— 52 kultivirt werden, nimmt eine Fläche von 72),6 ha ein. Der einige Meilen von Buitenzorg in einer Seehöhe von mehr als 1400 m befindliche Gebirgsgarten (zu Tjibodas, am Vulkan Gedeh gelegen) umfaßt über 58 ha. Zu diesem Gebirgsgarten gehört ein Wald von mehr als 283 ha Bodenfläche. An 300 Arbeiter sind zur Pflege dieser Gärten unter der Aufsicht mehrerer „Monduren“ und der Oberaufsicht eines Inspektors thätig. Was auf dieser Riesenfläche unter den günstigsten Vegetationsbedingungen von einer so großen Zahl gutgeleiteter Arbeiter in Bezug auf die Pflanzenkultur geleistet werden kann, läßt sich nicht in Kürze schil- dern. Es sei nur erwähnt, daß alljährlich Tausende von lebenden Pflanzen aus Buitenzorg an die großen botanischen Gärten Europas und Amerikas, ferner an die Akklimatisationsgärten der englischen, französischen und deutschen Kolonien verschickt werden, daß zahl- reiche europäische Botaniker zu ihren Studien Unter- suchungsmaterial von Buitenzorg erhalten und daß vor Allem die alljährlich aus aller Herren Ländern dorthin ziehenden Forscher zum Zwecke ihrer Unter- suchungen eine solche Menge richtig bestimmter und hut kultivirter Pflanzen vorfinden, wie in keinem anderen Tropengarten der Welt. Womit aber das Buitenzorger Institut allen anderen in den Tropen eingerichteten Anstalten den Rang abgelaufen hat, das ist die große Zahl der dort vereinigten, wissenschaftlichen Zwecken dienenden Laboratorien und Sammlungen, welche es gestatten, jene Behelfe, die zur Durchführung von botanischen Forschungen im weitesten Sinne des Wortes erfor- derlich sind, sofort zur Hand zu haben, so daß sich fast jede botanische Arbeit in Buitenzorg wie an einem im Herzen Europas gelegenen Kulturcentrum durchführen läßt. In allen größeren botanischen Gärten der Tropen befindet sich ein Herbarium, wohl auch hin und wieder ein Arbeitsraum für mikroskopische oder ander- weitige wissenschaftliche Untersuchungen. Was aber die Holländer zur wissenschaftlichen Ausrüstung des Buitenzorger Instituts geleistet haben, kann nur unsere Bewunderung erregen. Ein stattliches, außerhalb des Gartens gelegenes Gebäude nimmt die Bibliothek und das botanische Museum auf. Im Garten selbst befindet sich ein Laboratorium für anatomisch= physiologische Unter- suchungen, eine für zoologische Zwecke eingerichtete Station, eine Abtheilung für Untersuchungen über die Tabakpflanze, eine sorstbotanische Abtheilung zur Un- tersuchung der in den holländisch-indischen Wald- beständen auftretenden Holzgewächse; ferner dient ein mit reichen Sammlungen ausgerüstetes Laboratorium für Pharmakologie und Pharmakognosie der Unter- suchung der tropischen Heilpflanzen. Im Garten zu Tjikömöh befindet sich ein wohleingerichtetes agri- kultur -chemisches Laboratorium. Die Höhenstation Tsibodas steht unter besonderer Verwaltung; daselbst können vier Botaniker gleichzeitig arbeiten. Jeder findet hier für Wochen gute Unterkunft, einen Arbeits- tisch mit den erforderlichen Utensilien zu mikroskopi- schen Untersuchungen und eine kleine Handbibliothek. Eine Anstalt für Photographie und Reproduktions= verfahren zur Aufnahme von Pflanzen und anderen botanischen Objekten vervollständigt den wissenschaft- lichen Hülfsapparat, einiger anderer zweckmäßiger Einrichtungen nicht weiter zu gedenken. Die Oberleitung des „Plantentuin“ führt ein Direktor. Jede der genannten Abtheilungen untersteht einem besonderen Chef, dem ein oder mehrere wissen- schaftliche Hülfsarbeiter beigegeben sind. Im Ganzen wirken derzeit am Buitenzorger Institute 21 wissen- schaftlich gebildete Beamte. Es kann hier nur kurz angedeutet werden, worin die Leistungen dieser wahrhaft großartigen Institu- tioncn bestehen. Vor Allem ist hier, wie nirgends in der Tropen- welt, Gelegenheit zu wissenschaftlichen Forschungen geboten. Zahlreiche Naturforscher, zumeist Botaniker, darunter Männer von hervorragendem Rufe, haben diese Gelegenheit ausgenutzt. Viele der hier aus- geführten wissenschaftlichen Untersuchungen sind in den „Annales du Jardin Botaniqdue de Buitenzorg“ (Leyden, J. E. Brill), von welchen der dreizehnte Band im Erscheinen begriffen ist, publizirt. Die ge- nannten Annalen enthalten zahlreiche wichtige bota- nische Untersuchungen und bilden anerkanntermaßen eine Zierde der periodischen botanischen Litteratur. In dem Zeitraume von 1884 bis 1894 haben sich 44 europäische Botaniker in Buitenzorg zum Zwecke wissenschaftlicher Forschungen längere Zeit (zwei bis sechs Monate) aufgehalten, darunter 14 Holländer, 15 Deutsche, 6 Oesterreicher, 4 Russen, 2 Engländer, 1 Belgier, 1 Schwede, 1 Däne. Viele andere Natur- forscher, besonders Botaniker und Zoologen, blieben kürzere Zeit, theils um die Einrichtungen des berühmt gewordenen Buitenzorger Instituts kennen zu lernen, theils um auch hier Material für ihre Forschungen zu gewinnen. Nicht minder bedeutungsvoll wie die rein wissen- schaftlichen sind die praktischen Resultate, welche die Institutionen des Buitenzorger Gartens zur Folge hatten. Der javanische Thee= und Kaffeebau, die Zuckerrohr= und Tabakkulturen haben dem Garten viel zu danken. Die in Niederländisch-Indien neu erstandene Guttaperchagewinnung geht von Buitenzorg aus. Die von den Eingeborenen betriebene rohe Methode der Guttaperchaerzeugung hat zur Vernich- tung aller wildwachsenden Guttaperchabäume geführt. „Das Vaterland dieses Baumes war Singapore“, heißt es sehr treffend in einem Berichte über die Anupflanzung dieser wichtigen Bäume in Java. Nun befinden sich im botanischen Garten zu Buitenzorg zwei ausgewachsene Exemplare dieses seltenen Ge- wächses (Palaquium Gutta) und die ausgedehnten Gouvernemenisplantagen, welche die Guttapercha- gewinnung aus kultivirten Bäumen zum Zwecke haben, bestehen aus Tochterpflanzen dieser beiden Bäume.