— 376 — Feinde zu säubern, und ritt selbst auf völlig er- schöpftem Pferde allein und langsam nach dem alten Kampfplatze zurück, in der bestimmten Erwartung, daß der Gegner dort ebenfalls geworfen sei. Zu meinem Erstaunen fand ich das ganze Gefechtsfeld leer, Niemand antwortete meinem Rufen; da fand ich die Leiche des Lieutenants Lampe, durch die Brust und das rechte Handgelenk geschossen, auf dem Rücken liegen. Sein Angriff war auf eine ge- waltige Uebermacht gestoßen und hatte zu einem wilden Handgemenge geführt, das zu Gunsten des Feindes endete. Der heldenmüthige Widerstand der wenigen Reiter aber, die sich ihm entgegengeworfen hatten, hatte den Angriff zum Stehen gebracht und die Attacke des Zuges vom Sergeanten Frvede ihn auch an dieser Stelle zum Rückzuge und zur Flucht bewogen. Neben dem Lientenant Lampe waren gefallen: Reiter Exner (durch die Brust geschossen und Keulenschlag gegen die Stirn). Kriegsfreiwilliger Reiter Schmidt (Lieutenant der Reserve vom JInfanterie-Regiment Nr. 36, fünf Schuß durch die Brust; vor Kurzem in Afrika ein- getroffen). Unteroffizier Bannach (zwei Schuß durch die Brust und Unterleib). Schwer verwundet ward der Unteroffizier Susath; er starb am folgenden Tage in Gobabis. Die wenigen Uebriggebliebenen hatten nach tapferem Kampfe, erst als sie alle Hoffnung auf einen Erfolg aufgeben mußten, den Rückzug an- gelreten und das Geschütz, das keine Bedeckung mehr in der Nähe sah, sich demselben angeschlossen. Die flüchtenden Hereros waren allein durch das Feuer der kleinen Abtheilung des Wachtmeisters Urban verfolgt worden, das eine Anzahl von ihnen zu Boden streckte. Die Zahl der angreifenden Ovambandyern ward gering auf 200 bis 300 veranschlagt. Schließlich stießen die Schützen, welche den Frontangriff des Gegners abgeschlagen hatten, zu mir, und ich schickte einen von ihnen nach dem Platze Gobabis mit dem Befehl, daß alle Mannschaft und das Geschütz wieder in die mit so schweren Opfern behauptete Stellung einzurücken hätten. Inzwischen aber hatte der stell- vertretende Landeshauptmann Negierungsassessor v. Lindequist, Premierlieutenant der Reserve, das Kommando des Platzes übernommen und, nachdem er schon durch das Feuer des Platzgeschützes am Vormittag mit in den Kampf eingegriffen, jetzt selb- ständig, und ehe noch obiger Befehl an ihn gelangte, die noch frische Stationsbesatzung auf den Kampfplatz entsendet. Nunmehr führte er mir die gesammte Mannschaft wieder zu. Bald nach Mittag waren das Geschütz und 50 Mann auf dem Gefechtsfelde vereinigt. Sobald die Pferde etwas ausgeruht und die Mannschaften durch herbeigeführtes Wasser erquickt worden waren, ging ich mit 30 Reitern über die Fläche gegen die Werft des Nikodemus vor. Der Premierlieutenant v. Lindequist verblicb mit dem Rest der Kompagnie und dem Geschütz zur Aufnahme auf dem Höhen- rücken. Einige Hereros, die sich am Bergsuße in den Büschen festgesetzt hatten, vermochten noch rechtzeitig vor der anreitenden Abtheilung zu entwischen. Als ich mich der Werft des Nikodemus mehr näherte, setzten sich drei große Haufen Reiter, an 200 bis 300, und Fußvolk von verschiedenen Seiten her gegen mich in Bewegung. Ich ging langsam bis in den Bereich des Geschützes zurück, und als ein am Bergfuß vorgehender Reiterhaufen nahe auf- folgen wollte, wurde er durch einige wohlgezielte Schrapnelschüsse zersprengt. Nun ging ich wieder vor, worauf auch die anderen Reiterhaufen sich zurück- zogen, einer verschwand in westlicher Richtung. Bis nach Sonnenuntergang beobachtete ich die feindliche Stellung. Der Verlust des Gegners betrug, sehr gering angeschlagen, 100 Mann; der eigene 6 Todte: Lieutenant Lampe, Unteroffizier Bannach, Unter- offizier Susath, Reiter Exner, Reiter Jendjes, Kriegsfreiwilliger Reiter Schmidt; 5 Leichtver- wundete: Lieutenant Eggers, Sergeant Fisch, Ge- freiter Wieland, Gefreiter Schmidt, Bastardreiter Paul Mac Nab. Der Munitionsverbrauch war sehr gering, pro Mann wurden nicht mehr als 26 bis 28 Patronen im Durchschnitt verschossen, vom Geschütz am Vor- mittag sechs Schrapnels, am Nachmittag vier Schrapnels. Am nächsten Morgen ging die gesammte feind- liche Macht mit zahlreichen Viehherden in nördlicher und nordwestlicher Richtung in großer Eile ab. Ein Reiterhaufen wurde noch durch das Feuer des Geschützes auseinander gejagt. Die direkte Verfolgung aufzunehmen, verbot mir der schwache Zustand der äußerst angestrengten Pferde (diese hatten bei geringem Grasfutter in den letzten fünf Tagen etwa 250 km guer übers Feld zurück- gelegt, dann die Anstrengungen des Gechtstages er- tragen und waren zum Theil seit 30 Stunden nicht getränkt worden) und die geringe Beweglichkeit des Geschützes, auf das ich bei der Schwäche meiner Abtheilung sehr angewiesen war. Ausgezeichnet haben sich alle drei Offiiere: Lampe #F, Eggers, verwundet, v. Lindequist. Bon den Unteroffizieren ganz besonders: Wacht- meister Urban, Sergeant Froede, die Unteroffiziere Staginnus, Simon, Maczkiewitz, die Mann- schaften Reiter Steffen, Reiter Exner J, Gefreiter Witt, Gefreiter Graefe, Kriegsfreiwilliger v. Schulz, Gefreiter Schmidt und Gefreiter Wieland, Beide verwundet; die Eingeborenen Bastard Paul Mac Nab, verwundet, die Namareiter Wilhelm (Diener des Lieutenants Lampe) und Goliath.