— 420 — die Erholungsstationen von mäßiger Höhe (etwa 5000 Fuß) dem 7000 Fuß hoch gelegenen Kati im Allgemeinen vorgezogen. Ueber denselben Gegenstand liegt vom Missions— inspektor Merensky folgendes Gutachten vor: J. Bei der Anlegung von Missionsstationen ist man oft gezwungen, auch solche Gebiete besetzen zu müssen, deren Gefährlichkeit wegen dort endemischer Malaria keinem Zweifel unterliegt, denn Missionare müssen inmitten der eingeborenen Bevölkerung wohnen, unter der sie ihre Wirksamkeit ausüben wollen, oder müssen ihr doch wenigstens möglichst nahe bleiben. Man wird also öfter in der Lage sein, Missions- stationen in Gegenden anzulegen, wo Europäcr nur unter Beobachtung aller Vorsichtsmaßregeln leben können. Nach den bisher gemachten Erfahrungen ist in solchen Fällen als oberster Grundsatz festzuhalten, daß man stets den relativ am höchsten liegenden Punkt einer Gegend zur Anlegung der Station aus- wählt. Nur ganz besondere Umstände, wie z. B. die Nachbarschaft von schlimmen Sümpfen oder der Mangel an gutem Trinkwasser, könnten das Ab- weichen von diesem Grundsatz rechtfertigen. Als Untergrund des Stationsplatzes ist Fels am günstigsten, nach ihm Laterit oder sonst festes Erd- reich, Sandboden dagegen ist für die Entwickelung von Fieberluft als besonders günstig anzusehen. Der Grund und Boden des Ortes muß trocken sein. Die Trockenheit ist meist unschwer zu erkennen an der Beschaffenheit des Grases und der übrigen Vegetation. Als. Bedingung für dauernde Trockenheit wird freier Abfluß des Regenwassers vorhanden sein milssen. Sollte Regenwasser von höher gelegenen Stellen den Platz erreichen können, so muß durch das zweckmäßige Anlegen von Gräben für Ableitung gesorgt werden. Wenn Fieberherde nahe sind, so achte man dar- auf, daß man, sofern dies möglich ist, den Ort für die Station so wählt, daß die herrschenden Winde die Ansdünstungen jener Herde fort-, aber nicht etwa herbeiführen. Die Häuser sollten hohe Fundamente haben. Häuser auf Pfählen oder Pfeilern zu errichten, empfiehlt sich nicht, wenn nicht ein Fußboden her- gestellt werden kann, der der aus dem Erdreich auf- steigenden Luft den Eintritt in vollkommener Weise wehrt. Sonst ist Trockenheit der Häuser ein wich- tiges Erforderniß; Schimmelbildung an den Wänden ist ein schlechtes Zeichen; auch Dichtigkeit des Hauses gegen das Eindringen von Nachtlust ist als noth- wendig zu bezeichnen. Hat man Grund, vor Luft- strömungen einer bestimmten Richtung auf der Hut zu sein, so lege man auf der in Betracht kommenden Seite des Hauses keine Fenster an. Vielleicht sollte man in solchen Gegenden einen Versuch machen, ob nicht die im Orient vielfach übliche Bauart auch für unsere Bedürfnisse die passendste wäre. Wenn ziem- lich hohe Gebäude einen gepflasterten oder mit cemen- tirtem Flur versehenen Hof umschließen, wenn Fenster an den Außenseiten der Gebäude nicht vorhanden sind, sondern nur an den dem Hose zugekehrten Seiten, so könnte man an den Außenseiten die Ve- randen entbehren und hätte wahrscheinlich von Mala- riadinsten der Umgegend wenig zu fürchten und zu leiden. Nicht genug kann darauf hingewiesen werden, daß die Malariadünste dem Boden nur da ent- strömen, wo Schlammmassen den Sonnenstrahlen aus- gesetzt sind, oder aber wo man Erdboden bewegt, sei es um Aecker herzustellen oder sonst irgendwelche Anlagen zu machen. Da beim Ackerbau immer wieder Boden umgeworfen werden muß, sollte man in ge- fährlichen Gegenden Felder und Gärten in der Nähe der Häuser überhaupt nicht anlegen und auch nicht dulden, daß Eingeborene sie hier anlegen. Bei Beobachtung dieser Rathschläge in Bezug auf die Anlegung der Station und Gebäude werden Europäcr auch in gefährlichen Gegenden ziemlich sicher wohnen können, vorausgesetzt, daß sic auch bei ihrer sonstigen Lebensweise den Anforderungen der Tropenhygiene gerecht werden. In keinem Falle sei man zu schnell mit dem Urtheil, daß ein Platz be- sonders malariagefährlich sei, nur auf Grund von Erkrankungen dort angestellter Leute. Nur zu oft wird der Ort, an dem die Krankheit ausbricht, als verantwortlich für das Erkranken angesehen, während die Infektion anderwärts stattgesunden hat; und ein Ort, der unter Beobachtung der nöthigen Vorsicht recht gut bewohnbar ist, kann durch Vernachlässigung bald unbewohnbar werden. II. Bei der Anlegung von Gesundheitsstationen, Sanitarien, werden zwei Gesichtspunkte festgehalten werden müssen. Es handelt sich dabei um das Auf- finden solcher Orte, wo einerseits die Gefahr erneuter Infektionen ausgeschlossen zu sein scheint, und wo andererseits die Bedingungen für die Kräftigung des siechen Körpers gegeben sind, die nur durch Regene- ration des Blutes erlangt werden kann. Die Er- fahrung hat gelehrt, daß beide Ziele sich in den Tropen fast einzig und allein an Orten erreichen lassen, die einc bedeutende absolute Höhenlage haben. Wo dabei die Grenze zu suchen ist, über die hinaus Malaria überhaupt nicht vorkommt, die Fieber- luft sich also nicht mehr erzeugt, ist freilich noch nicht festgestelltt es dürfte diese Grenze in verschiedenen Ländern und unter verschiedenen sonstigen Umständen auch sehr verschieden sein. Doch scheint es, als ob man 5000 Fuß Höhe über dem Meere als die ge- wöhnliche Grenze des Gebietes bezeichnen kann, in welchem die Malariakeime im ##pe zu gefahr- drohender Entwickelung gelangen. Wahrscheinlich ist als Grund für diese Erschelnung die kühlere Tem- peratur anzunehmen, die in solchen Höhen herrscht. Mit in Betracht kommt sodann die in Gebirgs-