An diesem Tage wurde nur bis 10 Uhr vor- mittags marschirt, da bei den vielen Dörfern und starkem Anbau eine fühlbare Bestrafung bei schnellerem Vorgehen nicht durchführbar gewesen wärc. In dem Dorfe Eiembon wurde das Lager aufgeschlagen. Hier wurde beim Wasserholen einer unserer Yaundeträger durch einen Flintenschuß schwer ver- wundet. Von den Patrouillen wurden viele ab- seits der Straße gelegene Dörfer, aus denen beschossen wurde, verbrannt, wobei durch Pulver- explosion zwei Soldaten Brandwunden davontrugen. Am folgenden Tage ging um 3 Uhr vormittags eine Patrouille von zwei Zügen unter meiner Führung in nördlicher Richtung ab, da in Entsernung von zwei Stunden viele große Dörser im Busch lagen, die tags zuvor die Patrouillen lebhaft beschossen hatten. Die im Morgengrauen eingeleitete Umzingelung glückte nicht vollständig, da die Ungeduld einiger Soldaten den Feind munter machte. Einen Todten ließen die Yaundes auf dem Platz liegen, während sie feuernd und vom Feuer verfolgt in den Busch entwichen. Ein Soldat wurde hierbei leicht ver- wundet. An demselben Abend trommelten die Yaundes: Der Weiße marschire noch schneller als der Schwarze, Alle sollen recht weit fort flüchten. Am 10. galt es, tüchtig zu marschiren, um am sfolgenden Tage mit frischen Kräften zum Dorfe des buckeligen Ombasamissoko gelangen zu können. In den ersten Stunden blieb die Marschkolonne unbe- lästigt. Gegen Mittag erhielt die Spitze Feuer, und wurde auch in die Träger hineingeschossen. Nach dem Passiren eines auf einer Höhe gelegenen Dorfes bekam die Avantgarde heftiges Feuer, welches er- widert wurde. Der Marsch wurde darauf fortgesetzt und wurden Seitenpatrouillen vorgenommen. Hier- durch wird bei dem dichten Busch der Vormarsch sehr verzögert, und ich bemerke im voraus, daß ich Seitenpatrouillen immer erst dann entsendet habe, wenn besondere Umstände es nöthig erscheinen ließen. Wir gelangten erst um 5 Uhr abends nach Bromoge, wo uns auch an der Wasserstelle Feuer empfing. Dort blieben wir während der Nacht. Am 11. früh erfolgte unter feindlichem Feuer der Abmarsch von Bromoge. Gegen 8 Uhr vormittags kamen wir in die Nähe des Dorses von Ombasamissoko. Hier wurde noch im Wald der Zug des Unteroffi- ziers Müller aus der Marschkolonne rechts heraus- genommen und gegen die wahrscheinliche Rückzugslinie des Feindes entsendet. Zwei andere Züge wurden in der Front entwickelt. Währenddem hörten wir, wie die Kriegstrommel des Ombasamissoko seine Leute zum Kampfe herbeirief. Die in der Front vorgehenden Züge fanden keinen Widerstand, wohl aber seuerte der Zug des Unteroffiziers Müller auf die YMa#indes, die nach kurzer Gegenwehr die Flucht ergriffen. Diesseits hatten sich 2 Soldaten durch Hineingerathen in Fallgruben verletzt. 290 –— Das Dorf des Ombasamissoko wurde nunmehr für ein längeres Verweilen eingerichtet und die vor- handene umfangreiche Fenz, der leichteren Bewachung wegen, verkleinert und verstärkt. Um nun Ombasa- missoko gründlich zu strafen, beschloß ich, mehrere Tage hier zu bleiben und durch Patrouillen, die zu allen Tageszeiten entsendet wurden und auch über Nacht ausblieben, dem Feinde Abbruch zu thun. Erst am letzten Tage stöberte die Patrouille des farbigen Feldwebels Zampa das Versteck des Ombasamissoko auf, der dem Anschein nach bereits Noth gelitten hatte. Es fanden sich in diesem Versteck keine Nahrungsmittel, nur abgenagte Knochen lagen herum. Vieh schlachtet bekanntlich der Schwarze nur in großer Noth. Die Davon- eilenden geriethen bei ihrer weiteren Flucht in das Feuer einer anderen Patronille, welche ihnen Verluste an Menschen und Vieh beibrachten. Das Medizinhorn des Ombasamissoko wurde hierbei erbeutet. Jeden Abend ließ ich auf der vorgefundenen Palawertrommel austrommecln, Ombasamissoko sei an dem ganzen Kriege Schuld: mun sei sein ganzer Besitz vernichtet und Keiner solle ihm Unterkunft gewähren. Da der Häuptling bei seinen Landsleuten nicht beliebt sein soll, ist es nicht ausgeschlossen, daß ihm seine eigenen Leute Verlegen- heiten bereiten. « Am 15. wurde der Marsch nach dem Niong angetreten. Die am Njong wohnenden Elamas, die mit ihren Kanus das Uebersetzen besorgen, hatten zur Zeit dem Premierlieutenant Bartsch trommeln lassen, daß sic keinen Krieg wollten. Ich verschonte daher ihre Dörfer und Pflanzungen, obgleich keine Kanus zur Stelle waren, da sie wahrscheinlich ge- zwungen die Kanus versteckt hatten. Als das mitgeführte Faltboot mit 4 Soldaten sich nun dem rechten Njong-fer näherte — der Fluß ist an der Stelle über 100 m breit —, wurde von dort ein überaus heftiges Feuer abgegeben. Der am diesseitigen Ufer dazu bereit gestellte Zug er- widerte dasselbe sosort, auf den Pulverrauch zielend, und räumte der Feind in kurzer Zeit seine Stellung am Fluß. Der das Boot führende farbige Unter- offizier Capsteif hatte, obschon das Fahrzeug dreimal von Geschossen durchlöchert wurde, sich vom Weiter- fahren nicht abhalten lassen und war der Erste am jenseitigen User. Hier hatten die Yaundes, im Busch versteckt, aus starken Baumstämmen Schützen- stände erbaut, in die sie Scharten eingeschnitten hatten; da sie jedoch hierzu meist trockenes Holz genommen hatten, waren die Deckungen schon von den Geschossen des X/71 glatt durchschlagen worden. Da beim weiteren Suchen nur ein obendrein schadhaftes Kann gefunden wurde, so hielt das Ueber- setzen lange auf. Erst am späten Abend befand sich die ganze Expedition auf dem rechten Ufer, wo in dem Ort Atenagegaqun das Lager aufsgeschlagen