— 282 — Oeffentliche Bedürfnißanstalten sind aus gesund- heitlichen und ästhetischen Rücksichten in Klein-Popo bereits seit einer Reihe von Jahren eingerichtet. Eine gleiche Anlage wird demnächst in Sebbe in Angriff genommen werden, nachdem es dem Kaiser- lichen Landeshauptmann gelungen ist, ein entsprechen- des Grundstück zur unentgeltlichen Benutzung auf 20 Jahre zu erhalten. Friedhöfe für Eingeborene sind gleichfalls bereits an verschiedenen Orten angelegt. Auf ihnen werden jedoch nur christliche Eingeborene beerdigt, während die heidnischen nach alter Sitte in ihrer Behausung bestattet werden, ein Gebrauch, der sich nur allmählich wird abstellen lassen. Bezüglich der Schutzpockenimpfung besteht durch Verordnung vom 8. Mai 1889 auch gegenüber den Eingeborenen der Impfzwang. Rus dem Bereiche der Wissionen und der Knkishlaverei-Bewegung. Der deutsche Frauenverein für Krankenpflege in den Kolonien hat in der Berliner Ausstellung eine Krankenbaracke ausgestellt. Die Baracke enthält ein Krankenzimmer mit vier Betten, eine Küche, Vorraths= kammer und Badestube. Die Aufsicht führt nach „Unter dem rothen Kreuz“ die beurlaubte Schwester Emma Kubanke. Am 24. November v. Js. ist in Kapstadt der frühere rheinische Missionar Dr. Hugo Hahn ge- storben, der seit 1841 in Südafrika gearbeitet hat. Er hat vor 50 Jahren in der Gegend von Wind- hoek die Mission unter den Hereros begonnen. Er hat ihre Sprache zur Schriftsprache gemacht und weite Reisen in das nördlich vom Hererolande liegende Ovamboland ausgeführt, wodurch er der Mission auch dorthin Bahn brach: Später war er etwa zehn Jahre lang Pastor an der deutschen Gemeinde in Kapstadt und lebte zuletzt bei seinem Sohne, dem deutschen Pastor in dem Dorse Paarl. Nach den Berichten der Rheinischen Mission zählt die im Gebiete der Bergdamaras angelegte Station Okombahe 335 Gemeindeglieder. Missionar Schaar schätzt es im Interesse seiner Bergdamara immer mehr als ein Glück, daß Okombahe als deutsches Kronland erklärt worden ist, und daß die Bergdamara der Oberhoheit der Herero entronnen sind. Die Herero ziehen jetzt aus dem Gebiet fort, meistens nach Norden zu, dagegen erfolgen immer mehr Zuzüge von Bergdamara. Die Regierung be- fördert das. Die Mission sammelt jetzt Beiträge für eine neue Kirche. Aus der Gemeinde sind bisher 98 Mark, von einigen Weißen 424 Mark, darunter eine Gabe von 80 Mark vom Landeshauptmann eingegangen. Die zweite eigentliche Bergdamarastation war bislang Otjombnima, das vor ungefähr drei Jahren von Missionar Kremer gegründet wurde. Von Anfang an war Missionar Kremer die Instruktion gegeben worden, vorläufig nicht zu fest zu bauen, da eine Verlegung der Station möglicherweise nöthig werden könnte. Das ist jetzt geschehen. Obwohl die Arbeit einen ganz guten Anfang genommen hatte, erwies sich doch Otjombuima oder Tsumamas nicht als der geeignete Platz. Otiombuima ist dem- nach wieder aufgegeben. Dagegen gab es im Nord- osten des Landes viele Bergdamara und Buschmänner, und eben dort war bis jetzt noch weit und breit keine Missionsstation. Dorthin, nordöstlich von Otjozondjupa, nach dem sogenannten Otavigcbiet, hat nun in Mitte des vergangenen Jahres der Präses unserer Hereromission, Missionar Viehe, zusammen mit Kremer eine Untersuchungsreise gemacht, die einen greifbaren Erfolg hatte. Im Vergleich zu dem übrigen Hereroland hat das Otavigebiet manche große Vorzüge. Zunächst einmal, es ist ungemein wasserreich. Es giebt zwar keine Flüsse; aber ab- gesehen von den vielen Quellen sammelt sich in den breiten grasreichen Niederungen das Regenwasser und bewegt sich langsam nach der einen oder anderen Richtung, bis es allmählich vom Boden aufgesogen wird; so können allenthalben dauernde Gartenanlagen gemacht werden, was im Hererolande nicht der Fall ist. Ein anderer günstiger Umstand ist der, daß der Zwischenraum zwischen dem Beginn der Regenzeit und dem Eintritt der Nachtfröste länger ist als im Hereroland; infolgedessen kann auch die Regenzeit zu Ackerbauzwecken benutzt werden, was im Herero- lande gleichfalls nur in sehr beschränktem Maße geschehen kann. So haben sich auch bereits viele Weiße besonders in der Umgegend von Grootfonteln (nicht zu verwechseln mit der ehemaligen Missions- station Grootfontein im Namaland) niedergelassen. Hier hat auch der Vertreter der South-West- Africa Co. Ld. (einer englisch-deutschen Gesellschaft) seinen Sitz. Dieser, Premierlieutenant Dr. Hart- mann, war gern bereit, dafür einzutreten, daß der Mission der nöthige Platz zur Anlage einer Station überlassen würde. Als geeigneter Platz für die neu anzulegende Station wurde nach gründlicher Prüfung Oniha oder Ghaub (n. ö. von Otavi, in unserem Missionsatlas ein klein wenig s. ö. von Otjikoto) bestimmt. Der Platz macht einen durchaus günstigen Eindruck, auch haben die dortigen Berg- damara, die die Oberhoheit eines gewissen John Krüger, eines Hercrobastard, anerkennen, der jetzt auch von der deutschen Regierung förmlich als Kapitän der Bergdamara und Buschmänner eingesett worden ist, bereits mehrere Gärten angelegt und trotz der sehr primitiven Bearbeitung noch gute Ernten erzielt.