— 621 Besuch S. M. S. „Sperber“. Der Kreuzer „Sperber“ hat vom 2. bis 6. Ok- tober die Küstenplatze von Togo besucht und dabei Lothungen vorgenommen. Der slellvertretende Kaiser- liche Landeshauptmann hat an Bord des Schiffs sich von Klein-Popo nach Lome begeben. Im ganzen Schutzgebiet herrschten friedliche Zustände. Der Handel Lomes zeigte eine große Lebendigkeit. Lammlung naturwissenschaftlicher Gegenstände. Dem Königlichen Museum für Naturkunde ist eine von dem im Togolande thätigen Lieutenant der Reserve Klose angelegte Naturaliensammlung zugegangen. Die Sendung enthielt: 1 Affenbalg mit Schädel, 54 Vogelbälge und 1 Schädel eines Hydrosauriers. Die Konservirung, besonders der Vogelbälge, ist gut. Die Affenart erhielt die zoologische Sammlung schon von anderen Gegenden, sie war aber will- kommen, weil sie in den Museen selten ist. Unter den 45 Vogelarten sind 13, die aus dem Togo- gebiet noch nicht bekannt waren, und 2 sehr seltene im hiesigen Museum noch nicht vertretene Spezies. Der Schädel des Hydrosauriers ist werthvoll und war sehr willkommen. Deutsch-Südwelkafrika. Sug des Landeshauptmanns nach Groolfontein. Auf seiner Reise nach dem näördlichen Herero- lande ist der Katserliche Landeshauptmann von Water- berg, von wo er am 15. August d. Is. aufbrach (siehe Kol. Bl. S. 517), nach Groorfontein gezogen. Von diesem Orte aus hat Major Leutwein am 29. August Folgendes berichlet: Von Waterberg bis hierher führte mich der Weg durch schöne Gegend innerhalb sechs Tagen ohne Zwischensall. Ausfallend war mir indessen die ver- hältnißmäßig germge Dichtigkeit der Bevölkerung, sowie die in dem sonst abgeweideten Hererolande noch reichliche Werde. Das Rälhsel löste sich indessen rasch. Wie sie solches im Süden versucht, so haben die Hereros auch im Norden in den letzten 2 bis 3 Jahren sich weit über ihre ursprüngliche Grenze ausgedehnt, so daß sie nunmehr in großen Haufen in dem ehemals als herrenlos angesehenen Gebiet östlich und westlich und sogar nördlich Grootfontein siben. Es hat sonach innerhalb der letzten Jahre eine allgemeine Verschiebung des für seme Nachbarn stets unbequemen Hererovolkes vom Centrum seincs Landes nach der Peripherie staltgesunden, ob unbe- wußt oder mit bestimmter Absicht, läßt sich nicht seststellen. Ich persönlich neige bei dem Charakter des Volkes zu letzterer Annahme. Dank dem Ent- gegenkommen des Oberhäuptlings Samuel, und da durch den Vertreter der South West Afrika Co. Ld., Lieutenant Hartmann, der Boden bereits wohl vorbereitet war, sind die angeknüpften Verhandlungen wegen Abgrenzung des Konzessionsgebiets der South West Afrika Co. und wegen Zurückdrängung der weit vorgeschobenen Hererowerften auf keine besondere Schwierigkeiten gestoßen. Das in Frage kommende Land, soweit ich es bis jetzt gesehen habe, ist das Beste in unserem Schutzgebict, und ich freue mich, daß sein künftiger Besilz in die Hände einer Privat- gesellschaft übergehen wird, über deren bieherige Thätigkeit ich nur das Günstigste melden kann. Die Schutztruppe ist hier bei ihrem Einzuge mit Triumph= bogen, Fahnenschmuck und Ansprachen empfangen worden, wie man es sich nicht besser in der Heimath wünschen kann. Die zahlreich im Dienste der Gesell- schaft stehenden Eingeborenen aus allen Stämmen des Schutzgebietes (sogar Hereros) sind wohl diszi- plinirt und werden langsam, aber sicher unserer Sache gewonnen. Mittelst Heranziehung von aus- gedienten Mannschaften der Schutztruppe sowie von weniger bemiltelten, aber tüchtigen Landwirthen aus der Heimath will Dr. Hartmann mit der Besiede- lung beginnen und so allmählich nördlich des Herero- landes eine Hochburg des Deutschthums schaffen. Ferner habe ich einen gewissen Jack Krueger, den Abkömmling eines Deutschen und einer Herero- frau, der Schwester des Oberhäuptlings Samnel, zum Kapitän der rings um Grootfontein wohnenden, nunmehr von den Hereros losgelösten Bergdamaras und Buschleute eingesetzt. Derselbe hatte bieher be- reits eine Art nomineller Oberherrschaft über die Letteren ausgeübt. Als Sit habe ich ihm die eine Tagereise nördlich von hier gelegene, neu errichtete Missionsstation Gaub angewiesen. Damit würde ein dritter Konzentrationspunkt für Bergdamaras ge- schaffen (Okombahe,!) Aais und Gaub) und zur Lösung der Arbeiterfrage im Schutzgebiete ein weiterer Schritt gethan sein. Der Oberhäuptling Samuel, welcher mich mit etwa 40 Reitern hierher begleitet hat, wird von hier aus nach Okahandja zurückkehren. Er hat mit seinem jent abermals gezeigten Entgegenkommen unserer Sache zweifellos wieder einen mächtigen Dienst geleistet. Deun, wenn auch voraussichtlich bei Räumung des abgetretenen Gebietes die Haupt- arbeit uns zufallen wird, so haben wir doch mit seiner Unterschrist das moralische Recht auf unserer Seite, so daß jede kriegerische Verwickelung aus- geschlossen ist. Seine mir wiederholt gegebenen Freundschaftsversicherungen habe ich alle Veranlassung, durchaus als aufrichtig gemeint zu betrachten. Daß zwischen ihm und mir je Feindseligkeiten entstehen könnten, scheint mir völlig undenkbar, wohl aber hat er mir selbst — und dies wiederholt schon — die *) Vergl. Deutsches Kolonialblatt 1895, S. 78.