in dem benachbarten Majumba, mit frauzösischen Fahnen im Ueberfluß geschmückt, und abends konnte ich die glänzende Illumination des kleinen Ortes vom Dampfer aus bewundern. Am nächsten Tage fand ich in Loango noch das umfangreiche Festprogramm für diesen Regierungs- hauptsitz an den öffentlichen Gebäuden angeschlagen. Es war in Loango selbst sehr schön gedruckt und bestand ans Salutschießen, Parade, Konzert, öffent- lichen Belustigungen und Illumination. In Gabun selbst findet an diesem Tage alljährlich eine große Ausstellung für sämmtliche Erzeugnisse mit Preis- vertheilung (Goldene Medaille) statt. Wie Gabun für den Norden, so ist Loango für den Süden der Hauptort. Es ist mit Brazzaville durch eine breite und vollständig sichere Straße ver- bunden, welche den Handel vom Kongo ab und zur Küste hingeleitet hat, da nunmehr die Trägerkarawanen direkt, ohne Umladung bis Loango hinunter verkehren können. Loango hat indessen wie alle Küstenplätze südlich Kap Lopez wegen der, der Lagune vor- gelagerten starken Brandung, die zur Küste nicht parallel, sondern im Winkel läust, ganz außerordent- lich schwierige Landungsverhältnisse. Man sucht dieselben dadurch theilweise zu umgehen, daß die schwimmenden Güter, wie Palmölfässer und Nutzholz bei guter See durch die Brandung gebracht und anßerhalb derselben verankert werden, so daß sie bei Ankunft des Dampfers bereit liegen; hierbei werden die nicht schwimmenden Hölzer (barwood) mit leichten korkähnlichen Hölzern durch eiserne Klammern verbunden, um über Wasser gehallen zu werden. In Loango trifft man die erste Faktorei des „Holländischen Hauses“ in Rotterdam, dessen aus- gedehnte und luxuriös angelegte Faktorcien nunmehr an jedem Handelsplatze in beherrschender Lage zu finden sind. Mit 118 größeren Faktoreien, zahl- reichen Flußdampsern und eigener Dampferlinie hat diese Firma, deren Angestellte durchweg deutsch sprechen können, einen Hauptantheil an dem Handel des gesammten Kongogebietes, ihr zunächst kommt die englische, auch in unserem Schutzgebiete — Wasser- sall — vertretene Firma Hatton & Cookson. Der Zwischenhandel ist im Kongogebiet unbe- lannt, die Trägerkarawanen von oft bis zu 100 Mann bringen den Faktoreien nach wochenlangem Marsch die Erzeugnisse Gummi, Elfenbein und trockenes Palmöl ins Haus und ruhen sich dort 8 bis 14 Tage vor dem Wiederaufbruche aus, weshalb die Faktoreien alle zur Beherbergung von Karawanen eingerichtet sind. Der Kongogummi ist in sehr lleinen Stücken und stark mit Unreinigkeiten durchsetzt, trotzdem wird er unsortirt verschifft, er kommt an Gite nicht ent- sernt dem unsrigen Uleich. Der Dampfer wird in Banana von den Lootsen des Kongostaates in Empfang genommen und über Voma und Noki (portugiesisch) bis hinauf nach Matadi gebracht, wo die Stromschnellen bei Vivi der Dampf- schisssahrt ein Ende machen. 553 Die Eisenbahn, die zur Umgehung der Strom- schnellen des Kongo zwischen Matadi und Leopold- ville erbaut wird, ist bis zum Kilometerposten 102 gefördert; Regierungshauptsitz ist Boma, das sich einer Dampfstraßenbahn erfreut, die vom Flußufer hinauf nach den prachtvollen eisernen Regierungs- und Beamtenhäusern führt. Ein Fort mit sieben Panzerthürmen, die mit je zwei Kruppschen Riesengeschützen armirt sind, be- herrscht Fluß und Stadt. In Boma befindet sich ein italienisches und ein englisches, mit 600 Pfund Sterl. jährlich dotirtes Vizekonsulat, das von dem Konsulat in St. Paulo de Loanda ressortirt. Das staatliche Riesenhotel aus Eisen ist ebenso wie die in Banana und Matadi geschlossen, da die Beamten es vorziehen, mit Hülfe ihrer täglichen Verpflegungs- zulagen (außer Gehalt) von je 6, 8, 10 und 12 Franken sich selbst zu beköstigen. Sehr unzufrieden war die Stimmung der Kauf- mannschaft über die Handlungsweise der Regierung, welche Elfenbein und erstklassiges Gummi ausschließ- lich für sich reservirt hat und den Verkauf dieser beiden Artikel den Kaufleuten nicht gestatlet. Zur Zeit hielten sich in Boma gerade cin schwedischer und ein deutscher Handlungsreisender auf, von denen der erstere Holzlieferungen mit der Negie- rung abschloß, der letztere in Ausfuhrartikeln für ein Hamburger Haus reiste. Der Kongo-Freistaat rüstet sich bereits für seine Brüsseler Ausstellung im Jahre 1897 und sendet heimische Photographen zu Aufnahmen durch das Land. In den südlich vom Kongoflusse gelegenen portu- giesischen Gebieten „Kongo“ mit dem Regierungs= hauptsitz in Cabinda (nördlich vom Kongo) und Provinz „Angola“, Hauptstadt St. Paulo de Loanda, tritt zu den bisherigen Produkten als weiteres Haupt- aussuhrerzeugniß der (wilde) Kaffee hinzu; er ist eine kleinbeerige Art und wird in demselben unau- sehnlichen, unreinen und brüchigen Zustande verschifft, wie ihn die Eingeborenen in die Faktoreien liefern. Nur das „Holländische Haus“ besictzt Schäl-, Reini- Jungs= und Sortirmaschinen. Dieser Kassee wird zu Hause zur Vermischung mit besseren Sorten und zur Anfertigung von Kaffee- ersatzmitteln gebraucht und erzielt gute Preise. Fracht 40 Schillinge die Tonne. Die einheimische Bevölkerung beider Provinzen wurde zur Zeit schwer durch die Pocken heimgesucht, so daß auch der Handel ganz danieder lag. Die portugiesische Regierung verhält sich vollständig passiv gegen diese Epidemie. Von Ambriz aus, wo die gewaltige Barre durch große Segelleichter überwunden wird, beginnt die Provinz Angola, welche bereits ein von Loanda ausgehendes 302 km langes Eisenbahnnetz mit End- station Queta hat. Der Chef des „Holländischen Hauses“, Herr Wenniger, ist Kaiserlich deutscher Konsul in Loanda, woselbst sich nur eine neuere deutsche Firma befindet. St. Paulo de Loanda ist