— 163 — RHus dem Brreiche der Missionen und der Ankisklaverei-Bewegung. Die Rheinische evangelische Missions-- gesellschaft, welche in Deutsch-Südwestafrika seit über 50 Jahren arbeitet, hat hier im Laufe der Zeit 20 Missionsstationen angelegt, die von 20 euro- päischen Missionaren besetzt sind. Aus den Nama- hottentotten sind 5414 und aus den Hereros 3252 Gemeindeglieder gesammelt, im letten Jahre konnten 244 Erwachsene getauft werden, 1652 Kinder werden in den Schulen unterrichtet. Die Arbeit der Missio- nare ist in dem vielfach unwirthlichen Lande und unter den verkommenen oder trotzigen Heiden eine überaus mühevolle. Ueber die Ergebnisse dieses Wirkens haben verschiedene Reisende günstige Urtheile gefällt. In seinem kürzlich hier erwähnten Buche schließt sich ihnen der früher im Schutzgebiete thätige Premierlieutenant v. Frangois an, indem er schreibt: Ohne die Pionierarbeit der Missionare wärc die Besihzergreifung des Landes ein völlig illusorischer Akt auf dem Papier gewesen; was Händler, In- dustrielle und Gelehrte, zumal Holländer und Englän- der, zur sogenannten Erforschung und Kultivirung gethan haben, sällt gar nicht ins Gewicht neben den positiven Ergebnissen der Missionsarbeit. Und diese Arbeit will um so mehr bedeuten, als alle egoistischen Motive, die den Händler oder Forscher immer be- seelen werden, die schließlich auch dem Kriegsmann nicht abgesprochen werden können, bei diesen Männern fortfallen. Die Station U. L. Frau von Lourdes in Kilema des apostolischen Vikariats Nord-Sansibar (Väter vom heiligen Geist) ist besetzt mit den Patres Gommenginger und Flick und dem Bruder Blauchard. Für die Station war die Bestrafung von Moschi im Jahre 1893 von größter Bedeutung, da der Häuptling Meli ihr viele Schwierigkeiten in den Weg gelegt hatte. Es ist jetzt eine Kapelle ein- geweiht worden und eine Menge Kinder werden auf der Station im Christenthum und verschiedenen Hand- werken unterrichtet. In Vlavolo (apostolisches Vikariat Neupommern der Väter vom heiligen Herzen Jesu) sind von 1892 bis 1895 über 600 Erwachsene getauft worden. Ueber 100 neue Katechumenen, die täglich in zwei Gruppen unterrichtet werden, waren im Herbst v. Is. zur Taufe bereit. Auf der Station Vlavolo sind zwei Brüder und drei Schwestern, welch Lettere ein kleines Institut zur Erziehung von Waisen= und anderen Mädchen leiten. Obschon Vlavolo die älteste Station der Mission ist, so ist es doch nicht die Hauptstation. Leßteres ist vielmehr Kinigunan (Vuna- Pope) in unmittelbarer Nähe von Herbertshöh. Dort residirt Herr Bischof Couppc mit noch einem Pater, mehreren Brüdern und Missionsschwestern. Die dortigen beiden Erziehungsanstalten für Knaben und Mädchen werden von nahezu 200 Zöglingen, theils freien, theils losgekauften Sklavenkindern, besucht. Jüngeren Datums ist die Station Malaguna, in der aber auch schon in den letzten zwei Jahren mehrere Hunderte von Katechumenen getauft worden sind. Die Station Takambur (Villa Maria) im Innern ist erst kürzlich in Angriff genommen worden, und eine andere näher am Meere gelegene wird in ganz kurzer Zeit fertig sein. Die Kongregation der Propaganda beschloß, das deutsche Kaiser Wilhelmsland, welches bisher zu dem apostolischen Vikariate Neu-Guinea (das auch den englischen Theil von Neu-Guinea umfaßt) ge- hörte, von diesem Vikariatc zu trennen und unter dem Tilel einer Präsektur der Gesellschaft vom gött- lichen Wort in Steyl zu übergeben. Der Beschluß ist vom Papst genehmigt worden. In Kaiser Wil- helmsland gab es bis jeßzt keine katholische Mission, wohl aber im englischen Theile von Neu-Guineca. Die „Gazette lor Zanzibar and East Alrica“ veröffentlicht in der Nummer vom 1. Januar d. Js. eine Verfügung des Königlich großbritannischen Ge- neralkonsuls für Sansibar, betreffend die Anwendung der Bestimmungen der Brüsseler Akte vom 2. Juli 1890 über Einfuhr, Ausfuhr und Lagerung von Feuerwassen, Munition und Schießpulver auf die britischen Schutzgebiete am ostafrikanischen Festlande. Strafexpeditionen gegen Sklavenhändler in Britisch- Nvassaland. Dem englischen Parlament sind im vergangenen Monat Abdrücke mehrerer Berichte und Telegramme des Kommissars für Britisch-Centralafrika Johnston vom November und Dezember v. Is. zugegangen. Der Inhalt dieser Schriftstücke bezieht sich auf zwei Expeditionen, welche im letzten Drittel des ver- gangenen Jahres von dem Kommissar mit einer er- heblichen Truppenmacht gegen widerspenstige und von Sklavenraub und -handel lebende Häuptlinge unternommen worden sind. Die erste, im Oktober unternommene Expedition richtete sich gegen den Häuptling Zarasi, der im Jahre 1892 eine englische Expedition vernichtet hatte. Seine in den Mangoschebergen, etwa 80 englische Meilen von Zemba gelegene Bergboma wurde nach ziemlich heftiger Gegenwehr gestürmt und zerstört, Vieh und ein 1892 den englischen Truppen abge- nommenes Geschütz wurden erbeutet und eine Anzahl von Sklaven befreit. Den Zarafi selbst zu fangen gelang nicht. Die zweite Expedition, die Anfang Dezember ausgeführt wurde, richtete sich gegen den Araber= häuptling Mlozi, der im Norden des britischen Nyassa- gebietes, nahe an der Grenze unseres Schutzgebietes.