— 456 — Bruder aber, Missionar Grieguszies, ist zu unserem großen Bedauern körperlich so geschwächt, wie es scheint, weniger durch Fieber als durch eine ungünstig verlaufene Brustfellentzündung, daß er das Land verlassen muß. Es ist ihm die Weisung zu- gegangen, er solle sich nach Südafrika begeben, wo ja für Heilung seines Leidens bessere Aussicht ist, als sie selbst Europa bieten würde. Da wegen der besonderen Verhältnisse im Konde- lande die Gesundheit der Missionare es dort öfter verlangt, daß sie ihren Wohnsitz wechseln, müssen wir darauf verzichten, den Einzelnen bestimmte Stationen als dauernden Aufenthalts= und Arbeitsort zuzu- weisen. Die Konferenz ist ermächtigt worden, in jedem einzelnen Fall die nöthigen Bestimmungen zu treffen. So haben auch im verflossenen Jahre häufige Veränderungen in der Stationirung unserer dortigen Brüder stattgefunden. Ende des Jahres waren die Stationen in folgender Weise besetzt: Es arbeiteten in IJkombe Nauhaus mit den beiden Handwerkern, zu denen sich dann noch der damals erwartete junge Bruder Källner gesellen sollte. Wangemannshöh war besetzt durch die Missionare Schumann und Bunk. In Manow standen Grieguszies und Jauer. In Muakareri arbeitete Missionar Schüler, und auf der neuen Station Muakagile hatten die Brüder Wolff und Hübner die Arbeit angefangen. Wir dürfen hoffen, daß die gegen Ende des Jahres von den Engländern am Nhassa erfochtenen Siege, ganz besonders die Einnahme der befestigten Stadt Mlosis des bekannten arabischen Sklaven- händlers, der für die uns benachbarte englische Station Karonga einc beständige Gefahr war, auch dazu heitragen werden, die politische Ruhe in unserem Missionsgebiet zu sichern. Die Landplagen, Heuschrecken und Ninderpest, sind, wie es scheint, gewichen, und das Volk erfreut sich wieder eines langsam zunehmenden Wohlstandes. Der Verkehr mit Europa ist dadurch, daß der See und die Flußläufe des Schire und Sambesi von mehr Dampfern befahren werden, erleichtert und be- schleunigt. Im Kondelande selbst sind die Straßen aber noch nicht gebessert. In der Sommerzeit sind dort die Flüsse und Sümpfe des Tieflandes nur sehr schwer zu passiren. Das Oberland aber ist reich an Bergen und Schluchten, die auch dort das Reisen sehr erschweren. Die Schwestern können und müssen sich deshalb fast stets der Trage-Hängematte bedienen, deren Benutzung aber der vielen Träger wegen, die nöthig sind, recht kostspielig ist. Da aber die Flußreisen anstrengend und zeitraubend sind, ist es sehr wünschenswerth, daß den Missionaren es ermöglicht werde, Esel als Reitthiere zu beuutzen. Es ist deshalb durch Ankauf dreier Maskatesel eine Eselzucht begründet worden, die sich hoffentlich ge- deihlich entwickeln wird. Der große, weiße Maskat- esel ersetzt den Reisenden im Innern Afrikas das Pferd, ist deshalb auch von den Arabern sehr gesucht und geschätzt, ist aber deshalb ziemlich theuer. Die von uns erworbenen Thiere, ein Hengst und zwei Stuten, kosteten 1700 Mark. Auf Ikombe arbeitete mit Missionar Schüler der Konferenzvorsteher Nauhaus. Auf der Station ist die Arbeit in geregelter Weise getrieben worden. Die Predigten wurden von den gutmüthigen, fried- liebenden Bewohnern verhältnißmäßig fleißig besucht. Selbst der Priester Muakiniaßa versuchte kaum dem Evangelium zu widersprechen. Eine ganze Anzahl von Leuten meldeten sich, um näheren Unterricht zu empfangen. Viele Kranke suchten die Missionare täglich auf, und es herrschte zwischen den Missionaren und der Bevölkerung das beste Einvernehmen. Als ein Streit zwischen zwei Dörfern dahin geschlichtet war, daß einer der Schuldigen einen Ochsen zahlen sollte, den alle verzehren wollten, kam es schließlich nur dazu, daß ein Huhn gezahlt wurde und zwar — dem Missionar Nauhaus mit dem Bescheide: „Hier ist der Ochse, den Ngonile zahlen sollte; iß Du nur, wenn Du satt bist, sind wir Alle satt.“ Ende September konnte hier das erste Kirchlein eingeweiht werden, aber mit dessen Vollendung war die Arbeit des Bauens keineswegs beendet. Ein größeres Wohnhaus sollte errichtet werden, deshalb standen täglich bis 80 Arbeiter im Dienst, um die Ziegel fertigzustellen und Baumaterial herbei- zuschaffen; da war die Ankunft der Handwerker sehr nöthig und erwünscht, und beide standen bald in voller Arbeit, die zunächst in dem schwierigen Fällen und Bearbeiten von Holz im Bergwalde bestand. Die Predigtplätze an den Ufern des Sees wurden mit Hülfe des Motorboots „Paulus“ häufig besucht. Besonderen Erfolg hatte ein Besuch, den Bruder Nauhaus in den stark bevölkerten Dörfern des Muankenja machte. Er hielt sich hier vom 15. bis 20. September auf, zeugte hin und her in den Hütten und predigte vor einer großen Menge Volks, die der Häuptling zusammengerufen hatte. Im Laufe des Nachmittags hörten etwa 1000 Monschen das Evangelium, und es fehlte nicht an Anzeichen, daß die Botschaft hier und da guten Boden fand. Auch zu den benachbarten Bakinga machte Bruder Nauhaus vom 3. bis 5. Juli eine Reise. Die Wege in den Gebirgen, manchmal nur 2 Fuß breit, führten oft an schaurigen Abgründen vorüber. Meist wohnen die Leute in einzelnen, zerstreut liegenden Hütten; eine größere Niederlassung aber wurde er- reicht, deren Gehöfte inmitten grüner Erbsenfelder lagen. Die Bewohner nahmen den Bruder freund- lich auf, sie kommen häufig nach Ikombe, um Nah- rungsmiltel zum Verkauf zu bringen. In Wangemannshöh arbeiteten im ersten Halbjahr die Brüder Schumann und Hibner, welch letzterer dann vom Bruder Wolff abgelöst wurde. In Manow hat der kränkelnde Bruder Grie- guszies mit Bruder Hübner, zeitweilig durch die genannten Brüder von Wangemannshöh unterstützt,