— 306 — recht widerstandsfähigen Negerrasse beim Ueberführen nach anderen keineswegs ungesünderen Küstenplätzen häufig eine beträchtliche Morbilität an Malaria zeigen. Bezüglich der Parasitologie der Malaria wird nichts wesentlich Neues besprochen, bis auf die neuer- lichen Veröffentlichungen von Evans über gelungene Kulturversuche und Uebertragungen der Parasiten auf Guincaschweinc, Affen und Kaninchen (Proccedings ol the Royal Society vol. 40). So außerordent- lich wichtig die Evausschen Untersuchungen für die Lehre von der Malaria wären, wenn die Resultate derselben sich bestätigten, so sehr ist in letzterer Hin- sicht Skepsis einstweilen noch am Platze. Mit gleicher Vorsicht sind die Folgerungen aufzunehmen, welche der Verfasser in etwas voreiliger Weise aus den Evausschen Beobachtungen herleitet. Die Malariafieber selbst theilt Verfasser in inter- mittirende, remittirende, gemischt intermittirende und remittirende, biliöse und hämaturische ein. Die biliö- sen Fieber charakterisirt er durch hohe Temperatur, Delirium und Coma sowie durch porterfarbenen Urin. Wahrscheinlich handelt es sich hier bereits um Ueber- gänge zum Schwarzwasserfieber. Als Ursache für die Blutigfärbung des Urins giebt Verfasser Nieren- blutungen an, was mit meinen Untersuchungen nicht übereinstimmt; ich habe unter 36 daraufhin unter- suchten Fällen keinmal rothe Blutkörper im Urin gefunden; es handelte sich also in diesen Fällen wenigstens niemals um eine Nierenblulung, sondern um Hämoglobinurie. Die von Murray als Inku- bationsdauer bezeichnete Zeit von 20 bis 40 Tagen ist nach den meisten in der Hinsicht angestellten Beobachtungen als zu lang anzusehen. Nach meinen eigenen in Indien wie in Kamerun angestellten Unter- suchungen schwankte sie zwischen 8 bis 14 Tagen. Die Existenz einer besonderen, vom Verfasser als „Pseudomalaria“ bezeichneten Krankheit, welche zum Ausbruch der wirklichen Malaria häufig die Veran- lassung gäbe, wird schwer erweislich sein; sehr wahr- scheinlich handelt es sich bei derselben stets schon um das Bestehen einer der verschiedenen Formen des Malaria= fiebers. In der Hinsicht ist die Blutuntersuchung von ausschlaggebender Bedeutung. In eingehender Weise wird die Wirlung des Chinins bei Malaria besprochen. Von der Thatsache ausgehend, daß das Chinin nicht allein für parasiläre Organismen, sondern auch für die Zellen des mensch- lichen Körpers ein Gift ist, betrachtet er die Er- scheinungen des Chinismus in einem Fieberanfall als warnendes Zeichen, daß die Grenze der Toleranz überschritten ist, und setzt den Gebrauch des Medika- ments aus, bis die Erscheinungen verschwunden sind. Die Heilung des Fiebers wird nach seiner Erfahrung verzögert, aber nicht beschleunigt durch die Hervor- rufung des Chininismus. Mit Recht hebt Verfasser hervor, daß nicht selten die dauernden Folgen der Chininintoxikation mit Malariawirkung verwechselt werden. Referent sah selbst verschiedene derartige Fälle in Kamerun. Als Prophylaktikum empfiehlt Verfasser mit Stanley und Parke Chinin in zweimaligen täglichen Dosen von 2,5 bis 5 Gran je nach der individuellen Empfindlichkeit. Größere Dosen sollen nach Murray stets so gegeben werden, daß sie in kleinerc, 6 bis 8 Gran- Dosen eingetheilt und stündlich gegeben werden, am besten in Lösung, wenn der Magen etwas Nahrung enthält. Die vorherige künstliche Entleerung wird mit Recht verworsen. Die von Murray empfohlenen Chinindosen sind 4 bis 8 Gran zwölfstündlich bei leichtem oder chronischem Fieber, bei schweren akuten Formen 8 bis 12 Gran. Tritt alsdann keine günstige Wirkung ein, so soll mit dem Chinin ausgesetzt wer- den. Bei ansteigendem Fieber und auf der Höhe des Anfalls soll kein Chinin gegeben werden, zu dieser Zeit wird einerseits nur wenig davon resorbirt, andererseits ist die Gesahr der Chininintoxikation besonders groß. Das beste Mittel im Anfall selbst ist die Warburgsche Tinktur. Das remittirende Fieber soll mit 15 bis 20 Gran, das perniziöse mit 30 bis 60 Gran zwölfstündlich behandelt werden, wobei auch als Regel gilt, daß nicht mehr als 8 Gran zur selben Zeit gegeben werden. Ueber die Behandlung des Schwarzwasserfiebers gehen auch die Ansichten der englischen Autoren aus- einander. Mc Daniel hilt es bei demselben über- einstimmend mit dem Referenten für nicht nur ohn- mächtig, sondern auch gefährlich. Oft führt es den ungünstigen Ausgang herbei. Auch Pictro Prcci räth, bei dieser Fieberform von jeder Art der An- wendung von Chinin abzusehen. Dagegen wurden an der Goldtüste gute Erfolge bei der kombinirten Anwendung von Chinin und Warburgscher Tinktur gesehen. Schließlich werden die zahlreichen Ersatz- mittel des Chinins, Opium, Tanthoxylum caribocum, Encalyplus, Capsicum, Methylenblau, Phenokoll, Antipyrin, Phenacetin, Coffein, Alkohol, Strychnin, Indischer Hanf, Limonensaft, Tabal u. s. w., in ihrer größtentheils sehr unsicheren Wirkung kurz besprochen. Es folgt die Beschreibung von Versuchen, welche neuerdings namentlich von Bernheim angestellt sind und darauf hinzielen, die Malariakranken durch Transfusion des Blutes immuner Thiere, namentlich von Ziegen, zu heilen. Sichere Erfolge sind mit dieser Methode nicht erzielt worden, und vor ihrer Verbreitung muß einstweilen bei den Gefahren, welche die Thierbluttrausfusion an sich bietet, dringend gewarnt werden. Die Anwendung von Bädern beim Fieber wird mit Recht sehr empfohlen. Auf die Besprechung der Malariakrankheiten solgen allgemeine Rathschläge bezüglich der Tages- eintheilung in den Tropen, Zeit der Mahlzeiten, Würdigung der einzelnen Lebensmittel. Das 16. Kapitel behandelt die Getränke im tropischen Afrita. Die Uebertragung der Malaria durch Trinkwasser wird auf Grund der negativ aus- gefallenen Versuche Marchiasavas und Cellis