solgen. Nach dem Wasserstande dieses Nebenflusses und den Aussagen der Eingeborenen zu urthheilen, macht der Wasserstand im Gogol ein Marschiren in dessen Flußbett unmöglich. Am nächsten Tage passirten wir die Stelle, an welcher der Fluß in einem Felsen- thor das Oertzen-Gebirge (Fajomanna) durchbricht, und folgten seinem Lauf weiter in südwestlicher Rich- tung aufwärts. Das Land hinter dem Oerten-= Gebirge wird von mäßig hohen Berg= und Hihel- ketten durchzogen, die im Wesentlichen von Nordosten nach Südwesten laufen. Nach Norden zu nehmen sie scheinbar an Höhe ab und lösen sich in einzelne niedrige Hügel auf. Alle diese Ketten be- stehen aus Sandstein und weichen, dunkelgefärbten Thonschiefern, welche stellenweise mit Konglomeraten abwechseln. Der Boden ist fruchtbar, ebenes Kultur- land aber nur in beschränktem Maße vorhanden. Das Land ist verhältnißmäßig reich bevölkert, und gelang es meist, die nöthigen Lebensmittel einzu- tauschen. Am 6. Juni gelangten wir in eine Felsen- klamm, in welcher riesige Blöcke dem weiteren Vor- dringen mit Pferden eine Schranke zu setzen schienen. Es gelang jedoch schließlich, die Thiere hinüber zu bekommen. Der Naurufluß oder, wie er hier ge- naunt wird, Narna nimmt hier auf der rechten Seite einen gleich großen Bach auf und zeigt weiter auf- wärts den Charakter eines Wildbaches. Die Explo- rirung des von Südwesten kommenden Zuflusses ergab dessen Unwegsamkeit. Wir folgten daher dem mehr westlich führenden Bache aufwärts und ge- langten am 9. Juni bis in die Nähe seiner Quelle in etwa 500 m Höhe über dem Meere. Der Bach entspringt an dem nördlichen Abhang eines 900 m hohen Bergmassivs und schneidet sich zunächst tief in blauen plastischen Thon ein. Das Vorwärtskommen wird hierdurch höchst mühsam und beschwerlich. Mit Pferden war jeßt nicht mehr weiter zu kommen. Die Thiere litten außerdem infolge des sortwährenden Gehens auf grobem Geröll und Steinen und im Wasser an Hufentzündung und konnten nur mit Mühe vorwärts gebracht werden. Wenn sie noch brauchbar, wird die Astrolabe-Kompagnie sie übernehmen. Der bisher zurückgelegte Weg beträgt 80 km, etwa 40 km Luftlinie von der Küste. Der Punkt, an dem wir uns augenblicklich befinden, liegt etwas südwestlich des auf dem Langhausschen Kolonial-Atlas eingetragenen „Suor Mana“ ge- nannten Berges. Ich blieb hier mit 20 Mann zu- rück und sandte Dr. Kersting und Tappenbeck mit den übrigen 20 Mann und den Pferden nach Stephansort, um mit Hülfe von 20 weiteren, von der Astrolabe-Kompagnie gestellten Trägern Proviant nachzuholen. Ich selbst bestieg in den nächsten Tagen den von den Eingeborenen „Ssigãun Jãnu“ genannten Berg, und gelang es, nach Norden und Westen Aus- blicke zu bekommen. Nach Westen war am Horizont eine NRiesenkette (Arthur Gordon-Kette) sichtbar, vor derselben zehn Parallelketten, die näheren 100 586 — bis 200, die weiteren über 1000 bis 2000 m hoch, allc dicht bewaldet. Nach Norden tauchte am Hori- zont ebenfalls ein mächtiges, wohl über 3000 m hohes Gebirge auf, welches vielleicht den am Augusta- fluß, nördlich des Gogol gelegenen Ketten entspricht. Sonst war der Ausblick nach dieser Richtung durch in der Nähe belegene, meist wildgezackte Berge von 1000 bis 1500 m Höhe theilweise verdeckt. Von einem am nächsten Tage geschaffenen Durchhau er- blickte ich nach Westsüdwesten bei Westen einen ge- waltigen, gegen 4000 bis 5000 m hohen Gebirgs- stock, dessen Fuß noch etwa 10 km entfernt sein mochte. Der Lage nach ist dieser mit dem Bismarck- Gebirge identisch, doch scheint er sich von Osten nach Westen zu erstrecken. Des schweren Waldes wegen war es unmöglich, einen größeren Ausblick zu schaffen. Am 13. Juni verlegte ich das Lager nach einem 600 m hoch gelegenen Dorfe, „Ssigünn Wödsa“ genannt, dessen Eingeborene mich reichlich mit Lebens- mitteln versahen. Die Leute waren in cthnographi- scher Beziehung interessant. Von hier aus die Um- gegend durchforschend, gelang es mir, im Westen einen größeren nach Südwesten fließenden Fluß zu finden, an welchen ich das Lager verlegte. Am 19. Juni kam Dr. Kersting mit 38 Lasten Proviant von der Küste an. Am nächsten Tage verfolgten wir den Fluß 12 km abwärts. Derselbe wird durch reichlichen Zufluß bald stärker und hatte westliche Richtung. An einer geeigucten, hoch ge- legenen Stelle legte ich hier vorläufig die Station an und ließ IDr. Kersting mit els Mann zurück, während ich mit den übrigen Leuten in vier Tagen nach Stephansort marschirte, um den letzten Provianl nachzuholen. Mit diesen letzteren Lasten sind wir für reichlich zwei Monate mit Proviant versehen, dazu 35 Ziegen; außerdem sind in dieser Gegend genügend Lebensmittel von den Eingeborenen zu bekommen. Die Station liegt etwa 100 km von der Küste entfernt in 300 m Höhe über dem Mcere. Der allgemeine Gesundheitszustand ist ein guter. Morgen, den 27. Juni, werden ich und Tappenbeck mit 46 Lasten nach der Station abmarschiren, welche ich in fünf bis sechs Tagen zu erreichen hoffe. Von da gehen die 20 Hülfsträger unter Bedeckung nach der Küste zurück. Wir werden jetzt in südlicher Richtung vorzudringen sowie einen der höchsten Gipfel des Gebirges zu besteigen suchen. Nach der mir bis jetzt bekannt gewordenen Konfiguration der Bergketten scheint ein Durchdringen nach dem Huongolf möglich, und habe ich daher gebeten, in etwa 1½ Monaten. ein Schiff dorthin zu entsenden. Hus dem Bereiche der Wissionen und der Antisklaverei-Bewegung. Seitens der Rheinischen Missionsgesellschaft wurde der Missionar Wilhelm Ickler aus Homberg in Hessen nach Ovamboland abgeordnet. In Riet-