Ramrrun. Bericht des Rittmeisters v. Stetten über seinen Marsch von Balinga nach Vola. (Schluß.) Wenn auch die Landstriche, welche ich seit Be- treten der Wutéländer durchmessen habe, insofern zu Adamaua zu rechnen sind, als sie im Tributär= oder selbst im Unterthanenverhältniß zu den Fullahfürsten stehen, so dürfte die eigentliche Südgrenze dieses Landes doch der mächtige Gebirgszug bilden, der, südwestlich von Banyo beginnend, sich in nordöstlicher Richtung zu den Bubandjidabergen fortsetzt. Nach Nordwest zieht sich dieser Höhenzug bis zum mäch- tigen Kamerungebirge und dürfte gleich diesem, wie sich aus häufig auftretenden Kegeln mit krater- ähnlichen Oeffnungen schließen läßt, vulkanischen Ursprungs sein. Das Land wurde um 1825 von Mallem Adama, einem Heerführer des Sultans Bello von Sokoto, erobert und ein neues mohammedanisches Reich auf den Trümmern kleiner Heidenstaaten er- richtet. Damals war die Südgrenze dieses Reiches der Südrand des oben erwähnten Gebirgszuges; im Westen grenzte es an das schon in Auflösung begriffene, große heidnische Königreich Kororofa, an die noch heute unabhängigen Bassama und an Bautschi, im Norden an Bornu, Marghi und Logga, im Oslten an Bagirmi. Dieses so begrenzte Gebiet konnte natürlich nicht mit einem Schlage vollkommen erobert werden, und die Fullahs beschränkten sich anfänglich darauf, größere Niederlassungen in Besitz zu nehmen oder anzulegen, während das zwischenliegende Land noch im Besitze der heidnischen Urbevölkerung war. Erst im Laufe der Zeit wurde diese in fortwährenden Kämpfen theils zu Sklaven gemacht, theils verdrängt; es fällt in die Zeit vor 40 bis 50 Jahren der Zug dieser Nigritier nach Westen und Südwesten, indem sie wieder ihrerseits die dort ansässigen Bantuneger näher zur Küste drängten; doch bestehen im Herzen Ada- mauas noch unabhängige Heidenreiche, welche, wie z. B. das von Galim im Geoderogebiet, alle Ver- suche der Fullahs, sie unter ihr Joch zu zwingen, blutig zurückgewiesen haben. Während Mallem Adama in Gurum, nahe der Mündung des Faro in den Benus, eine neue Hauptstadt gründete und be- müht war, das umlicgende Land vollkommen unter seine Botmäßigkeit zu zwingen, zogen seine Unter- feldherren weiter und gründeten im Süden und Osten neue Städte und Staaten, deren mächligste die von Rei Buba, Ngaundere, Tibati und Banyo waren. Während nun der Herrscher der Bubandjida in Rei Buba es verstanden hat, sich bald von seinem Ober- herrn ganz unabhängig zu machen, erkennen die übrigen Lamidas gewissermaßen die Oberhoheit des Emirs von Mola, wohin bald die Residenz von Gurim verlegt wurde, als Lehnherren an, wenn auch das Verhältniß kein übermäßig festes zu nennen ist. Es beschränkt sich auf jährliche Lieserungen von Sklaven 180 und Elfenbein, wie solche auch seitens des Emirs von Yola an den Sultan von Sokoto, der als Be- herrscher der Gläubigen des Westens gilt, geschehen. Die Statthalter von Ngaundere, Tibati und Banyo haben ihre Macht nach Süden weiter ausgedehnt, und Ersterer hat sich des Landes der Baya östlich des oberen Sannaga bis Gasa bemächtigt; Tibati machte sich die östlich des Mbam liegenden Staaten bis zum Mittellauf des Sannaga tributär, während Banyo Tikar und einen Theil von Kororofa unter seine Herrschaft brachte. Die herrschende Rasse Adamauas sind die Fullahs, welche im Hauptbesitz des Grund und Bodens auf dem Lande als Ackerbauer, im Gebirge als Hirten leben und am Hofe des Fürsten die ersten Stellen innchaben; nur im Tibatireiche scheinen die Ein- geborenen aus diesen Stellen durch die herrschende Kaste noch nicht völlig verdrängt zu sein. Adamana ist sicher eines der gesegnetsten Länder Centralafrikas. Dem bevölkerten, mit üppigen Weiden geschmückten Gebirge entströmen eine Anzahl theil- weise sehr bedeutende Gewässer, welche befruchtend die größtentheils bebauten Strecken der Ebene durch- ziehen. Am meisten werden Mais, Sorghum, Erd- nüsse, Bohnen, Yams, Koko, Kassada und süße Kartoffeln angebant, doch habe ich speziell in den Niederungen des Faro und Mao Deo große Reis- selder getroffen; in geringerer Qualität wird der Reis auch südlich des Gebirges geerntet. Baumwolle wird ebenfalls in ansehnlicher Menge, besonders um Krabsha, angebaut. Von Nußbäumen ist es beson- ders der Butterbaum (Bassia Parkil), welcher nördlich des Gebirges in großer Menge vorkommt; die grünen Früchte desselben haben unter einer dünnen, nicht unangenehm schmeckenden Fleischschicht einen kastanienartigen Kern, aus welchem die Eingeborenen vegetabilische Butter gewinnen, welche die Stelle des Palmöls vertritt und in den Faktoreien des Benus wohl Beachtung verdienen dürfte. Den Affenbrotbaum — die Kuka —, welcher sich im ganzen Kamerun- gebiete südlich des Gebirges nirgends vorfindet, trifft man nördlich desselben in herrlichen Exemplaren an. Die Oelpalme ebenso wie die beiden Arten der Bananen sind im nördlichen Theile selten. An Hausthieren ist neben Hühnern und Schafen vor Allem das Zeburind zu nennen, welches haupt- sächlich im Gebirge in großen Herden vorkommt und neben Sklaven den Hauptreichthum der Fullahs bildet. Die aus dem Norden eingeführten Pferde sind an Größe und Nasse sehr verschieden. Im Lause der Zeit habe ich drei Gattungen unterschieden. Die der ersteren sind kaum 1,40 m groß, mit dickem Halse und plumpen Köpfen ohne jeglichen Adel, je- doch äußerst ausdauernd und genügsam und infolge- dessen und um ihres Phlegmas willen am besten geeignet, die Strapazen langer Reisen auszuhalten. Die zweite Gattung hat mit dem Vollblutpferde große Aehulichkceit. Auf nicht selten vollkommen proportionirtem Körper erhebt sich ein langer schlanker