— 492 gewinnen würde Indeß gelang dessen Lokalisirung und war damit die größte Gefahr beseitigt. Ein wesent- liches Verdieust hierfür gebührt der unerschütterlichen Freundschaft des Oberhäuptlings Samuel in Verbin- dung mit der ebenso unerschütterlichen Bertragstreue Witboois. Samuels persönliche Macht ist ja nicht große aber auch bei den Schwarzen ist das Gewicht der Legitimität nicht zu unterschätzen. Sehr zu statten ist uns auch die Gerechtigkeit unserer Sache gekommen. Dem frivolen Friedensbruch von Seiten unserer Gegner stand die immer wieder bewiesene und von keinem Eingeborenen mehr bezweifelte Friedensliebe auf unserer Seite gegenüber. Was die verbündeten Hereros uns genutzt haben, kann nicht hoch genug angeschlagen werden. Das für uns in dem weiten Lande Schwierigste, nämlich Auf- finden des Feindes, der Weide= und Wasserstellen, ging mit ihrer Hülfe und vermöge ihrer Ortskunde glatt und ohne jede Störung von statten. Niemals haben wir trotz unseres bedeutenden Viehbestandes auch nur im geringsten an Wassermangel gelitten. Was das heißen will, kann nur der Kenner richtig würdigen. Unsere übrigen Bundesgenossen habe ich mir bereits in meinem letzten Bericht zu charakterisiren gestattet und dem nichts mehr hinzuzufügen. Ueberhaupt hat sich die diesmalige Zusammensetzung der Feldtruppe — Weiße nur als Kern, die Masse Eingeborene — als die für hiesige Verhältnisse in der That zweck- mäßigste erwiesen. Ich ziehe eine solche Truppe dem bestausgebildeten heimathlichen Jäger-Bataillon vor. Nicht stolze Heeresmassen verbürgen den Sieg, son- dern die Geeignetheit der betreffenden Truppe für die gegebenen Verhältnisse. Die Kriegs= wie auch die Kolonialgeschichte giebt hierfür deutliche Lehren. Fern muß uns daher jede Politik bleiben, welche uns die Eingeborenen entfremdet und daher in schwierigen Lagen lediglich auf uns selbst anweist. Dank einem gut funktionirenden Requisitionssystem und der Be- mühung der Kaiserlichen Intendantur hatten wir auch nie Proviantmangel und bringen sogar noch einen reichlichen Vorrath nach Hause. Aus diesem Zusammenwirken von Weißen und Eingeborenen ergiebt sich als Hauptvortheil des ver- flossenen Krieges und als eine gute Grundlage für die Zukunft, daß das Schutzgebiet sich aus eigenen Kräften hat helfen können, was das ganze Ziel meines bisherigen Strebens gewesen ist. Unter den 500 Reitern, aus welchen, wie bereits gemeldet, die Truppe schließlich bestanden hat, befanden sich noch nicht 100 Angehörige der Schutztruppc selbst. Der Rest war aus wiedereingezogenen Reservisten, Kriegs- freiwilligen und Eingeborenen zusammengesetzt. Ganz besonders muß ich auch die zur Rückkehr nach Deutsch- land angemeldeten Reservisten loben. Sie machten angesichts des heimathlichen Schiffes ohne jede Schwierigkecit Kehrt und meldeten sich in weitaus überwiegender Mehrzahl zur Feldtruppe selbst. Doch lonnte nur ein kleiner Theil noch den Kriegsschauplatz selbst erreichen. Von diesen Letzteren ist einer (Graeber) bei Otjunda gefallen. Auch die weiße Bevölkerung Windhoeks hat dem Kriege eine Theil- nahme entgegengebracht, wie ich sie hier noch nicht erlebt habe. Des freiwilligen Vertheidigungskorps habe ich bereits gedacht. Daneben wurde auch das von 1870 her in rühmlichem Andenken stehende nützliche Institut der Liebesgaben für die im Felde stchenden Krieger eingeführt, was bei Letzteren sicht- lichen Beifall gefunden hat. · Nach Erledigung des Kriegsgerichts werde ich mit, der gesammten Truppe nach Windhoek zurück- marschiren, dort die Feldtruppe neu organisiren lassen und dann den größten Theil der Letzteren unter Major Mueller wieder nach dem Osten entsenden, um die den Besiegten auferlegte Kriegsentschädigung einzutreiben. Ueber die Verwendung der Letzteren werde ich noch besonderen Bericht erstatten. Jeden- falls wird dieser Krieg einer Zahl von Ansiedlern die erste Grundlage für den künftigen Viehbestand gewähren, die Hereros dagegen von ihrem über- mäßigen Viehreichthum sachgemäß ctwas entlasten. Nach anderweitigen neueren Nachrichten sind Nikodemus und Kahimema vom Kriegsgericht zum Todec verurtheilt und erschossen worden. Ueber die Theilnahme der J. und 2. Rompagnie am Gefecht bei Sturmfeld vom b. Mai 1890 berichtet Hauptmann v. Estorff?) Folgendes: Um etwa 6 Uhr morgens bekam ich vom Herrn Major Leutwein den Befehl: „Gehen Sie mit der 1. und 2. Kompagnie und einem Geschütz gegen die am weitesten rechts (nordöstlich) gelegene Werft vor. Rechts neben Ihnen wird der Lientenant v. Burgs- dorff umfassend vorgehen. Ich selbst werde die weiter links gelegene Werft mit der 3. Kompagnie, zwei Geschützen und den Hereros angreifen.“ Gefechtsstärke: Stab: 1 Offizier, 2 Reiter, 1. Komp.: 2 Offiziere, 13 Unteroffiziere, 32 Reiter, 2.= 1 Offizier, 13 - 37.— Geschütz: — — 1 Unteroffizier. 34 Zur 1. Kompagnie 3 Bastards, 3 Namareiter, 2. - 8 Namareiter. Das Gelände war unübersichtlich, lichter Busch wechselte ab mit dichtem Buschwald. Da die Lage der Werften im ersten Morgen- grauen nicht zu erkennen war, ging ich rechts neben der vom Major Leutwein geführten Abtheilung in gleicher Höhe vor. Bald ertönten Gewehrschüsse vom linken Flügel her, gleichzeitig sah ich eine Abtheilung *) Vergl. D. Kolonialblatt 1896 Nr. 14, Beilage S. 3.