— 410 — bezw. den alten sehr schmalen Weg verbreitern lassen, um eine bessere Passage zwischen Luagalla und Maianja (anscheinend seinem Aufenthaltsorte, da er Briefe u. s. w. dort aufbewahrt) zu haben. Von diesem Hauptwege ab führen abwechselnd nach rechts und links kleine, enge Seitenwege, welche leicht durch Verhaue zu stopfen sind. Auf diesen Seitenwegen gelangt man nach etwa 50 bis 100 Schritten auf offene, rings von demselben Buschwerk eingefaßte freie Flächen, welche als Schamben bestellt sind. Seitlich stehen diese Schamben wieder durch ähnliche schmale Wege miteinander in Verbindung. Es wur- den beim Begehen des Hauptweges etwa 10 bis 12 dieser kaum bemerkbaren Seitenwege gezählt. Nach Verlauf einer Stunde nahmen die Schamben an Größe zu, folgten nicht mehr einer ausgesprochenen Richtung, wie sie der zuerst passirte Hauptweg be- dingte, doch waren sie nichtsdestoweniger von dichtem Busch umgeben. Die Verbindungswege gingen nicht in gerader Richtung von einer Schamba zur anderen, sondern namentlich am Anfang und Ende in Zickzack- linien, den Uneingeweihten über ihren Verlauf leicht täuschend, so daß eine Verfolgung der Machemba- leute auf denselben schwierig für Angreifer, eine Ver- theidigung aber ziemlich leicht sein dürfte. Die Schamben befinden sich sämmtlich in sehr gutem und sauberem Zustande. Jedes Fleckchen Erde ist aus- genutzt. Die Bearbeitung des Bodens sticht gegen die bisher bei Makondes und Küstennnegern wahr- genommene vortheilhaft ab. Der Boden ist frucht- bar; Mtama, Mais, Mohogo, Erdnüsse, Bataten, Mawela, Kunde, Reis und hin und wieder Tabak gedeihen gut. Die Hungersnoth ist jedenfalls seit Monaten vollständig vorüber, wofür auch das gute Aussehen der Leute Zeugniß ablegt. Heuschrecken wurden in Luagalla und Maianja nicht wahr- genommen. Das Benehmen der Machembalente war ein freies und freundliches. Machemba selbst scheint über die Seinen eine mehr als patriarchalische Gewalt zu besishen. Die Freien und verdienstvollen Sklaven bebauen ihre eigenen Schamben und bringen ihrem Oberen gelegentlich der Ernte ein ihrem Vermögen entsprechendes Geschenk (Heschima). Die Sklaven und bei Machemba Zuflucht suchende Leute bebauen seine Schamba gegen Gewährung des Lebensunter- halts. Außerdem sollen alle seine Leute verpflichtet sein, auf den sogenannten Serkalschamben, deren ver- schiedene besucht wurden, eine gewisse Arbeit zu ver- richten, deren Ertrag zum größten Theil zu gemein- nützigen Dingen Verwendung finden mag. So arbeiten 70 bis 80 Männer an dem Hauptwege zwischen Luagalla und Maianja, andere an der Frei- legung des Dorfes Luagalla unter Aussicht eines Verwandten Machembas. Gleichzeitig wurde Machemba aufgefordert, nunmehr auch nach Mikindani Leute zu senden, um dort Handelsbeziehungen anzuknüpfen. Kleine Posten sind heute (am 18. April) bereits von Kaufleuten der Stadt an Machembaleute zum Ein- tausch von Gummi abgegeben, doch herrscht ein ge- wisses Mißtrauen ihnen gegenüber, da die Händler fürchten, ihre Waaren zu verlieren in Anbetracht, daß ein Inder dem Said Machemba vor zwei Mo- naten einen größeren Posten Waaren überlassen hat gegen die Zusicherung, sofort Gummi zu schicken. Dieser Abmachung ist Said Machemba bisher nicht nachgekommen. Da auf die Dauer Roeibereien von Machembaleuten mit seinen Nachbarn sich nicht wer- den vermeiden lassen, falls nicht auch eine Aussöh= nung mit diesen stattgefunden hat, so wurde Machemba vorgestellt, sich mit Schikambo zu versöhnen, und sagte er bereitwilligst zu, wenn jener ihm eine Ver- wandte herausgäbe, die sich seit Jahren bei Schi- kambo befindet. Schikambo war zwei Tage später ebenfalls ein- verstanden, forderte aber auch seinerseits zwel Weiber zurück. Beide (Machemba wie Schikambo) sagten zu, nach der Regenzeit nach Mikindani zu kommen, die Weiber mitzubringen und die Freundschaft vor dem „Malima“ zu besiegeln. Für diesen Tag sind auch sämmtliche Jumben aus dem beziehentlichen Theile des Bezirks aufgefordert, nach hier zu kommen, um ein möglichst gutes Einvernehmen zwischen den Leuten des Hinterlandes herbeizuführen. Machemba giebt die Zahl der ihm folgenden erwachsenen Männer auf gegen 3000 an, die Leute des Said Machemba, Kionda, Chantande, Cheume, Niama, Mtepa (Ruho), Neomanga (Makuta), Mitema (Kilangari) eingerechnet. Am 12. April wurde der Marsch nach Schikambo angetreten, um außer anderen kleinen Schauris auch das obenbezeichnete einzuleiten. Der Weg über Medda Mbindo erwies sich als verwachsen und wegen Wassers unpassirbar, so mußte der andere Weg über Chindoro—Kionda gewählt werden. In Medda (1 Stunde hinter Luagalla) befindet sich der zweite Wasserplatz für Machembaleute in der trockenen Zeit. Der erste liegt etwa 10 Minuten südlich vom Schauriplatz in Luagalla. Schikambo hat seinen früheren Wohnsitz verlassen und haust in einer elenden kleinen Hütte im Busch, nur wenige seiner Lcute wohnen in seiner Nähe und sind um ihn, während er noch vor 1½ Jahren mit großem Gefolge und verschiedenen Jumben nach Lindi kam. Er giebt an, daß die meisten bei den letzten Unruhen und infolge der Hungersnoth von ihm fort- gezogen seien, einige, die ihm früher gefolgt, wären selbständige Jumben geworden. Nur der Makonde Nandule mit einigen Hundert Leuten erkenne ihn noch als Oberen an. Auf den Vorschlag, sich mit Machemba zu versöhnen, ging er bereitwilligst ein. Betreffend den ihm gemachten Vorwurf, gelegentlich der Expedition des Herrn Oberstlieutenants v. Trotha nicht nach Liteo gekommen zu sein, giebt er an, die Botschaft zu spät bekommen zu haben. Am 14. April wurde der Nückmarsch über Chi- hinde, Nandule nach Mikindani angetreten. Am