— 408 — dringen der Hereros in das Skaprevier einen Damm entgegensetzen soll. Am 21. d. Mts. hoffe ich dann in Windhoek einzutreffen. Waarenversorgung des Schutzgebietes. Wie der Kaiserliche Landeshauptmann unter dem 12. Juni d. Is. berichtet, werden im Schutgebiete, seit eine regelmäßige direkte Dampferverbindung mit Deutschland besteht, alle Waaren, welche in Deutsch- land ebenso gut und billig oder besser als ander- weitig zu haben sind, von dort bezogen. Bei häufigeren deutschen Dampfschiffsverbindungen und Ausdehnung der Fahrten bis Lüderitzbucht dürften die deutschen Waaren binnen Kurzem sogar den Markt fast ausschließlich beherrschen. Ein wie großer Um- schwung in dieser Beziehung zu Gunsten der Waaren- einfuhr aus Deutschland in der letzten Zeit eingetreten ist, beweist am deutlichsten der immer steigende Wechselverkehr mit Deutschland. Indeß sind unter den über Deutschland bezogenen Waaren eine Reihe Erzeugnisse ausländischer In- dustrie. Hierher gehören vor Allem die hier sehr verbreiteten Cordstoffe bester Qualilät, Stahlwaaren u. s. w., die englischen Ursprungs sind. Andere Ar- tikel werden immer noch fast durchweg aus Kapstadt bezogen. Darunter sind in erster Linie der in Amerika verfertigte, bei den Eingeborenen so beliebte Platten- tabak, ferner Wellblech, welches bei gleichem Preise stärker als das aus Deutschland bezogene sein soll, und die besseren Mehlsorten zu nennen. Die besseren Sorten der Cordstoffe werden des- halb aus England bezogen, weil angeblich die deutsche Industrie die gleichen Qualitäten nicht zu liefern vermag. Bei dem dornbuschreichen Lande und dem starlen Temperaturwechsel ist aber die Cordstoff- kleidung hier ganz besonders geeignet und hat sich auch bei den Eingeborenen, vor Allem den Hereros, sehr eingebürgert. Gule englische Cordstoffe werden daher von ihnen ungemein gern gekauft und jeder geforderte Preis ohne Besinnen gezahlt. Nächstdem dürfte auch der hier so sehr bevorzugte amerikanische Plattentabak ein Artikel sein, den die deutsche Tabakindustrie vielleicht ebenso gut und billig herzustellen vermöchte wie die amerikanische. Der deutsche Plattentabak wird bis jetzt von Eingeborenen gar nicht gekauft. Ein konkurrenzfähiges deutsches Fabrikat müßte außer gleicher Güte und gleichem Geschmack auch äußerlich in Form und Etikett der Probe gleichen. Die Bewohner des nördlichsten Theiles des Schut- gebietes, die Opambos, werden übrigens noch immer sast ausschließlich vom portugiesischen und englischen Gebiete aus mit Waaren versehen, unter denen Waffen, Munition und Alkohol die größte Rolle spielen. Was die Qualität der Waaren angeht, so gilt in gleicher Weise für alle Bewohner des Schutz- gebietes — Weiße wie Eingeborene — die Thatsache, daß gute Waaren immer den besten Absatz finden und verhältnißmäßig höheren Verdienst abwerfen als Sachen mittelmäßiger oder geringer Qualität. Mit schlechten Waaren wird in der Regel kein Preis erzielt, der zu den hohen Fracht= und Transportkosten im Verhältniß steht. In dieser Beziehung ist viel gesehlt. Nach Afrika sollten nur wirklich gute, ja allerbeste Sachen eingeführt werden. Dieser Grund- satz hat ganz besondere Geltung für den Handel unter den A. Hereros. Sie kaufen grundsätzlich nur gute und starke Sachen und haben ein sehr scharfes und richtiges Urtheil über die Qualität derselben. Für beste Sachen zahlen sie aber auch anstondslos die höchsten Preise. Von den unter den Hereros gangbaren Artikeln sind hervorzuheben: 1. Anzüge, vornehmlich von grauem und gelbem Cord allerbester Qualität; weiße Cordhosen sind auch beliebt, dagegen finden schwarze Cordanzüge wenig Absatz. Da die Hereros durchweg große Leute sind, so sind die Anzüge dementsprechend anzufertigen. Fast durchweg wird von den Agenten hierin gefehlt. Schnitt des Jaquekts wie bei der Kaiserlichen Schutz- truppe, mit Steh= oder Umlegekragen und Horn- knöpfen. Außer dem guten grobrilligen Cord — am besten englisches Fabrikat — wird auch der sogenannte Bedfordcord gern gekauft. Für die getauften und auf Missionsstationen wohnenden Leute sind auch Tuchanzüge — graugestreift und von dunkler Farbe — willkommen, jedoch auch hier nur guie Sachen; des- gleichen Unterzeug von Leinen und Wolle. 2. Schuhe, starke Feldschuhe, bis zum Knöchel reichend, zum Schnüren oder Einhalen, große und flache Absätze. Vornehmlich werden Schuhe von Naturfarbe gelauft, jedoch tragen die Platzhereros auch gern schwarze und schön gearbeitete Schuhe. Großes Maßz. 3. Hüte für Männer von grauer Farbe, steisem Filz mit sehr breitem Rand; schwarze Hüte finden auch Absatz. 4. Hemden für Männer von Flanuell, recht groß, mit auffälligem Muster, für die ärmeren Leute auch billigere. 5. Hosenträger mit Gummizug und einfacher Schnalle, auf deren Stärke ganz besonders gesehen wird. 6. Strümpfe von Wolle und Baumwolle, recht roß. 7. Kopftücher, nicht zu bunt, am besten blau mit weißen Streisen oder dergleichen Muster; auch rothe Tücher finden, da von den Hercros als Ab- zeichen um den Hut getragen — Partei des Ober= kapitäns Samuel Maharero —, guten Absaß. 8. Gürtel von Gummi und Leder, letztere breit und mit einigen kleinen Taschen versehen. 9. Hutschleier, weiß mit blauen, grauen oder gelblichen Streifen.