I. Kolonial-Abtheilung des Auswärtigen Amtes hielt es für wünschenswerth, in einem gesonderten Raume des Tropenhauses auf der Berliner Gewerbe-Ausstellung, Kolonial-Abtheilung, einen Ueber- blick zu geben über diejenigen Produkte unserer Kolonien, die schon augenblicklich daselbst für den Export eine Rolle spielen, und namentlich deren Verwerthung in der heimischen Industrie durch möglichst typische Belegstücke sowie durch Reihendarstellung der successiven Fabrikation zu erläutern. 4 Bei den kleinen Dimensionen des zur Verfügung stehenden Raumes (des Mittelsaales des Erdgeschosses, 5: 9mm), war eine Beschränkung auf das Wichtigste um so mehr geboten, als das Arrangement einigermaßen in den sonstigen Stil des Tropenhauses passen sollte, demnach eine streng systematische und reihenweise Anordnung der einzelnen Gegenstände nicht angebracht erschien. Es war um so eher möglich, sich namentlich in Bezug auf Darstellung der Rohstoffe auf das Nothwendigste zu beschränken, da letztere in der gleichfalls von der Kolonial-Abtheilung des Auswärtigen Amtes bewirkten Ausstellung in der wissenschaftlichen Halle unserer Kolonien, geographisch geordnet, voll zur Darstellung gelangten, und ferner noch in technisch gegliederter Reihenfolge auch in der Kolonialhalle durch das Hamburger Botanische Museum. Nur in der Aufeinanderfolge der einzelnen Produkte wurde eine systematische Anordnung zur Geltung gebracht und zwar in der hier folgenden Weise. Der Miteeltisch zeigt die pflanzlichen Nahrungsmittel und Genußmittel, soweit sie für den Export in Betracht kommen, der eine Seitentisch die technisch verwertheten pflanzlichen Produkte, als da sind Kautschuk, Kopal und Gummi, Fett-, Farb- und Faserstoffe, der andere von Pflanzenstoffen nur die Zierhölzer, sowie ferner die thierischen Produkte des kolonialen Exports: Elfenbein, Felle und Häute, Straußfedern, Schildpatt, Perlmutter, Ziermuscheln sowie Trepang, Haifischflossen, Guano. « ·, · Die kurze seit der Inbesihnahme unserer Kolonien verflossene Zeit bringt es mit sich, daß in dem Export bisher vor Allem die Urproduktion der Kolonien zur Geltung gelangt. Gerade die größten Exportartikel derselben, Elfenbein, Kautschuk und in gewissem Sinne auch Palmkerne und Kopra, gehören dazu, indem die Oelpalme in Westafrika nur geschont, aber nicht gepflanzt wird, und auch die Kokospalme in unseren Kolonien erst neuerdings in wirklich größere Plantagenkultur gebracht wurde, während die bisher von dort exportirte Kopra fast ausschließlich von halbwild wachsenden Palmen stammt. Immerhin ist auch diese Urproduktion, wenigstens bei den meisten Rohstoffen, noch einer großen Ausdehnung fähig durch Erschließung der Hinterländer und bessere Ausnußzung der Produkte, auch ist ein Export anderer bisher in unseren Kolonien nicht oder kaum benutzter Rohstoffe mit Sicherheit zu erwarten. Nur wenige der bisher exportirten Urprodukte werden durch Erschöpfung eine baldige Abnahme zeigen, vor Allem das Elfenbein, die Federn des wilden Straußes, vielleicht in nicht allzu ferner Zeit auch der Kautschuk; für die beiden letzten Produkte ließe sich aber wohl ein Ersab durch Züchtung und Kultur schaffen. Gänzlich ungewiß ist es, wie weit die Kopalgewinnung reicht und ob sie auf künstliche Weise vermehrt werden kann. · -« EineznnehmendsteigendeBedeutungwerdendieProduktePer Eingeborenenkultur und des europäischen Plantagenbetriebes für den Export erlangen. Von ersteren kommen bisher nur die Getreidearten und Hülsenfrüchte, einige Genußmittel sowie Oelsamen (Sesam, Erdnuß) in Betracht, daneben sehr geringe Quantitäten von Produkten der Viehzucht; letztere beginnen erst in den allerletzten Jahren eine größere Rolle zu spielen, und zwar sind es bisher vornehmlich Kaffee, Kakaov, Tabak und Baumwolle sowie etwas Vanille, denen sich bald Kopra, vielleicht Thee, Kardamom, Ingwer, Pfeffer 2c. hinzugesellen dürften. · Daß aber auch jetzt schon der Export unserer Kolonien in allen drei Kategorien (Urprodukte, Eingeborenenprodukte, Plantagenprodukte) kein unbedeutender ist, wird durch folgende Liste illustrirt. Der Export?) betrug im Jahre 1894 in Mark (für Ostafrika wurde für Getreide, Hülsen- früchte, Zucker und Kopra des Heuschreckenfraßes halber das Jahr 1893 zu Grunde gelegt): *) Die Zahlen für das Neu-Guinea-Schutzgebiet sind approximativ, da eine geregelte Statistik nicht existirt, die Zahlen für die afrikanischen Schutzgebiete beziehen sich nur auf den Export zur See und sind auch als solche sicherlich unvollständig; sie sind deshalb zweisellos eher zu niedrig als zu hoch. Die Posten unter 1000 Mark wurden fortgelassen, im Uebrigen sind die Angaben auf Tausende abgerundet.