— 422 — keineswegs mehr ihren Weg ausschließlich über Triest und auf den Schiffen des österreichischen Lloyd nehmen; sehr bedeutende Mengen werden auf dem Bahnwege von Wien nach Neapel verladen und weitere beträchtliche Sendungen werden von Triest auf italienischen Dampfern nach Neapel verschifft und daselbst umgeladen. Das Aufblühen des Thaler= geschäfts hängt mit den Ereignissen in Erythräg zu- sammen. Auch für die englisch-ägyptische Erpedition nach dem Sudan werden große Mengen gekauft, welche über Suakin durch Karawanen in das Innere des Landes befördert werden. Der Pester Lloyd veröffentlicht im Anschluß an die vorerwähnte Be- wegung folgende Nachrichten über die genannte Münze: Der Maria Theresien-Thaler ist eine der interessan- testen Erscheinungen auf dem Gebiete des Münz- wesens. Abgesehen davon, daß er einer Währung angehört, die heute nicht mehr besteht (dem 20-Gulden- Münzfuße), hat er sich als Kolonialmünze erhalten, ungeachtet dessen, daß Oesterreich-Ungarn keine Kolo- nien besitzt. In die Regierungszeit Maria Theresias fällt die Gründung einer indischen Handelsgesellschaft in Triest, welche im Jahre 1780 ein Schiff für die Levante ausrüstete. Dieses führte neugeprägte Maria Theresien-Thaler zum Einkaufe mit. Die Münze hat bei den orientalischen Völkern der schönen Prä- gung halber — auf der Vorderseite ist das Bildniß Maria Theresias sichtbar — einen solchen Anklang gefunden, daß sie sich in der Levante rasch einbürgerte. Für die konservative Anschauung der Bevölkerung dieser Länder ist es bezeichnend, daß Thaler nur mit der Jahreszahl 1780 genommen werden. Die Türkei und Aegypten haben Landeswährungen, und die Pforte sucht durch strenge Verbote, die ägyptische Regierung durch einen hohen Werthzoll (8 pCt.) die Einfuhr von Levantiner Thalern zu verhindern oder einzuschränken. Nichtsdestoweniger hat er sich in Arabien als nahezu einziges gangbares Geldzeichen im Karawanenverkehr mit dem Innern behauptet, und auch Aegypten ist auf diese Münze im Verkehr mit dem Sudan angewiesen; die Engländer suchen in Sansibar die Rupienwährung zur Geltung zu bringen; das Land fährt jedoch fort, den Levantiner Thaler sogar als Rechnungsmünze zu verwenden. In den Berberei-Staaten ist der Thaler dagegen durch die Francswährung vollständig verdrängt wor- den. Auch Deutschland prägte für seine ostafrika- nischen Kolonien eine eigene, der englischen Rupie ähnliche Münze, die Ausprägung erreichte jedoch bloß 154 394 Stück. Nicht besser erging es Italien, welches im Jahre 1881 für seinc afrrikanischen Be- sitzungen eine Münze, dem 5 Francsstück gleich, prägte. Der Fehler aller dieser Kolonialmünzen ist, daß sie nach einem höheren Münzfuße als deren Silberwerth ausgeprägt und ausgegeben werden. Aus diesem Grunde konnten diese Kolonialmünzen den Levantiner Thaler nicht verdrängen; nur die Rupie hat ihm bis zu der erfolgten Einstellung der freien Silber- prägung in Indien erfolgreich Wettbewerb gemacht. Infolge der Einstellung der freien Silberprägung in Indien ist jedoch der Preis der Rupie weit über deren Silberwerth gestiegen und daher nach Indien wieder abgeströmt. Das heutige Verbreitungsgebiet des Levantiner Thalers ist das Becken des Rothen Meeres, der persische Meerbusen, insbesondere aber Arabien, Abessinien, Sudan und Sansibar. Es war daher naturgemäß, daß Italien, soweit es Zahlungen außerhalb seiner Kolonie in Afrika zu leisten hatte, Levantiner Thaler kaufen mußte, und zwei Drittel der während der letzten Jahre erfolgten Ausprä- gungen dürften wohl hierauf zurückzuführen sein. Die vom Münzamte veröffentlichten Angaben reichen bloß bis zum Jahre 1894; nach ihnen wurden an Levantiner Thalern von 1868 bis 1894 insgesammt 35 436 701 ausgefolgt. Nachdem jedoch früher (seit der Einstellung der freien Silberprägung in Oester- reich) gegen eingeschmolzenes Silber nur Levantiner Thaler ausgegeben wurden, so dürfte wohl ein großer Theil zu Industriezwecken wieder eingeschmolzen worden sein. Im vorigen re haben die Aus- münzungen 2 301 100 Stück betragen. Dem Staat ist hieraus eine ganz hübsche Einnahme erwachsen. Er berechnet nämlich als Schlagsatz 1,35 fl. das Kilogramm Feinsilber und 30 Kreuzer Probegebühr für jeden Posten. VVVVVVVVVYVYVVVYWVVVVVVVVVVVVTYVVYTYTVT Titteratur. Karte von Deutsch-Ostafrika in 29 Blättern (68 X 86 cm) und 8 bis 10 Ansasstücken im Maßstab 1: 300 000. Konstruirt und gezeichnct unter Leitung von Dr. R. Kiepert. Im Auf- trage und mit Unterstützung der Kolonial-Abtheilung des Auswärtigen Amts herausgegeben von der Geographischen Verlagshandlung Dietrich Reimer (Ernst Vohsen), Berlin. Von dieser grundlegenden Karte unserer bedeu- tendsten Kolonie (vergl. D. Kol. Bl. 1895 Nr. 12, S. 304, und Nr. 19, S. 495) sind im Laufe des vergangenen Winters fünf weitere Blätter, A1, A2, Az3, B1 und B2, erschienen und damit ist die Dar- stellung fast des ganzen Nordens und des Nord- westens des Gebictes zum Abschlusse gekommen. Blatt K1 (Kivn-See), gegen den ursprünglichen Plan nach Westen hin um einen Längengrad erweitert, bringt in allen Einzelheiten die bedeutsame Graf Götzeensche Triangulation des Kivu-Sees, seine Auf- nahme der Vulkanc und des centralen Grabens und den ersten Theil seines Waldmarsches. Blatt A2 (Karägwe) zeigt desselben Reisenden Marsch durch Ruanda und dann vor Allem die ausgedehnten Wanderungen Dr. F. Stuhlmanns in Karägwe und Mpororo, welche diese fernen Landschaften mit zu den bestbekannten Deutsch= Ostafrikas gemacht haben. Große Theile der deutschen Küsten des Victoria-Nyansa stellt Blatt A3 (Victoria-Nyansa)