk sandte der Chef Essen und Bier und ließ Alles zur Theilnahme an sämmtlichen Festlichkeiten einladen. Diese wurden eingeleitet durch Schießen und durch den monotonen Gesang mit Trommel= begleitung, der nun Tag und Nacht keine Minute verstummte. Am Haupttage war großer Gottesdienst am Betplatze, bei welchem auch meine mohammeda- nischen Leute anwesend waren. Vor Allem aber wurden an jedem Tage Spiele aufgeführt. Diese sind dem Charakter der Fullahs entsprechend fast ausschließlich kriegerisch und würden einen herrlichen Die Tanzenden gruppirten sich in zwei Abtheilungen. Die eine Partei war mit Gewehren, die andere mit Speer, Pfeil und Schild bewaffnet. Num begannen zuerst Einzelne im Tanzschritt zu avanciren und gedeckt hinter dem Schilde den Pfeil= und Speerwurf an- zudeuten, während die Gewehrträger den Schuß markirten; allmählich betheiligten sich Mehrere, bis zulenzt beide Abtheilungen aufeinander eindrangen. Doch geschah dies Alles in größter Orduung stets unter Begleitung der Musikinstrumente im Takte. Die Pausen wurden durch Wettlaufen der Weiber ausgefüllt. Das Einzige, worin uns Yoké keine Abwechselung bot, war das Essen für uns Europäer. Auf der rauhen Hochfläche gedeiht außer Durrha und Korn wenig, und auch in der Fleischkost waren wir fast stets auf das Huhn angewiesen. Am 20. April endlich kamen meine Boten zurück mit drei Führern, welche uns der Tibatihäuptling gesandt hatle, damit sie uns möglichst rasch zu ihm bringen sollten. Am nächsten Morgen brach die Expedition nach dem Sanserni auf. Der Marsch führte auf etwa 1500 m Höhe durch fast kahles Hügelland; selten an einer Nodung oder Farm vor- über. In Dakun, dem einzigen größeren Orte, ver- ließ ich die Morgensche Route und nahm, die Nynaberge südlich umgehend, einen bedeutend näheren Weg. Je mehr wir uns dem Kriegslager näherten, um so öster krafen wir neuangelegte Farmen an, welche die dort angehäuften Menschenmassen zu ver- pflegen hatten. Dagegen habe ich nach Yakun keine Niederlassungen der Ureinwohner des Landes mehr gefunden. Diese den Dommés, einem den Wutés