161 Marlhall-Inseln. Neise des Landeshauptmanns. Ueber eine an Bord S. M. S. „Falke“ in der Zeit vom 25. November bis 12. Dezember 1895 aus- geführte Rundreise berichtet der Kaiserliche Landes- hauptmann für das Schutzgebiet der Marshall-Inseln r. Irmer, wie folgt: Ich hatte auf der Rundreise Gelegenheit, die Inseln Medjit, Gaspa-Riko, die Browninseln sowie die zu den Karolinen gehörigen Inseln Ponape und Kussaie zu besuchen. Am 27. November wurde Likieb angelaufen, um dort nähere Erkundigungen über die Lage und Be- schaffenheit des Atolls von Gaspa-Riko einzuziehen. Am folgenden Tage trafen wir in Medjit ein. Da keine Lagune vorhanden ist, so ist der Zugang durch die Brandung und über das Riff ziemlich beschwerlich. Die mir in Jaluit zugegangenen Klagen über die Unbotmäßigkeit der Eingeborenen ergaben sich als sehr übertrieben. Der Häuptling scheint allerdings. nicht gerade besonders große Energie seinen Leuten gegenüber zu entwickeln, auch bisweilen ungerecht zu sein. Die bisherigen Streitigkeiten sind nunmehr in Ordnung gebracht und hoffe ich, daß damit die Klagen aus Medjit ihr Ende erreicht haben. Schr erfreut war ich, von allen Seiten zu hören, daß sich der dortige Missionar stets die größte Mühe zur Beilegung der Streitigkeiten gegeben und selbst in der Kirche nicht unterlassen hat, die Leute zum Ge- horsam gegen die Kaiserliche Verwaltung und den Häuptling zu ermahnen. Freitag, den 29. November, wurde die unbewohnte Insel Bikar passirt und Sonn- abend, den 30. November, morgens, kam die Insel Gaspa-Riko in Sicht. Die Inselgruppe gewährt schon von Weitem durch die blanc, weit vorgelagerte Lagune, in die nur eine schmale, sehr reißende Bootspassage führt, einen höchst eigenartigen Eindruck. Die Inseln sind wohl drei= bis viermal so hoch und sechsmal so breit als. Jaluit, mit dichtem Unterholz und meh- reren Metern tiefer Guanoerde bedeckt. Von dem vorgefundenen Guano habe ich eine Kiste voll der Hauptagentur der Jaluit-Gesellschaft zur weiteren Untersuchung gegeben. Ueberraschend war die ge- waltige Menge vieler Arten großer Seevögel, von denen vier bis fünf oft auf einem einzigen Busche brüteten. Es sind dies meist riesige Fregattvögel, votsmänner, Möwen verschiedenster Arten, auch eine Art von Trappe ist bemerkt worden. Die Vügel verließen bei unserer Annäherung keineswegs ihre Nester, so daß man Gelegenheit hatte, sie genau zu betrachten. Merkwürdigerweise fand sich in jedem Neste, die sich sehr oft auch auf bloßer Erde be- fanden, nur ein Ei. Bei der ungeheueren Menge von Vögeln dürfte die Hauptagentur der Jaluit- Gesellschaft vielleicht eine Gewinnung von Flaum- genannt, zeigen die Browninseln eine außerordentliche Dürftigkeit, hohe Sanddünen führen hinauf und nur vereinzelt findet man Kokosnußbäume. Das Land erscheint nur für sie anbaufähig. Ungehenere Schaaren von Ratten, die in ganzen Rudeln bei den wenigen Häusern herumlaufen, stellen vorläufig auch das in Frage; nur etwa 60 Eingeborene bewohnen die Insel. Sie verfügen weder über Federvieh noch Schweinc. Ich habe deshalb einige Schweine dort eingeführt. Die weitere Fahrt richtete sich an Ujelang vor- bei, das nicht angelaufen wurde, zunächst nach Ponape, wo ich von dem spanischen Gouverneur mit aus- gezeichneter Zuvorkommenheit aufgenommen wurde. Am Sonnabend, den 7. Dezember, vormittags 11 Uhr, wurde der Hafen von Ponape verlassen und um Mitternacht des folgenden Tages kam Kussaie in Sicht. Am anderen Morgen um 7 Uhr ging S. M. S. „Falke“ im größeren östlichen Hafen (Chabrollhasen) zu Anker. Derselbe macht, wenn man von der tropischen Vegcetation absieht, mit seinen zackigen Bergen und tiefgrünen Gründen fast völlig den Eindruck eines oberitalienischen Bergsees. An malerischem Reiz und landschaftlicher Schönheit weicht Kussaie kaum einem mir bekannten Orte. Die dor- tigen Einwohner besitzen einen weit höheren Grad von äußerlicher Kultur als die in Ponape und Jaluit. Man darf dies wohl mit Recht auf das Einwirken der amerikanischen Mission zurückführen. Die aus- gedehnten Gebäulichkeiten der amerikanischen Mission sind in einer Bucht des westlichen (Coquille-) Hafens erbaut. Für größere Seeschiffe ist der Eingang zu demselben zu eng, und um dorthin zu gelangen, war ein etwa fünfstündiger Marsch auf dem Riff, unter- brochen von Kanufahrten durch die vorgelagerten weiten und höchst malerischen Mangrovesümpfe noth- wendig. Trotdem fast die ganze Westseite der Insel mit einem breiten Gürtel dieser gefährlichen Tropen- moore bedeckt ist, kommt Fieber verhältnißmäßig selten vor. Freilich vermeidet der dort wohnende Europäer auch gern den Besuch derselben. Die Lage der Mission mit ihren vielen, auf den sauft ansteigenden grünen Bergen zerstreuten geschmackvollen Häusern ist eine sehr anmuthige. Auf dem ersten Bergrücken, zu dem mehrere sauber gepflegte Stein- und Sandwege führen, liegt das Wohnhaus des Leiters der Mission Dr. Rife und die Wirthschasts- gebäude, darüber die Schlafräume der männlichen Zöglinge, auf dem Kamme das Haus für die Leh- rerinnen und ihre weiblichen Pflegebefohlenen. Da- hinter dehnt sich ein steiler, fruchtbarer Grund aus, aus dem das Geläut der Rinderherde der Mission herauftönt. Dahinter steigen dann schroff und steil die dichtbewaldeten Höhenzüge der inneren Insel auf- Auf halber Höhe des Berges auf der anderen Seite liegt die Mission für die Gilbert-Inseln. Alle diese Gebäude sind untereinander durch Telephonleitung federn in Betracht ziehen. Der Atoll besteht aus verbunden und überraschen durch ihre zweckmäßige, vier größeren und mehreren kleinen Inseln. Im solide und doch luftige Bauart und peinliche Sauber- Gegensat zu Gaspa-Rito, in der Ursprache Bockar keit der umgebenden Rasenfläche, Baumgruppe und