— 315 — Fürsorge des Expeditionsführers entzogen hatten, sind den Strapazen erlegen. Um neuen Einfällen der Magwangwara vorzubeugen und die Karawanen- straße sicherzustellen, ist die Errichtung einer Station im Hinterlande von Lindi in Aussicht genommen worden. Deuks'ch-Südwestafrika. Unruben in Gobabis. Telegraphischer Meldung zufolge hat Hauptmann v. Estorff die Hottentotten in zwei Gefechten am 18. und 19. April bei Siegfeld, nahe Gobabis, in die Flucht geschlagen. Am 7. Mai erstürmte Major Leutwein, unterstützt von Leuten Witboois und des Oberhäuptlings der Herero, Samuel Maherero, die Werft des ausständischen Herero-Häuptlings Kahimema. Lieutenants Schmidt und Eggers, Unteroffiziere Pitt und Alschaefski gefallen, Lieutenant Helm leicht verwundet. Aus dem Bereiche der Wissionen und der Antishlaverei-Bewrgung. Am 16. April hat die Hauptversammlung des evbangelischen Afrikavereins stattgefunden, die zahlreich besucht war. Ihr vorauf ging eine Sitzung des Hauptvorstandes. An Stelle des wegen Ueber- bürdung mit Amtsgeschäften ausscheidenden General- sekretärs Pastors Müller wurde der Pfarramts- kandidat Richard Harder, welcher schon ½ Jahr lang in der Erledigung der Vereinsgeschäfte dem seitherigen Generalsekretär zur Seite gestanden hat, gewählt. In der Hauptversammlung wurde der Geschäfts- bericht erstattet und die Jahresrechnung abgenommen, für die dem Herrn Schatzmeister Entlastung ertheilt wurde. Das Schlußresultat lautet dahin, daß der Verein einen Kassenbestand in Höhe von rund 8000 Mark hat. Der letzte Gegenstand der Tages- ordnung war ein Referat des Generalsekretärs Pastors Miller über „die nächsten Aufgaben des evange- lischen Afrikavereins“. Daß die Versammlung mit Interesse die Ausführungen verfolgt hatte, bewies die rege und lebhafte Debatte, welche sich daran anschloß. Es ergriffen nacheinander das Wort die Herren Missionsinspektor Merensky, Geheimer Re- gierungsrath Steinhausen, Afrikaforscher P. Stau- dinger und Pastor Diestelkamp. Alle sprachen die Ansicht aus, daß es eine der hervorragendsten Ausgaben unseres Vereins sei, dahin zu streben und dafür thätig zu sein, daß in unserem Vaterlande die Menschenwürde der Neger Afrikas allerseits Aner- kennung fände. Am Abend, nach Schluß der Hauptversammlung, sand dann im großen Saale des Architektenhauses die össentliche Versammlung statt. Die Neferate hatten der Generalsekretär Pastor Müller über „Der Branntwein in Togo und Kamerun" und Missions- inspektor Merensky über „Der Branntwein und die Bewohner Südafrikas“. Die Versammlung war gut besucht: auch der Direktor der Kolonial-Abtheilung sowie der zur Zeit hier weilende Gouverneur von Kamerun Herr v. Puttkamer nahmen daran theil. Wie der vom Generalsekretär Pastor Müller erstattete Jahresbericht ergiebt, sind die Vorberei- tungen zur Gründung der „Freistätte für befreite Sklaven“ mit allem Fleiß getroffen und so weit ge- fördert, daß sie ohne Aufenthalt nummehr zu dem Ende geführt haben, daß das Werk noch in diesem Jahre ausgeführt werden kann. Die Wahl ist auf Usambara gefallen, weil es anerkanntermaßen gesünder als andere Gegenden ist. Zwei Missionare der „Evangelischen Missionsgesellschaft für Deutsch-Osl- afrika-“ (Berlin 111), die Herren Becker und Lang- heinrich, haben eine Reise nach Usambara gemacht, um ein für diesen Zweck geeignctes Stück Land zu erwerben. Das angekauste Land beträgt wohl eine Quadrat- meile, wenn nicht mehr. Der Wald ist meist präch- tiger Urwald, hier und da mit Gruppen prächtiger Baumfarne. Unterholz gab es an manchen Stellen nicht. Die Kronen der Bäume hinderten das zu ihrem Wachsthum nöthige Licht. Das Wasser des Mbolo selbst ist etwas dunkel, aber schmeckt sonst frisch. Das Wasser aus den Nebenbächen, die ich überschritt, ist aber außerordentlich klar und frisch. Nachdem der Ankauf des Landes erledigt war, wurde auch die weitere Frage, wer die Gründung der Freistätte aufführen solle, in der befriedigendsten. Weise gelöst. Die beiden zu den v. Bodelschwingh- schen Anstalten bei Bielefeld gehörigen Häuser, das Brüderhaus „Nazareth“ und die Diakonissenanstalt „Sarepta“, haben sich bereit erklärt, uns das nöthige Personal zu stellen. Die Diakonen Bokermann und Libusch, welche bisher auf den Missionsstationen Dar-es-Saläm und „Hoffnungshöhe“ in Kisserawe gearbeitet haben und auf letzterer schon in der Er- ziehung von befreiten Sklavenkindern thätig gewesen sind, werden das Werk ausführen. Die beiden Diakonen, neben welchen zwei erfah- rene Diakonissen für die Erzichung der Mädchen bestimmt sind, die auch beide bercits in Ostafrika sind, haben den Auftrag erhalten, im April nach ihrem neuen Arbeitsfelde zu ziehen und ungesäumt mit der Anlage der Freistätte vorzugehen. Die Aus- rüstung für sie, soweit sie von hier hinausgesandt werden muß, ist beschafft und zur See gegeben. Die Einweihung des Missionshauses der Bäter vom heiligen Geist zu Knechtsteden durch den Kardinalerzbischof Krementz von Cöln vollzog sich Zeitungsmeldungen zufolge am 3. Mai unter großen Feierlichkeiten. Den Sonderzug, der von Cöln nach Knechtsteden fuhr, benutzten an 250 Personen; die