— 384 letzten blutigen Kämpfen in der Nankluft an den Major Leutwein gerichtet hat. Es bildet die Ant- wort auf die an ihn gesandte letzte Aufforderung des Majors, sich zu ergeben und die Schußgewalt des Deutschen Reiches anzunehmen. Wir entnehmen dem umfangreichen, in holländischer Sprache geschriebenen Briefe folgende für die Denkweise Hendrik Witboois charalteristische Stelle: Mein lieber Hochedler Herr Leutwein, Major! Sie sagen ferner, daß es Ihnen leid thut, daß ich den Schuß des deutschen Kaisers nicht anerkennen will und daß Sie mir dies als Schuld aurechnen und mich mit Waffengewalt strafen wollen. Dies becantworte ich so: Ich habe den deutschen Kaiser in meinem Leben noch nicht gesehen und er hat mich auch noch nicht in seinem Leben gesehen, deshalb habe ich ihn auch noch nicht erzürnt mit Worten oder Thaten. Gott, der Herr, hat verschiedene König- reiche auf die Welt gesetzt, und deshalb weiß und hlaube ich, daß es keine Sünde und kein Verbrechen ist, daß ich als selbständiger Häuptling meines Landes und Volkes bleiben will, und wenn Sie mich wegen meiner Selbständigkeit über mein Land ohne Schuld tödten wollen, so ist das auch keine Schande und kein Schade, denn dann sterbe ich ehrlich über mein Eigenthum. Es ist wahrlich keine Schuld, daß ich Ihnen nicht stehen will, denn ich habe wahrhaftig leine Schuld an all den Sachen, welche Sie mir in Ihrem Briese als Verbrechen vorgetragen haben und welche Sie als Gründe gebrauchen, um über mich ein Todesurtheil zu sprechen. Denn das sind Ihre eigenen Gedanken, die Sie zu Ihrem Vortheil aus- gesonnen haben, die Sie selber ausgedacht haben, um vor der Welt die Ehre, das Recht und die Wahrheit auf Ihrer Seite zu haben. Aber ich sage Ihnen, lieber Freund, ich bin wahrhaftig frei und ruhig in meinen Gedanken, weil ich weiß, daß ich wahrhaftig unschuldig bin und weiß auch, daß Sie wissen, daß ich vor Ihnen unschuldig bin. Aber Sie sagen, Macht hat Recht, und nach diesen Worten handeln Sie mit mir, weil Sie mächtig in Waffen und allen Bequemlichkeiten sind, darin stimme ich überein, daß Sie wirklich mächtig sind und daß ich nichts gegen Sie bin. Aber, lieber Frcund, Sie kommen zu mir mit Wassengewalt und haben mir erllärt, daß Sie mich beschießen wollen. So denke ich dicsmal auch wieder zu schießen, nicht in meinem Namen, nicht in meiner Kraft, sondern in dem Namen des Herrn und in Seiner Kraft, und mit Seiner Hülfe werde ich mich wehren. Weiter sagen Sie auch, daß Sie unschuldig sind an diesem Blutvergießen, welches nun geschehen soll, und daß Sie die Schuld auf niich legen; aber das ist unmöglich, daß Sie so denken können, da ich Ihnen gesagt habe, daß ich Ihnen den Frieden geboten habe und daß durch mich kein Blutvergießen geschehen soll. So liegt die Rechen- schaft über das unschuldige Blut, das vergossen werden soll von meinen Leuten und von Ihren Leuten, nicht auf mir, deun ich bin nicht der Urheber dieses Krieges. Ich ersuche Sie, lieber Freund, nochmals! Nehmen Sie den wahren und aufrichtigen Frieden, den ich Ihnen geboten habe, und lassen Sie mich stehen in Ruhe. Gehen Sie zurück, nehmen Sie Ihren Krieg zurück, gehen Sie von mir weg, dies ist mein ernstliches Ersuchen an Sie. Zum Schlusse grüßt Sie Ihr Freund und Kapitän gez. Hendrik Witbooi. Hus dem Bereiche der Missionen und der Kntiskklaverei-Bewegung. Nach einem Berichte des Kaiserlichen Konsulates in Sansibar ist das Sitzungslokal des Internatio- nalen maritimen Bürcaus daselbst aus dem Hause des deutschen Konsulates, wo es sich bisher provi- sorisch besand, in ein für die Zwecke des Büreaus von einem Inder gebautes und von diesem gemie- thetes Haus übergesiedelt. Das Kaiserliche Gonvernement in Kamerun ist angewiesen worden, den im Schutzgebiete ansässigen christlichen Missionsgesellschaften eine Zollermäßigung für die von ihnen unmittelbar eingeführten zollpflichtigen Waaren insofern zu gewähren, daß jeder Missions- gesellschaft die von ihr gezahlten Zölle bis zur Höhe von 1000 Mark jährlich rückvergütet werden. Die Baseler Missionsgesellschaft hat ihre Vertreter in Kamerun angewiesen, sich in Zukunft sowohl des Verkaufs zollpflichtiger Waaren als des Einkaufs von Ausfuhrwaaren zu enthalten. Die Rheinische Mission hat die durch einen Wolkenbruch im Oktober 1890 zerstörte Station Keetmanshoop wieder aufgebaut, und der Missionar Feuchel hat am 8. Mai d. Is. die dortige neue Kirche eingeweiht. Herrscht in Keetmanshoop, als Sitz der deutschen Regierung für den Südbezirk des südwestafrikanischen Schutzgebietes, auch schon für gewöhnlich ein reger Verkehr, so steigerte sich derselbe, schreibt die „Süd- afrikanische Zeitung“ darüber, in diesen Tagen zu nie gesehener Höhe. Von Nah und Fern hatten sich die Weißen eingesunden, und da die Kirchweihe und Jahreskonserenz der Namamission vereint geseiert werden sollten, waren auch alle Missionare des Nama- landes zugegen. Von den benachbarten Namagemein- den Berseba und Bethanien fand eine reine VBölker- wanderung nach Keetmanshoop statt. Das war ein Getriebe, wie es Namaland wohl noch nie gesehen. Hier schlugen die Laute unserer Muttersprache an unser Ohr, dort ertönte die englische Sprache, weiter- hin die „afrikanse taal“. Hier das Geklix und Ge- llax der Hottentottensprache, dort erklang das dahin-