Die im vorhergehenden Jahre neu eingeführte Rädersteuer, welche eine halbe Krone (—2½.) für jedes Wagenrad beträgt, ergab einen Ertrag von 2500 Pfd. Sterl., welcher zur Neuanlegung und Erhaltung der Straßen verwendet wird. Die Zahl der Bevölkerung ist namentlich infolge des beständigen Zuzuges von Farmern im Anwachsen begriffen; auch hat sich das bisher als Kalahariwiste bezeichnete Gebiet im weiteren Umfange als besie- delungsfähig erwiesen, als bisher allgemein ange- nommen wurde. Besonders hervorgehoben wird in dem Berichte die jetzt im Betschuanalande herrschende große persön- liche Sicherheit. Obwohl die Europäer im Lande zerstreut leben, ist kein Fall von Gewaltthätigkeit gegen dieselben seitens der Eingeborenen bekannt geworden. Es sind überhaupt nur sehr wenige Fälle schwererer Verbrechen und kein Fall von Mord während des in Rede stehenden Jahres vorgekommen und man glaubt, daß zu diesem Resultat die strenge Durchführung des Verbotes des Verkaufs von Spiri- tuosen an die Eingeborenen nicht unerheblich beige- tragen habe. In den inneren Verhältnissen der bisherigen Betschuanaland-Kronkolonie sind in der Zwischenzeit bekanntlich wichtige Aenderungen durch die im No- vember v. Is. stattgehabte Einverleibung derselben in die Kapkolonic eingetreten.“) Lagos und Goldküste. In Lagos wird die Aulage einer Eisenbahnlinie Lagos — Ibadan — Abeokuta beabsichtigt. Nachdem die Besichtigung der Strecke erfolgt ist, hat man mit der Vermessung nunmehr begonnen. Als Ausgangspunkt der Bahn wird die Insel Ido ge- nannt, von wo eine Eisenbahnbrücke nach dem Fest- lande gebaut werden soll, mit deren Vorarbeiten bereits der Anfang gemacht ist. In der Goldküsten- kolonie hat der englische Kapitän Lang zu Eisen- bahnbauzwecken die Strecke von der Kormantanbai, etwa drei englische Meilen westlich von Saltpond, bis zum Birrimfluß, das ist etwa bis Appam, be- sichtigt. Für diese vorläufige Besichtigung an der Goldküste sind im Ganzen bisher 81 000 Mark verausgabt worden. Die Regierung der Goldküsten= kolonie hat das Projekt des Baues von Eisenbahnen vorläufig fallen lassen und auch für das Jahr 1896 einen Betrag für solche Zwecke im Etat nicht vor- gesehen. Nach der offiziellen „Government Gazette“ Nr. 20 d. d. Accra, den 28. Oktober 1895, S. 322, äußerte sich der Gouverneur William E. Maxwell in einer Ansprache an die gesetzgebende Körperschaft der Goldküstenkolonie bezüglich des Eisenbahnbaues wörtlich, wie folgt: . *) Vergl. Deutsches Kolonialblatt 1895, S. 660. 295 „Die gegenwärtigen Transportbedingungen aus dem Innern zur Küste sind derartig, daß über eine gewisse Entfernung hinaus die schwereren Produkte ihren Handelswerth verlieren. Der Bau einer 50 bis 60 Meilen langen Bahn würde ein neues Handelsgebiet erschließen und stufenweise Ausdehnung der Linie würde den Handel weiter fördern. Welcher Hafenplatz als Ausgangspunkt am besten wäre, ist noch fraglich. Appam wird von Kapitain Lang empfohlen, der eine Trace von dort aus vermessen hat. Auch Accra hat seine Fürsprecher und es dürfte noch andere Plätze geben. Bei dieser Sachlage war es unmöglich, im Etat für 1896 schon Ausgaben für Bahnzwecke einzustellen." Ausstellung in Vierra Leone. Nach einem Berichte des amerikanischen Konsuls zu Freetown sollte zu Anfang dieses Jahres dort eine landwirthschaftliche Ausstellung abgehalten werden. Für die besten Landesprodukte waren Preise aus- gesetzt. Man hofft auf diesem Wege die Eingeborenen zu lebhafterem Betrieb von Pflanzungen und Vieh- zucht anzuspornen. Ligerprotektorat. Ueber die Unruhen unter den Eingeborenen im Nigerküstengebiet, zu deren Untersuchung der frühere Generalkonful Sir John Kirk von der englischen Regierung abgeordnet war, ist jetzt dem Parlament der von dem genannten Kommissar erstattete Bericht in Form eines Blaubuchs (C. 7977) vorgelegt worden. Perschiedene Miktheilungen. Wissenschaftliche Lendungen. Benachrichtigung für die wissenschaftlichen Sta- tionen und Expeditionen (in Ergänzung der Bestim- mungen vom 7. November 1890, Kol.-Bl. S. 287): Alle wissenschaftlichen Sendungen aus den deut- schen Schutzgebieten sind, wenn irgend möglich, ent- weder der Deutschen Ostafrika-Linic, der Woermann-Linie oder dem Norddeutschen Lloyd zur Beförderung zu übergeben, weil diese eine Frachtermäßigung eintreten lassen. Der Nach- weis, daß die Gegenstände für wissenschaftliche An- stalten bestimmt sind, ist dadurch zu erbringen, daß sie nach Hamburg bezw. Bremen auf Conosse- ments zu verladen sind. Wenn die Sendungen Gegenstände für ver- schiedene Museen enthalten, so ist auf diesen zu vermerken, daß sie direkt an das Museum für Völkerkunde, Berlin SW., Königgrätzerstr. 120,