Thätigkeit in Kamerun die Ueberzeugung bei mehreren Bewohnern vertreten, daß nach Chinin Blutharnen auftritt und daß unter Chinineinfluß aus gewöhn- lichem Malariafieber Schwarzwasserfieber entsteht. Die Richtigkeit dieser Ansicht lehrten Redner eine Reihe eigener Beobachtungen. So sah er Blutharnen mit heftigem Erbrechen, Gelbsucht und leichtem Fieber bei sechs Personen auftreten, 3 bis 4 Stunden nach- dem dieselben prophylaktisch Chinin genommen hatten. In 20 Fällen entwickelte sich 2 bis 5 Stunden nach Chiningebrauch Schwarzwasserfieber aus einem ge- wöhnlichen Fieber. Redner warnt dringend, die Schwarzwasserfieber für relativ harmlos anzusehen, welche durch Chiningebrauch und dadurch bedingten vermehrten Bltzerfall entstanden sind. Einige dieser Fieber verliefen tödlich, die meisten boten sehr schwere Krankheitserscheinungen. Redner hat selbst vor einigen Monaten ein schweres Schwarzwasserfieber über- standen, welches 3 bis 1 Stunden nach Chinin= gebrauch eintrat. Die Erfahrung, daß in einer großen Zahl von Malariafiebern, welche die oben beschriebenen kleinen Blutparasiten zeigten, Chinin entweder völlig wirkungslos oder gar schädlich sich erwies, veranlaßte Redner, eine Behandlung ohne Chinin einzuleiten, wie sie auch Reserent in den ihm vorgekommenen Fällen von Schwarzwasserfieber mit Erfolg eingeschlagen und seiner Zeit beschrieben hat. Redner überzengte sich dabei, daß das Schwarz- wasserfieber eine große Neigung hat, nach 1 bis 2 Anfällen von selbst zu heilen. So sah er 22 der- artige Fälle, darunter sein eigenes schweres Schwarz- wassersieber, ohne die geringste Chiningabe nach Krankheitsausbruch in Heilung über- Kehen. Wie sehr Redner auch die hervorragende Wirk- samkeit des Chinins bei zweckmäßiger Anwendung anerkenut, so warnt er doch vor dem Mißbrauch des Mittels, wie er an einem großen Theil der West- küste getrieben wird. Denn das Chinin ist nichts weniger als ein harmloses Mittel. Nun besteht vielfach die Ueberzeugung, daß, wenn ein mit großen Chininmengen behandeltes Schwarzwasserfieber günstig endet, dieses Resultat dem Chinin zuzuschreiben ist, ein ungünstiger Ausgang aber als trotz der großen Chininmengen erfolgt anzusehen ist. Diese Ansicht ist widerlegt durch den Nachweis, daß das Schwarz= wasserfieber, wie es Redner bei einer Anzahl von Fällen in Kamerun beobachtet hat, spontan heilen kann. Die Behandlung, welche Redner nach seinen ersten ungünstigen Erfahrungen mit Chinin bei Schwarzwasserfieber in Kamerun einschlug, war folgende: Solange blutiger Urin entleert wurde und Nierenentzündung bestand, wurde das Chinin stets ganz sorkgelassen. Der Kranke wurde in womöglich unausgesetzter ärztlicher Kontrole gehalten. Durch dieselbe und energisch mit kräftigen Reizmitteln ein- greifende Behandlung gelang es selbst in sehr schweren Fällen, das fliehende Leben zu erhalten. Die Be- handlung war somit eine rein symptomatische: sie 284 richtete sich namentlich gegen die Erscheinungen von Herzschwäche und Nierenentzündung. Letztere er- sorderte oft auch nach dem Schwinden sämmtlicher Fiebererscheinungen eingehende Beachtung. Gegen die hochgradige durch den Zerfall der rothen Blut- körperchen bedingte Athemnoth erwiesen sich bei dem schweren Schwarzwassersieber, welches Redner un- längst überstanden hat, auf Veranlassung des Referenten gemachte Einathmungen von komprimirtem Sauerstoff von ausgezeichneter Wirkung. Redner hat mit der eben skizzirten Behandlungs- weise stets gute Erfolge erzielt; er stellt bei Kranken die rechtzeitig in ärztliche Behandlung kommen, die Vorhersage nicht so ungünstig, wie vielfach angc- nommen wird. So verlor er von 39 frühzeitig in seine Behandlung gekommenen Kranken im Ganzen vier, von 25 während der zweiten Hälfte seiner Thätigkeit in Kamerun ohne Chinin behandelten nur einen. Dieser kam in einem ohnehin schon sehr verwahrlosten Zustande in die Behandlung, nachdem er während des Dahomehy-Aufstandes acht Tage lang ohne Speise und Trank in einem Maschinenhaus verborgen zugebracht hatte. Die Meinung, daß Jemand, der Schwarzwasser- fieber überstanden hat, als dauernd unfähig zu weiterem Aufenthalt in den Tropen anzusehen ist, theilt Redner nicht ohne Weiteres. Bei praktischer Durchführung derselben würde angesichts der großen Verbreitung der Krankheit in Kamerun die durchschnittliche Dienstzeit des Einzelnen dort sehr kurz werden. Redner selbst hat viermal Schwarzwasserfieber gehabt, wird sich aber ohne Bedenken voraussichtlich bald abermals in tropische Malariagegendcn begeben. Dr. Kohlstock. Seekartendepots in den Schutzgebieten. Die Verlagshandlung von Dietrich Reimer hat den Kaiserlichen Gonvernements von Ostafrika und Kamernn eine Anzahl Exemplare der bei ihr in Kommissionsverlag befindlichen Admiralitätskarten der deutschen Schutzgebiete mit Genchmigung des Reichs-Marine-Amts zum Vertrieb überwiesen. Das Gleiche wird in den anderen Schutzgebieten geschehen. Die betresfenden Verwaltungen haben Anweisung erhalten, die Karten zu den üblichen Preisen an Interessenten abzulassen. VVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVU Tikkerarische Besprechungen. Geographisches Handbuch zu Andrees Atlas mit besonderer Berücksichtigung der politischen, kommerziellen und statistischen Verhältnisse. Her- ausgegeben von A. Scobel. Zweite vermehrte und verbesserte Auflage. Mit 156 Kärtchen und