Deutsch· Südwestafrika. Pferdezucht im Schutzgebiete. In der Koenigschen „Zeitschrift für Veterinär= kunde“ schreibt der Unterroßarzt der Schutztruppe Rickmann: In früheren Jahren ist Deutsch-Südwestafrika reich an Pferden gewesen, obschon das Land selbst nie welche gezüchtet hat, sondern der Bedarf aus der Kapkolonie gedeckt wurde. Leider hat die be- sonders in den lebten Jahren stark grassirende Sterbe so enorme Opfer gekostet, daß der nöthigste Bestand, selbst in der Truppe, durch Ankäufe im Transvaal gedeckt wird. Die Truppe hat bisher einen Händler beauftragt, in einer gewissen Frist eine bestimmte Anzahl Pferde zu liefern, aber ungenügendes Ma- terial ist die Folge gewesen, und ich hoffe, daß wir später den Ankauf in eigene Hände nehmen. Es sind bereits von maßgebender Stelle daraufzielende Vorschläge gemacht. Während früher die Eingeborenen, besonders reiche Hereros, Bastards und die Witbooi-Hotten- totten noch Pferde besaßen, und sogenannte Jagder, d. h. von der Jagd lebende Leute, jeden Preis für „Jgesalzene"“) Pferde erzielten, hat jetzt die Truppe den größten Pferdebestand, etwa 500 Pferde, und ist gezwungen, in Zeiten der Noth auch schlechte Pferde theuer zu bezahlen. Die Pferde zeigen fast alle englischen Typus, wie feinen Kopf, langen Hals, tieje, aber schmale Brust, langen Leib und eine schrecklich schwache Hinterhand, die am stärksten in der Kniescheiben- muskulatur hervortritt. Nur Eins hat mich immer gewundert und gefreut: Soviel Pierde ich auch hier gesehen habe, keins ist in der Vordersußwurzel zu gebeugt gewesen. Die Sehnen sind klar und hart wie Stahl. Spat und Ueberbeine habe ich noch nicht gefunden, und nur einen Fall von Schale habe ich gesehen. Was den Beschlag angeht, so werden hier leichte Eisen aus Kapstadt benußt; nur bei weiten Touren beschlägt der Eingeborene sein Pferd und verläßt sich sonst auf den harten und etwas engen Huf. Wenn es gestattet ist, so sende ich bei Gelegenheit ein von mir nach Erstürmung der Witbooi-Werft gefundenes Eisen an die Sammlung der Königlichen Militär-Lehrschmiede. Stallfütterung ist bisher unbekannt in Deutsch- Südwestafrika. An einer Wasserstelle angelangt, wird der Sattel abgenommen, Zaumzeug (nur Kan- dare) raus, und das Pferd sucht sich die Nahrung auf der Weide, vorsichtig die Süßgräser zwischen den sauren wählend. Hat es Durst, so kehrt es zu der Wasserstelle, größtentheils Brack-Salzwasser, zurück und läßt sich mit wenigen Ausnahmen zum Weiterritt einfangen. Anders freilich ist es mit solchen Pferden, die monatelang frei im Felde *) Pferde, welche die * überstanden haben und relativ immun geworden sind. 300 herumgelaufen sind und dann zum Dienst heran- gezogen werden. Diese werden in einen hohen Dornkraal getrieben, und was dann nicht gutwillig sich einfangen läßt, fällt der langen Hals= oder Fußschlinge anheim. Gefährlich ist es, zwischen den Gäulen so zu hantiren, aber Spaß macht es doch. Schon zweijährige Fohlen werden benutzt, selbst in der Truppe; ich habe glücklicherweise alle Fohlen unter drei Jahren nach Tinkas gebracht und hofse, damit ein gutes Material zu erzielen, wenn auch Jahre noch vergehen. Es sind bereits zwei ost- preußische Hengste beantragt, damit etwas mehr Rasse hinein kommt. Ausdauer besitzen die hiesigen Pferde und man wundert sich, wie solch kleine Pferde unter schwerem Reiter enorme Leistungen zu Tage fördern. RAus dem Berriche der Missionen und der Ankishlaverei-Bewegung. Der Pallotinerpater Imhoff ist aus Edea im Kamerungebiete, wo er längere Zeit gewirkt hat, zur Wiederherstellung seiner Gesundheit nach Deutschland zurückgekchrt und hält sich in Limburg an der Lahn auf. Die Väter vom heiligen Herzen Jesu im Bismarck-Archipel besitzen drei Erziehungsanstalten für Kinder, von denen je eine für Knaben sich in Kinigunan und eine für Mädchen in Vlavolo befindet. In diesen Anstalten werden 68 Knaben und 47 Mädchen erzogen, also zusammen 115 Kinder. Hierzu kommen noch 2 Dorsschulen mit 65 Kindern. Getauft sind von 1882 bis zum laufenden Jahre im Ganzen 431 Personen. Die Neukirchener evangelische Missions- gesellschaft, welche am Tana auf britischem Gebiete wirkt, ist jetzt im Besitze eines Petroleummotor= Bootes, bessen zollfreie Einfuhr ihr auf Befürwortung der deutschen Regierung durch die englischen Behörden gewährt worden ist. Ebenso ist ihr von Letteren zum Schute gegen Angriffe räuberischer Somalis, die sie wiederholt bedrohten, bereitwilligst eine kleine Truppen- abtheilung gestellt worden. Nach ihrem VIII. Jahresberichte hatte die Basler Missionsgesellschaft für Kamerun folgende im Jahre 1894: 1893: Ausgaben . . . Mk. etwa 132 000.— 141 353.27 Einnahmen 000.— 16 857.29 im Jahre 1892: 1891: Ausgaben .. Mk. etwa 106 238.40 91 232.07 Einnahmen 873.64 36 058.16