286 Nachrichten aus den deulschen Schuhgebieten. (Abdruck der Nachrichten vollständig oder theilweise nur mit Quellenangabe gestattet.) Deutsch-Hltafrika. Ueber eine in der 5eit vom 206. Januar bis 25. Februar 1890 von Moschi am Rilimandjaro aus durch die Maliai= steppe nach Umbugwe unternommene Expedition berichtet Kompagnieführer Johannes unter dem 28. Februar, wie folgt: Die Gründe der Expedition waren folgende: Einmal wollte ich mit dem Massaihäuptling Cendeo in Verbindung treten, um ihm, falls er mit seinem Stamme lediglich Viehzucht und nicht Viehdiebstahl treiben wolle, die Rücklehr in das jetzt vollkommen unbewohnte und verödete Nanhaplateau zu gestatten. Seine beabsichtigte Auswanderung in englisches Gebiet halte ich für eine schwere Schädigung unserer wirth- schaftlichen Interessen. Die riesigen Viehherden der Massais gehen dem deutschen Gebiet verloren und die Steppen vereinsamen noch mehr. Damn aber auch würde der Elfenbeinhandel, in dem die Massais eine bedeutende Rolle als Zwischenhändler spielen, ganz beträchtlich abnehmen, und die aus dem Aus- fuhrzoll entspringenden Einnahmen äußerst herunter- gedrückt werden. Zur Verproviantirung der Karawane erschien es dringend geboten, den Umweg über Umbugwe zu nehmen. Gleichzeitig wollte ich auch mit dieser Landschaft in friedliche Verbindung treten, da die Bewohner mit früheren europäischen Kara- wanen in Konflikt gerathen waren. Ich hatte das Betreten der Temben meinen Leuten untersagt, was den erwünschten Erfolg hatte, daß von beiden Seiten nicht die geringste Klage vorkam. Am 26. Januar marschirte ich mit Lieutenant Merker und 36 Askaris zunächst durch die west- lichen Kilimandjarolandschaften. Die katholische Mission in Kiboscho hat ein großes neues Haus mit Erd- geschoß und einem Stockwerk darüber gebaut. In Madschame auf der evangelischen Mission war Missionar Müller mit Frau soeben eingetroffen. Auch dort ist zu derselben Zeit wie in Kiboscho mit dem Bau eines weniger großen Hauses be- gonnen, dessen Vollendung indeß noch in weiterer Ferne zu liegen scheint. Weiter marschirte ich direkt nach dem Meruberg und besuchte die Landschaft Mern und Groß-Aruscha, wo ich Alles ruhig fand. Von Aruscha marschirte ich direkt nach dem Nord- ende des Manyarasecs, lagerte am 5. Februar am Ngare-Moton, am 6. am Kisingabach, am 7. in Mondul, am 8. am Nordwesthang der Simangoriberge, am 9. in der Steppe, am 10. in Marago-Leilelei, am 11. am Nordende des Manyara. Dann ging ich an dessen Westufer entlang und traf am 14. in Umbugwe ein. Die Wasserverhältnisse waren jeßzt in der trockensten Zeit doch derartige, daß ich alle Tage — wenn auch stellenweise mit größeren Um- wegen — (Mondul, Marago-Leilelei) Wasser fand. In Umbugwe fanden sich zum Schauri zwei Häupt- linge — Kutadu und Matakayko — ein, von denen der erstere der mächtigste ist und einen recht guten Eindruck machte. Ein früherer Bvootsunteroffizier Namens Köther hat sich in der Landschaft nieder- gelassen, treibt Elfenbeinhandel und Viehzucht, wie es scheint, mit viel Glück. Der Häuptling Kutadu hatte einen von der Station Mpapua ausgestellten Schutzbrief. Die Leute scheinen auch manchmal dorthin gegangen zu sein. Nach Moschi, welches in Luftlinie 135 km näher liegt, kamen sie noch nicht aus Furcht vor den Massais. Da dieser Grund jetzt wegfällt, so würden die Eingeborenen wohl vorziehen, zur Erledigung ihrer Klagen und Streitigkeiten nach Moschi zu kommen — Kutadu versprach in oder nach der Regenzeit Leute zu schicken —, wo auch in Bezug auf Handel entschieden mehr zu holen ist als in Mpapua. Auf dem Marsche von Aruscha nach Marago= Leilelei erfuhr ich durch zwei Cendeo-Massais, die wegen Hunger ihren Stamm verlassen hatten und auf dem Wege nach Groß-Aruscha waren, daß Cendeo jetzt in Serengeti sei. Von Marago-Leilelei sandte ich zwei von Aruscha mitgenommene Massais zu ihm, um ihn zum Schauri auf meinem Rückweg zu be- stellen. Ich selbst konnte mit der Karawane aus Mangel an Lebensmitteln und Wasser auch auf dem Rückmarsche nicht zu ihm gehen, zumal Wandorobbos den Massais die falsche Nachricht zugetragen hatten, ich wollte Cendeo bekriegen, und er deshalb eilig weiterzog. Auch einc Gesandtschaft von Wandorobbos hatte sich eingefunden, mit der Bitte um Schuß vor Massais und Wambugwes. Mit Trägern und Boys zählte die Karawane 152 Mann, die auf drei Wochen hätten verproviantirt werden müssen, was zu einer anderen Jahreszeit, wie sich in Umbugwe herausstellte, dort recht gut möglich gewesen wärc, jetzt aber, wo in der Landschaft Lebensmittel knapp sind, ausge- schlossen war. Die Wambugwes gehen täglich mit ihren Erzeugnissen, Salz, Thontöpfen, geflochtenen Körben, nach Iraku und Ufiome, um sich Lebensmittel zu kaufen, die in Menge gerade nur ihren eigenen dringendsten Bedürfnissen entsprechen. An eine Ver- proviantirung der Karawane war somit nicht zu denken und ich mußte in Eilmärschen Groß-Aruscha zu erreichen suchen. Am Nordende vom Manyara= see traf ich am 19. mit einer Gesandtschaft von Cendco zusammen. Ich cröffnete ihnen, was ich dem Cendeo schon durch die Aruscha-Massais hatte sagen lassen, daß sie in die von ihnen früher vorzugsweise beweideten Gebiete von Kisongo 2c. zurückkehren dürften, falls sie die den Mpapua-Askaris abge- nommenen Gewehre auslieferten und Frieden zu