— 485 — nämlich entweder über Bainseng — Mabombefluß — Njanga — Mfun —Lom, oder über Mbome — Fan — Mamelo. Ich benutzte auf dem Hinwege erstere und auf dem Rückwege letztere Ronte und kann nun, nachdem ich schon vor zwei Jahren beide Wege begangen habe, mein Urtheil dahin abgeben, daß derjenige über Mbome—Fan— Mamelo für die von Abo ausgehen- den Unternehmungen am vortheilhastesten ist, während man sich von der Küste aus am einfachsten des Wasserweges bis Njanga bedienen, also über Wuri— Mabombefluß—Njanga—Mfun — Lom bedienen wird. Uebrigens kann für die Küste noch ein weiterer Weg in Betracht kommen, nämlich über Mungofluß— Ndo, doch ist dieser Weg weiter und beschwerlicher als die oben angegebenen und könnte wohl nur dann Be- deutung für Rkosi gewinnen, wenn an dem durch die Nkosileute sehr beliebten Handelsplatz Ndo, welcher am Mungofluß gelegen ist, eine Europäerstation er- richtet würde, was im Hinblick auf die Verbindung mit der Küste sehr zu wünschen wäre. Die von mir eingeschlagenen Routen bieten in der Trockenzeit für den Marsch verhältnißmäßig geringe Schwierigkeiten, während in der Regenzeit das Reisen in dieser Richtung durch mehrere hochgehende Flüß- chen und einige Sümpfe nahezu ganz ausgeschlossen ist. Mit wenigen unbedentenden Ausnahmen führt der Weg über günstiges, ziemlich flaches Terrain, welches vom Fangebiet an, das etwa in der Mitte der Wegestrecke liegt, langsam und gleichmäßig zu steigen beginnt, so daß man bei dem ersten Nkosidorf Ngab unvermerkt eine Höhe von 400 bis 500 m erreicht hat. Von Ngab bis zu dem nur noch drei Wegstunden entfernten Nyasoso sind die Steigungen zum Theil beträchtlich, doch sind dieselben bei der angenehmen Höhenluft leicht zu überwinden. Geologisch läßt sich das zu durchziehende Gebiet in zwei deutlich getrennte Theile zerlegen; nämlich in das Gebiet der Laterite, welches von Abo bis in die Fangegend reicht, und das der Basalte und Laven, welches die von Fan landeinwärts gelegenen Gebiete in sich begreift. Die geologische Beschaffenheit des Bodeus drückt sich in den Bodenerzeugnissen, sowohl in quantitativer als qualitativer Hinsicht, in sehr prägnanter Weise zu Gunsten des Vasalt= und Lava- gebietes aus. Die Bevölkerung zwischen dem Abo- und Nkosigebiet ist jedoch so spärlich, daß der weit- aus größere Theil der hier ausgebreiteten Gegenden unbewohnt und mit Urwald bedeckt ist. Zunächst dehnt sich ein etwa acht Stunden breiter Urwald= gürtel zwischen dem Abo= und Fangebiet aus, welcher nur von der neu angelegten kleinen Handelsansiede- lung Mbome am Mbomeflüßchen unterbrochen wird. Der Fanstamm umfaßt kaum ein Dutzeend lleiner Dörschen. Derselbe ist gleich dem Abo-, Ndogripenda-, Ndogpoo-, Mbasi= u. s. w. Stamm ein Zweig des weit verbreiteten Basastammes, welcher von den Mündungen des Lungasi bis zum Oberlauf des Wuri und Mabombe in ununterbrochenem Zusammenhang seine zahlreichen Ansiedelungen besitzt. Obwohl der Fanstamm wenig Verkehr mit den übrigen Basa- stämmen unterhält und auch geographisch von jenen abseits gelegen ist, hat er sich doch sprachlich völlig den Basacharakter bewahrt und spricht mit den Abvern einen fast gleichlautenden Dialekt. Nördlich und nord- östlich schließen sich geographisch den Fan die Stämme Mamelo, Mfun und Bonling unmittelbar an, welche der Zahl nach ebenfalls von nicht allzugroßer Be- dentung sind. Hinsichllich der Abstammung und Sprache beginnt hier eine neue Reihe verwandter Stämmc, die sprachlich und genealogisch in ähnlicher Weise zusammengehören mögen wie die Basastämme, sich jedoch wesentlich von diesen unterscheiden. Nach den von mir im vorigen Jahre auf einer bis zu den Südabhängen des Nlowako= und Manengubagebirges unternommenen Reise gemachten Erhebungen dürfte dieses Sprachverwandtschaftsgebiet bis zu den ge- nannten Gebirgen reichen und auch noch das Nkosi- gebiet in sich schließen. Da viele dieser Stämme ihre Sprache mit dem Namen Minihe, auch Miniho und Miniha bezeichnen, so dürste der Name Minihe als Gesammtname für dieses Stamm= und Sprachver- wandtschaftsgebiet in Anwendung gebracht werden. Die Minihedialekte gehören unzweifelhaft in Wortschat und Idiom noch den Bantusprachen an, doch dürfte es nicht ausgeschlossen sein, daß die Nähe der Sudan= sprachen einen Einfluß auf dieselben geübt hat. So dürste z. B. im Nkosidialekt die Negation, welche durch ein dem Verbum angehängtes a (e bon = er ist gut c bona = er ist nicht gut) sowie durch die Stellung des Possessivpronomens, welches dem zu- gehörigen Hauptwort nicht wie in den meisten Bantu- sprachen nach-, sondern vorgesetzt wird, auf diese Möglichleit hinweisen. Zwischen dem Mamelo= und Nkosigebiet dehnt sich ebenfalls ein sechs bis acht Stunden breiter Ur- waldstreisen aus. Leider wird diese Wegstrecke von den Eingeborenen wenig begangen, und ist daher der Weg stellenweise so verwachsen, daß die Spur des- selben oft kaum noch zu erkennen ist. Bei Beseitigung dieser einen Schwierigkeit würde diese Strecke die angenehmste des ganzen Weges sein, denn nicht der geringste Hügel, noch Sumpf, noch Felsgestein ist auf dieser langen Strecke zu überschreiten, sondern in sortwährender, fast unmerklicher Steigung wandelt man im Schatten des Urwaldes auf ebenem Boden dahin. Im Hinblick auf die Erschließung und Nusßbar- machung des der Küste verhältnißmäßig nahe gelegenen fruchtbaren und reichen Rkosigebirges mag hervor- gehoben sein, daß der Anlegung eines gangbaren Verkehrsweges zwischen Abo und dem Nkosigebirge nirgends erhebliche Terrainschwierigkeiten entgegen- stehen würden. Insofern, als es gewiß von Be- deutung wäre, die Nkosileute mit ihren Produlten der Küste näher zu bringen, und es auch bereits gelang, Nkosilente bis ins Abogebiet herauszubringen, dürste der Gedanke an geeignete Verkehrswege in nicht allzuferner Zeit einige Bedeutung gewinnen.