Infolge der beiden letzten anstrengenden Tage gewährte ich hier meinen Trägern einen Ruhetag, welchen diese hauptsächlich mit Fischfang verbrachten. Lebeusmittel wurden reichlich von den Badjops gebracht. Was die Herkunft der Badjops betrifft, so bildeten dieselben ursprünglich einen großen Volks- stamm am Nijong, haben sich aber später infolge innerer Streitigkeiten getheilt. Ein Theil derselben ist am Njong verblieben, während ein anderer zum Sanaga zog und sich hier am linken Ufer desselben niederließ. Trotzdem die Badjops mit den Nachbarvölkern Handelsbeziehungen aufrecht erhalten, machten dieselben auf mich einen recht armseligen Eindruck. Zeug fehlt ihnen gänzlich — das einzige Kleidungsstück der Männer besteht in einer aus frischen Planten- blättern geschickt gewickelten Düte. Weiber laufen zum Theil ganz nackt, zum Theil bedienen sie sich trockener Plantenblätter, welche in fingerbreite Streifen geschnitten sind. Europäisches Salz, welches an der Küste das hauptsächlichste Zahlungsmittel für Elfenbein bildet und z. B. in Edea, wic ich mich überzeugt habe, in Säcken zu Hunderten an einem Tage umgeseßt wird, gelangt nicht einmal bis hierher; vielmehr gewinnen die Badjops solches selbst, allerdings nur in ganz geringen Quantitäten. Zeug müssen die Badjops beim Tauschgeschäft sehr theuer bezahlen. Zwischen Maila und Songho'l erweitert sich der Sanaga bedeutend (etwa 3000 m) und umffließt, in mehrere Arme sich theilend, einen großen Insel- komplex. Die Inseln sind mit dichtem, hohem Wald bestanden, und nach Angabe der Eingeborenen sollen auf ihnen Elefanten sich aufhalten. Am 7. betrat ich mit Ueberschreiten des 25 m breiten und 1½ m tiefen ziemlich reißenden Jellflusses das Gebiet der 252 1 Ndogobueas, eines, wie mir berichtet, kriegerischen Stammes, welcher sich häufig Uebergriffe den Nach- barstämmen gegenüber erlaubte. nun nicht mehr im Flußbett entlang, sondern war Der Weg führte von Eingeborenen geschickt am Waldrande längs des Flusses angelegt; hier verflachten sich die Ufer all- mählich, so daß man bequem marschirte. Gegen 12 Uhr machte ich Halt und bezog Lager, da mir der Führer erklärte, daß wir die Kanulande- stelle der Ndogobueas heute nicht mehr erreichen würden. Ndogobuea-Weiber und Kinder hatten reichlich Lebensmittel zum Verkauf gebracht, auch waren meine Träger bereits mit Abkochen beschäftigt, als ich plötlich von meinem Dolmetscher erfuhr, daß Ndo- gobuealeute meinem Führer gegenüber geäußert hätten, die Expedition nicht durch ihr Gebiet ziehen zu lassen, vielmehr beabsichtigten während der Nacht dieselbe zu überfallen. Mein Badiopführer kam darauf zu mir, warnte mich und machte mich darauf aufmerksam, daß das Lager von bewaffneten Ndogobucas umstellt sei. Einige meiner Leute, welche im Busch Feuer- holz suchten, bestätigten die Aussage des Führers. Erxpeditionsmeister Thoms mit fünf Soldaten und den beiden Kanus war zurückgeblieben und bis 3 Uhr nicht eingetroffen. Mir war sofort klar, daß ich den Händen der Ndogobueas nicht entgehen würde, falls ich nicht sofort zur Umkehr mich anschickte. Ich erklärke einigen Ndogobueas, welche durch- aus noch mehr Lebensmittel für Perlen austauschen und nicht weichen wollten, daß ich durch das Fern- bleiben der Kanus gezwungen sei, umzukehren, jedoch beabsichtige, morgen früh auf selbigem Platze mein Lager wieder aufzuschlagen. Binnen einer Viertelstunde hatte ich den Platz verlassen und marschirte auf demselben Wege zum Jellfluß, welcher die Grenze zwischen Ndogobuea und Ndogotinde bildet, zurück. Auf halbem Wege begegnete mir Thoms, welcher die wenig erfreuliche Mittheilung machte, daß Ndogobnealeute am Morgen seinen Koffer so- wie sämmtliche Paddel gestohlen hätten. Thoms hatte beim Transport der Kanus über die Felsblöcke die Unvorsichtigkeit begangen, Koffer wie Paddel einem Jungen zu übergeben mit der Weisung, vorauszugehen und einen geeigneten Weg ausfindig zu machen. Dieser legte dic ihm an- vertrauten Sachen am Ufer nieder und kehrte zurück. Als nun Thoms nach den Sachen sandte, waren diese bereits von Ndogobueas, welche sich im Busch versteckt hielten, gestohlen worden. Alle Versuche, die gestohlenen Sachen wieder zu erlangen, waren vergeblich. Ndogobucas, mit Ge- wehren und Speeren bewaffnet, führten am Ufer förmlich Kriegstänze auf und schrieen und tobten, erklärten aber, daß sie nichts gestohlen hätten. Ich mußte also die Sache auf sich beruhen lassen. Zu allem Unglück kam nun noch der Umstand, daß auf der Rückfahrt zum Jellfluß ein Kann (Thoms hatte dieselben losgelöst) in den Schnellen kenterte und versank. Der Verlust dieses Kanus war für mich un- ersetzlich und gleichzeitig entscheidend für die weitere Thätigkeit der Expedition. Mir blieb nichts Anderes übrig, als umzukehren, denn die Möglichkeit, das Kanu wieder zu erhalten, war ausgeschlossen — so- mit verlor auch das andere Kann seinen Werth. Ich beauftragte daher Thoms, selbiges zu zerstören. Auf einer Sandbauk westlich des Jellflusses bezog ich Lager. Am nächsten Morgen trat ich mit der Expedition den Rückmarsch an und erreichte ohne besonderen Zwischenfall Mpim am 12., Edea am 16. und Kamerun am 21. Februar. Früh beim Abbruch des Lagers hatten sich die Ndogobueas jenseits des Jellflusses versammelt und folgten der Expedition bis an die Grenze zwischen Ndogotindi und Badjop. Sobald die wenigen an der Queue marschirenden Soldaten Halt machten und