— 493 Ovambandjern sich in die etwa 400 m vor mir in einem Grunde liegenden Baumgruppen ziehen. Ich befahl dem Geschütz, dagegen aufzufahren, der 2. Kom- pagnie, zum Fußgefechte vorzugehen, und der 1. Kom- pagnie, sich rechts seitwärts herauszuziehen. Das Geschütz und die 2. Kompagnie gingen bis etwa 300 m an die Baumgruppen heran und be- gannen, als sie freies Schußfeld hatten, das Feuer. Das Geschütz (Führer Unteroffizier Czicelski) feuerte mit Kartätschen, die Kompagnie gab kurze Lagen von Schützenfeuer ab. Der Feind erwiderte das Feuer lebhaft. Die 1. Kompagnie hatte eben die ihr befohlene Bewegung ausgeführt, als sie unvermuthet in ein selbständiges Gefecht verwickelt wurde (siehe Anlage 1). Die 2. Kompagnie und das Geschütz vertrieben nach etwa ½ stündigem Feuergefecht den Feind aus den Baumgruppen. Die erstere hatte aber auch Ver- luste: Zum Tode verwundet wurde der Kompagnie= führer Lientenant Schmidt (Schuß durch die Brust) und schwer verwundet der Sergeant Deubel. Inzwischen hatte die 1. Kompagnie einen schweren Stand gehabt und war sogar durch die Uebermacht des sehr tapfer fechtenden Feindes hart bedrängt. Nachdem ich erkannt hatte, daß sie auf die Werft des Kahimema gestoßen war, die mir als Angriffspunkt bezeichnet worden, ließ ich die 2. Kompagnie (Führer Sergeant Grickschat) das Gefecht in ihrer Front abbrechen und links neben der 1. Kompagnie vor- gehen, während ich das Geschütz in die Schützenlinie derselben auffahren ließ. Nachdem es hier vier Schrapnelschüsse (mit kür- zester Brenndauer) gegen die auf etwa 80 m vor ihm liegende Werft abgegeben hatte, licß ich die 1. Kompagnie zum Sturm mit aufgepflanztem Seiten- gewehr vorbrechen. Der Sturm wurde mit großem Ungestüm ausgeführt und der Feind aus dem west- lichen Theile der Werft vertrieben. Die 1. Kompagnie stieß einige Hundert Meter in dem dichten Busch nach und sammelte sich, nachdem sie denselben ge- säubert hatte, sogleich wieder in ihrer alten Stellung. Der Theil des Feindes, welcher die Werft der 2. Kompagnie gegenüber besetzt hatte, behauptete je- doch bis jetzt noch hartnäckig seine Stellung. Die 1. Kompagnie entwickelte sich daher gegen seinen linken Flügel, das Geschütz bestrich den ganzen Wald- saum und nach kurzem Feuergefecht ließ ich nunmehr beide Kompagnien gegen ihn stürmen. Jetzt wandte sich auch hier der Gegner zur Flucht, die ganze Werft den nachstoßenden Reitern überlassend. Diese drangen ihm in dem dichten Busche eine kurze Strecke nach und sammelten sich dann am Ostende der Werft. Der rechte Flügel der 1. Kompagnie hatte Fühlung mit den vom Premierlieutenant v. Burgsdorff geführten Witboois genommen, die rechts neben ihr vorgegangen waren. Auch diese sammelten sich jetzt bei den Kompagnien und dem Geschütz. Um 7 ½ Uhr war das Gefecht beendet und konnte dem Major Leutwein gemeldet werden, daß die gesammte Abtheilung zur Verfügung stehe. Es wurde später festgestellt, daß der Feind vor der Front der 1., hauptsächlich vor dieser, und der 2. Kompagnie an 30 Todte hatte liegen lassen, dar- unter viele Großleute. Die 1. Kompagnie hatte bei ihren beiden Stürmen noch vier Verwundete verloren, im Ganzen aber einen Todten und sieben Verwundete; die 2. Kom- pagnic den schwer verwundeten Unteroffizier Mewes und im Ganzen einen Offizier todt, zwei Unteroffi- ziere schwer verwundet. Verschossen wurden von der 1. Kompagnie im Durchschnitt 48 Patronen pro Mann, der 2. Kom- pagnie im Durchschnitt 32 Patronen pro Mann, von dem Geschütz 26 Schrapnels und 2 Kartätschen. Nachdem der Herr Major Leutwein befohlen hatte, die Verfolgung des flüchtigen Gegners auf- zunehmen, und mir hierzu auch die Abtheilung des Lieutenants v. Burgsdorff zur Verfügung gestellt war, ging ich um 8 / Uhr mit dieser, der 1. und 2. Kompagnie sowic dem Geschütz in östlicher Richtung vor. Das Ergebniß der Verfolgung war gering, da der Feind gänzlich zersprengt in dem dichten Busch auseinandergelaufen war. Anliegende Meldung (An- lage 2) giebt das Nähere an. Anlage 1. Bericht über das Gefecht der 1. Feldkompagnic bei Sturm- feld (Otyunda) am 6. Mai 1896. Auf Befehl des Hauptmanns v. Estorff: „Die 1. Kompagnie solle sich rechtsseitwärts von der 2. Kompagnie und dem Geschütz herausziehen“, ritt die 1. Kompagnie etwa 300 bis 400 m halbrechts vom Geschütz heraus, als plötzlich die rechte Seiten- patrouille aus dichtem Buschwerl Feuer erhielt. Gleichzeitig wurden vor der Kompagqnie einzelne aus dem Gebüsch hervortauchende Gestalten sichtbar und hinter diesen im Dickicht in einer Entfernung von etwa 200 m viele Menschenstimmen und lautes Rindergebrüll hörbar. , Da die in der Nacht vorausgeschickten Spione gemeldet hatten, daß die Werft des Ovambandjeru- häuptlings Kahimema und der mit ihm vereinigten Khauas-Hottentotten am weitesten rechts von unserem Anmarsche aus gelegen sei, war es mir nicht zweifel- haft, daß ich diese Werft, aus der man durch das Buschwerk ein Lagerfener hindurchschimmern sah, vor mir hatte. Ich ließ daher absitzen und von den vorgezogenen Schützen mit Standvisir auf den Gegner feuern. Als das feindliche Feuer schwächer wurde, ging ich 80 m in der Richtung des Lagerfeuers vor, bis die Schützenlinie, deren Mitte jetzt nur noch 60 m von dem vor derselben liegenden Dickicht ent- fernt war, sehr heftiges Feuer erhielt. Nachdem dasselbe etwa fünf Minuten auf das Lebhafteste von