— 438 — die industrielle Thätigkeit der eingeborenen Jünglinge herbeigeführt worden, die in Pflege und Unterricht der Mission stehen. Durch sie ist auch eine neue Kapelle errichtet worden, die über 200 Leute faßt. Seitdem haben sich verschiedene Eingeborene von auswärts hergezogen und sich unter die auf der Sta- tion geltende Ordnung gestellt. Sie besuchen die Gottesdienste, schicken ihre Kinder in die Schule und haben sich verpflichtet, den Sonntag zu heiligen. Inzwischen hat auch Missionar Steggall das Matthäus-Evangelium in die dortige Landessprache übersetzt und damit die vier Evangelien vervollstän- digt. Die Episteln St. Johannis sind bereits gedruckt. Jetzt sind die beiden ersten Bücher Mosis und die Apostelgeschichte in der Bearbeitung. Mit Hülfe eines Missionsschülers wird auch eine Ausgabe des Markus- Evangeliums in der Massaisprache vorbereitet. In Uganda hat das Missionswerk in der letzten Zeit auffallende Fortschritte gemacht. Seine Ausdeh- nung von der Hauptstadt Mengo in die umliegenden Provinzen hat sich außerordentlich schnell vollzogen. Drei derselben sind nun mit ständigen Missionaren besetzt und etwa 131 eingeborene Evangelisten und Lehrer stehen auf 85 Stationen — davon 20 außer- halb des eigentlichen Uganda. Eine Anzahl derselben werden von der eingeborenen Kirche unterhalten. In den Landbezirken giebt es jeßt mindestens 200 Ge- bände für öffentlichen Gottesdienst und Unterricht. von denen die zehn größten etwa 4500 Personen fassen. In ihnen versammeln sich allsonntäglich nicht weniger als 20 000 Andächtige. An den Wochentagen sind es auch etwa 4000 Personen (die der Hauptstadt nicht gerechnet), die sich zu Gottesdienst und Unter- richt einfinden. Auf der Busiinsel, wo sich drei Ka pellen befinden und zwei Lehrer arbeilen, stehen un- gefähr 2000 Eingeborene im Unterricht. Während des letzten Jahres haben über 800 Erwachsene (gegen 170 im Vorjahr) die heilige Taufe erhalten und noch stehen 1500 Katechumenen im Taufunterricht. Unter den Getauften befanden sich auch einige Mo- hammedaner. Dieses rapide Wachsthum des Wertes hat dic englisch-kirchliche Mission veranlaßt, ihr Ar- beiterpersonal in Uganda zu verstärken. Es sind deshalb im letzten Herbst vier neue Missionare dahin abgegangen, zehn andere sind jetzt unterwegs; unter den letzteren sind fünf Damen, die erslen weiblichen Missionsarbeiter, die von der Gesellschaft nach dem ferneu Uganda ausgesandt werden. Bei der Ankunft von Bischof Tucker sollen einige weitere Eingeborene die Ordination erhalten. Aber auch die römisch- katholische Mission sucht ihrem Werl am Victoria- Nyansa neue Stützen zu geben: denn nachdem Uganda unter die englische Schutzherrschaft gestellt ist, hat der Papst dem Lande einen englischen Bischof gegeben. Er soll seinen Siß in Mengo haben, während in Rubaga ein zweiter, französischer Bischof residiren und einc eigene bis Unjoro reichende Diözesc regieren soll. Der bisherige Bischof Hirth aber soll an der Spitze einer Schaar von französischen Priestern das südliche Gebiet innerhalb der deutschen Interessensphöre als „apostolisches Vikariat des Oberen Nil“ unter sich haben. Die Mission der alten Berliner Missionsgesellschaft Berlin 1 am Nyassa ist nach dem in „Afrika“ mit- getheilten letzten Jahresberichte im vergangenen Jahre vor Schaden und Rückschlägen behütet worden. Hier, wo vor vier Jahren noch keine evangelische Mission bestand, arbeiten nun auf vier Stationen acht Berliner Missionare, von denen drei verheirathet sind. Die beiden Handwerker Norig und Krause, die sich der Gesellschaft auf drei Jahre verpflichtet hatten, sind in die Heimath zurückgekehrt, nachdem sic vorher noch sieben Monale lang im Dienste der Kolonial= Regierung beschäftigt waren. Sie haben in Langen- burg ein Regierungsgebäude aufgeführt. Da die Anlegung neuer Stationen geplant wird, sind im Mai wieder zwei Handwerker, der Tischler Harnoß und der Zimmermann Thiele, ausgesendet worden. Das Dampfboot „Paulus“, welches im vorigen Jahre hinausgesendet wurde, thut bereits seit Februar seinen Dienst. Es ist auf der Station Ikombe eingestellt, wo die Missionare mit vieler Mühe und großen Kosten einen Hasen hergestellt haben. Es mußten tüchtige Steinwälle errichtet werden, um einen sicheren Ankerplatz zu schaffen. Das Boot bewährt sich vor- trefflich, es ist stark gebaut und praktisch eingerichtct. Es ist den Missionaren gelungen, in den Fluß Lufira damit einzulaufen und eine Strecke den Fluß hinauf- zudampfen bis zu dem ersten Dorf des Häuvtlings Muomkonja. So ist den Missionaren der Dienst au den Ufern des Sees sehr erleichtert. Der vor zwei Jahren ausgesandte Missionar Barkemeyer in Neu-Guinea ist Zeitungsnachrichten zusolge plötzlich gestorben. Rus fremden Kolonien. Ueber Sululand im Jahre 1#894 entnehmen wir Nr. 137 der englischen Jahresberichte über die Kolonien folgende Mittheilungen: Die Einnahmen im Jahr 1894 betrugen 45 592 Pfd. Sterl. gegen 43°666 Pfd. Sterl. im Vorjahr. Die Hauptquelle der Einnahmen ist die Hütten= oder Gebäudesteuer, welche fortdauernd mit großer Pünktlichkeit bezahlt wird. Jedes Jahr ver- läßt sogar eine große Anzahl von Eingeborenen das Zululand, um in den Nachbarstaaten Arbeit zu suchen, um die Mittel zur Zahlung der Steuern zu erwerben. Erheblich zugenommen haben auch die Einkünfte aus Post und Telegraph; diese Zunahme ist hauptsächlich dem Verlauf von Postwerthzeichen zuzuschreiben. Von den hieraus gelösten 1380 Pfd. Sterl. sind ungefähr 530 Pfd. Sterl. von Briefmarkensammlern gezahlt worden.