Befehl geben, an der Stelle des Dorfes von Hassan eine Station zu bauen, die so stark (etwa zwei Kom- pagnien) zu besetzen ist, daß von dort aus die Um- gebung mit Erfolg abpatrouillirt werden kann. Nach erfolgter Befestigung der Station wird der übrige Theil der Truppe — zwei Kompagnien — den ganzen Machtbereich Hassan bin Omaris abstreifen, um die noch zu ihm haltenden Dörfer und Stämme zu ihrer Pflicht gegen uns zurückzuführen. Die Station bleibt so lange besetzt, bis der Chef der- selben melden kann, daß Hassan oder seine Partei vernichtet und deren Einfluß vollkommen aufgehört hat. Bei dem sehr schwierigen, mit dichtem Busch bestandenen Gelände wird Hassan bin Omari, der keinen befestigten Punkt besitzt, einen kleinen Krieg führen, der eben nur durch Aufhebung seiner Schlupf- winkel, die zum Theil in den jenen Gegenden eigen- thümlichen geräumigen Höhlen bestehen, zu Ende geführt werden kann. Da die günstige Zeit zur Kriegführung in spä- testens 1½ Monaten, mit Anfang der Regenzeit, vorüber ist, so bitte ich Euere Durchlaucht ganz ge- horsamst, mich mit der Erlaubniß) zum Vorgehen gegen Hassan bin Omari hochgeneigtest versehen zu wollen. Das inzwischen organisirte Expeditionskorps wird alsdann noch an demselben Tage von Kilwa aufbrechen. Sollte nach erfolgter vollständiger Nieder- werfung Hassans Machemba sich noch nicht gefügt haben, so würde ich vor weiteren Schritten gegen denselben zunächst Euerer Durchlaucht einen bezüg- lichen gehorsamen Bericht erstatten. Falls der durch seine Spione in Kilwa sehr bald von meiner Absicht benachrichtigte Hassan die Initiative ergreifen sollte, so würde der Kommandeur der Schutztruppe natürlich gezwungen sein, seine Maßnahmen sofort dement- sprechend zu ändern. Es ist mir sehr leid, daß ich die mich von Deutschland herausbegleitenden Hoffnungen auf eine friedliche Politik zunächst nicht erfüllen kann, aber ich glaube, Euere Durchlaucht werden nach Oben- gesagtem und nach Durchsicht der Verzeichnisse über die Uebergriffe der genannten Rebellen die Ueber- zeugung erhalten, daß längeres Zögern nur die An- gelegenheit, deren friedliche Erledigung durchaus ausgeschlossen ist, verschlimmern kann. Aktenmäßige Zusammenstellung der Ueber- griffe des Häuptlings Machemba. Machemba, vom Stamme der Wayao, kam vor 25 bis 30 Jahren mit geringem Anhang aus dem Innern, versuchte zunächst in den Matumbibergen hinter Kilwa sich anzusiedeln, wurde aber verdrängt und kam zu den Wakonde, welche ihm seinen jebigen Wohnsicz zur Verfügung stellten. In den ersten Jahren lebte er in gutem Einvernehmen mit seinen Nachbarn; nach und nach, im Gefühl seiner wachsen- B9- l *) Die Erlaubniß ist ertheilt. 542 — den Kraft, kam der räuberische und falsche Mjao- charakler bei ihm zum Vorschein. Zu ihm geflohene Sklaven gab er nicht wieder heraus, raubte und ließ seine Leute rauben, wo es ging, und gewährte allem von der Küste geflohenen Gesindel Wohnsitz und Schutz. Seinen Leuten läßt er volle Freiheit, zu rauben und zu stehlen, er selbst erllärt stets, an den sortwährenden Uebergriffen seiner Leute unschuldig zu sein. Seit dem Jahre 1890 siellt Machemba den Grundsatz auf: „Ihr Europäer seid Herren der Küste, ich bin Herr im Innern, wollt Ihr Frieden mit mir, so kommt nicht in mein Gebiet.“ Fremden Kara- wanen ist der Durchzug verboten, dieselben müssen stets in weitem Bogen um sein Gebict herumgehen. Die verfehlte Expedition des Stationschefs Schmidt aus Lindi im Jahre 1890, welche durch die größere des stellvertretenden Reichskommissars Dr. Schmidt nicht wekt gemacht worden ist, sowie die Expedition Ramsay gegen Machemba, welch lehtere trotz ihrer Stärke wegen Munitionsmangels und Terrainschwierigkeiten nur bis Mbindo kam, ist bei den Makondes und leider auch bei der ganzen Bevölkerung des Südens nur allzu gut im Gedächtniß. Dieselben haben den Ruf Machembas außerordentlich verbreitet, das Ansehen der deutschen Regierung aber sehr geschädigt, da nichts geschehen ist, um die er- littene Schlappe wieder wett zu machen. Die Friedensvermittelungen und Unterhandlungen, die vor Jahren mit Machemba geführt sind, haben auch mehr geschadet als genügt. Machembas Ueber- muth ist seitdem nur gewachsen. Machemba ging nämlich nur dann auf Verhandlungen ein, wenn es ihm schlecht ging und er aus Mangel an Lebens- mitteln zum Frieden gezwungen war; war er mit solchen und mit Pulver hinreichend versorgt, so unt- wortete er entweder gar nicht oder in ganz unver- schämter Weise. Kaum bringen noch die Eingeborenen Klagen über Uebergriffe und Raubzüge des Machemba in Lindi und Mikindani vor, da sie der Ansicht sind, die Regierung thue doch nichts, um sie gegen jenen Näuber zu schützen. Es ist selbstverständlich, daß hierdurch auch die gesammten Handelsverhältnisse in Mitleidenschaft gezogen werden. Charakteristisch für Machembas Auffassung ist ein Brief, den er vor ¼ Jahren an das Bezirksamt Lindi sandte: „Ich habe zwar gehört, daß Ihr die Wahehe geschlagen, das macht aber nichts, ich bin viel stärker als die Wahehe. Kommt nur her, ich bin bercit.“ Die Anzahl der gegen Machemba vorgebrachten Klagen ist endlos und eine Aufzählung derselben würde zu weit führen. Dabei muß man noch be- rücksichtigen, daß nur ein kleiner Theil seiner Ueber- griffe zur Kenntniß der Behörden gelangt. Allein im Laufe des lehten Monats sind von dachemba geraubt worden: Am 2. September in Perchinga, 4 Stunden von Lindi, 2 Männer, 1 Weib,