Ich marschirte dann auf meiner Reise einige Tagemärsche längs des Flusses nach Osten und kon- statirte das Anschwemmungsgebiet des Flusses als ein mindestens ebenso versprechendes als das Delta des Rufiyi. Der reiche schwarze Boden, der, selbst auf weitere Strecken vom Flusse entfernt, leicht zu bewässern ist, hat fraglos eine große Zukunft. Der Strich ist auch bevölkert und wir marschirten tage- lang in ununterbrochenen Mais-, Hirse= und Reis- feldern. Ich wandte mich dann nach Nordosten und ging durch das südliche Usaramo nach Dar-es-Saläm zurück. Auch auf dieser Strecke sand ich, wo immer der Boden hügelig wurde, leidlich bevölkerte reiche Gegenden. Ich hatte die Freudc, auf der ganzen Reise zu konstatiren, daß die Züchtigung der Masiti und der Einfluß der Stationen Ulanga und Kisaki vollkommen friedliche Verhältnisse in dem Gebiete geschaffen haben, dessen Einwohner früher in steter Angst vor den Einfällen kaum ihr Leben zu fristen wagten. Die Wasaramo haben sich seit fünf Jahren in dem Gefühl der Sicherheit bedeutend ausgedehnt und in vielen Gegenden sogar schon eine gewisse Wohlhabenheit wiedererlangt, die selbst durch die Heuschreckenplage der lezten Jahre nicht erheblich gestört worden ist. Ich habe die Ueberzeugung ge- wonnen, daß die Gefahr der Rückkehr der Heu- schreckenplage keine breunende ist. Die letzten beiden Ernten waren gut ausgefallen, und die kleinen Schwärme von Heuschrecken, die ich noch hier und da antraf, scheinen mir der nicht mehr drohende Rest der Plage zu sein, und nehme ich an, daß der Regen dieses Jahres auch diesen Rest vernichten wird. Auf Grund der während der Reise gewonnenen Eindrücke werde ich darauf hinzuwirken fortsahren, daß die Bezirksämter in einen näheren Verkehr mit den Eingeborenen ihres Bezirks treten, die Häupt- linge zu überwachen, vor Allem aber auch An- forderungen zu stellen an die Eingeborenen, die denselben klar machen, daß sie für den Schutz, den sie von uns genießen, auch Gegenleistungen zu er- legen haben. Vorläufig können wir als Gegenleistung nur Schaffung und Aufrechterhaltung guter Wege von den Eingeborenen fordern. von den Anbauversuchen in Usambara. Der Landwirth Eick berichtet über Versuche auf der Kulturstation in Usambara Folgendes: Die sämmtlichen Pflanzungen haben stark unter den Heuschrecken gelitten, besonders die Kartoffeln, die sich gerade in ihrem Hauptentwickelungsstadium befanden. Trotzdem war der Ertrag noch immer zufriedenstellend, besonders da ein Theil derselben bis auf die Strünke aufgefressen war. Die Vege- tationsdauer betrug vom 21. November bis Anfang Februar also nur 2¼ Monate, wonach auf drei bis vier Ernten im Jahre mit Sicherheit zu rechnen ist. 248 Die Erbsen haben weniger von den Heuschrecken als von der Dürre zu leiden gehabt, und sind infolge- dessen etwas ungleich reif geworden. Sie wurden am 16. Dezember gesäet und sind am 3. März abgenommen, ihre Vegetationsdauer betrug also 2⅛ Monate. Das etwas geschrumpfte Aussehen muß wohl an der Saat liegen, da diese der bei- gegebenen Probe genau gleich ist. Weizen, der am 16. Dezember gesäet ist, beginnt jetzt gelb zu werden; Gerste, am 17. Dezember aus- gesäet, schießt jetzt in die Aehren; Hafer steht sehr voll und schön im Blatt, scheint jedoch eine kürzere Entwickelungsperiode zu haben; Roggen hat die Dürre schlecht überstanden, war jedoch in der Saat so schlecht, daß ich von vornherein kein Vertrauen zu demselben hatte; Mais war zum größten Theil ver- dorben, die wenigen aufgegangenen Pflanzen fangen jetzt an zu reisen; für Luzerne und Klec scheint der Boden besonders geeignet zu sein. Die vor etwa drei Wochen gemachte Kartoffelaussaat steht viel besser als die erste, da hin und wieder Gewitter den Pflanzen die nöthige Feuchtigkeit zuführten; sie zeigen infolgedessen ein üppiges Aussehen im Kraut, ohne daß man von einem „Inskrautschießen“ sprechen könnte. Ramerun. Ueber seine zum Sweck einer Vvoruntersuchung des oberen Sanagalaufes unternommene Expedition (Mit einer Karte.) berichtet der Stationschef von Edea, Premierlieutenant v. Brauchitsch, Folgendes: Edea, den 19. Februar 1896. Am 25. Dezember v. Is. marschirte ich in Be- gleitung des Lieutenants Schmidt und Expeditions- meisters Thoms mit 154 Trägern und 15 Soldaten von Edea ab und erreichte die Uebergangsstelle bei Sakebayeme nach siebentägigem, für die Träger recht anstrengendem Marsche am 2. Januar 1896. Der Weg, welcher bis Mangana fast ausschließlich durch Farmen und Ortschaften führt, ist stellenweise recht schlecht, doch ließe sich hier leicht durch Wegräumen der vielen über den Weg liegenden Baumstämme Wandel schaffen. Die Gegend ist reich bevölkert und gut bebaut, und betreiben sowohl Edea= wie Manganaleute einen schwunghaften Handel mit den angrenzenden Bekoks. Weiter oberhalb Mangala führt der Weg fast aus- schließlich nur durch dichten Urwald, welcher zahl- reiche Elefantenspuren aufweist. Die Mangalalente, welche mir bis Sakebayeme als Träger dienten, waren schlau genug, aus nahe- liegenden Gründen die Expedition nicht durch ihre Ortschaften zu führen, wichen vielmehr geschickt den- selben aus und führten mich auf begangenem Wege nördlich der alten Route nach Sakebayeme. Auf der ganzen Strecke passirte ich nur ein kleines Mangaladorf Matol.