— 612 — vorziehen zu sollen geglaubt, so hart auch diese Maßnahme Einzelne treffen wird. Solange das Betschuanaland noch frei ist, würde sonach das dies- seitige Schutzgebiet gegen die Seuchengegend (Trans- vaal) durch einen doppelten Grenzkordon abgesperrt sein, nämlich durch den englischen an der Trausvaaler Grenze und den diesseitigen. Der Erfolg dieser Maßregel dürfte außer Zweifel stehen, wenn eben nicht auch das nicht unter Kontrole zu stellende Wild (Wiederkäuer) die Seuche weiter tragen könnte. Auf alle Fälle habe ich auch die eingeborenen Kapitäne — die Hauptkapitäne Witbooi und Samuel Maharero befanden sich damals gerade hier — für die Sache interessirt und sie sowohl wie unsere Grenzstationen zu unnachsichtlichem Abschießen dieses Wildes auf- gefordert. Den wichtigen Grenzübergang Rietfontein (nördlich) habe ich außerdem jetzt schon mittelst einer rasch dorthin gesandten, aus unseren Reitern und Hereros zusammengesetzten Abtheilung besetzen lassen. Daß namentlich die Hereros Verständniß für den Ernst der Sache zeigen, ist bei deren Eigenschaft als großer Viehbesitzer selbstverständlich. AAus dem Brreiche der Wissionen und der Antisklaverei-Bewegung. Missionar Greiner, welcher von 1892 bis 1896 in Kisserawe thätig war, hat im Juni sich zur Er- holung nach Europa begeben. Eine Erkrankung nöthigte ihn, einige Wochen in Aegypten zuzubringen. Von da ist er im August nach Deutschland zurück- gekehrt. In Kisserawe sind jetzt die Missionare Maaß und Liebau thätig. Im Austrage des evangelischen Afrikavereins halten sich ferner Pastor Worms und Schwester Diekmann dort auf. Kiniassi von Wuga (Ostafrika) hat einen breiten Weg von dem Dorfe nach der Missionsstation anlegen lassen. Das neunte Heft der „Allgemeinen Missions- zeitschrift" bringt einen lehrreichen Aufsatz des Missions- inspektors Winkelmann über die bisherige Thätigkeit und Erfolge der evangelischen Missionsgesellschaft für Deutsch-Ostafrika (Berlin 111). Von der apostolischen Präfektur Nieder- Cimbebasien (Deutsch-Südwestafrika) berichten die „Katholischen Missionen“: Ursprünglich sollten die ersten Patres Oblaten der unbefleckten Jungfrau Maria, denen bekanntlich diese Präfektur anvertraut ist, und die auch in Hünfeld bei Fulda ein großes Missionsseminar zur Ausbildung junger Missionare bauen, bereits Ende Juli abreisen. Doch da bei der Kürze der Zeit die zu einer solchen Abreise noth- wendigen Vorbereitungen unmöglich alle bis dahin getroffen werden konnten, so ist die Abfahrt von Hamburg auf den 30. September verschoben. Vor- derhand werden zwei Patres und ein Laienbruder nach Deutsch -Südwestafrika gehen. Ihre Sorge werden die neuen Missionare zunächst den katholischen deutschen Familien und den katholischen Soldaten der Schutztruppe zuwenden. Zum vorläufigen Obern der Mission ist F. Bernhard Herrmann ausersehen. Wie das „Monatsblatt der norddeutschen Mission“ meldet, sind die Wesleyaner von Lome weggezogen und haben die evangelische Missionsarbeit an diesem Ort der norddeutschen Mission allein übergeben. Seitdem besuchen einige der Wesleyaner die Gottes- dienste der norddeutschen Mission; aber bis jetzt be- sucht kein Wesleyaner Schüler ihre Evheschule. Nur zwei Knaben, die früher die Wesleyaner Schule be- sucht haben, kamen, um in unserer Schule fortfahren zu können. Als sie aber hörten, daß vorläufig nur in der Eohesprache unterrichtet werde, gingen sie weg. Im März und April war die Schülerzahl bis auf 36 gestiegen. Aber die Ortsveränderung von einigen Schülern hat die Zahl wieder vermindert. Auch sind manche wieder fortgelaufen, so daß heute nur noch 28 Schiler da sind. Aus fremden MHolonien. Banknoten des Rongostaates. Durch ein Dekret vom 7. Februar 1896 hat der Souverän des unabhängigen Kongostaates Banknoten für diesen Staat auszugeben angeordnet. Es sollen zunächst solche Banknoten im Betrage von 400 000 Frcs. erscheinen. Die Kassen des Kongostaates sind verpflichtet, sie bei Zahlung von Steuern und der- gleichen anzunehmen. Dandel von Lourenco-Marques im Jahre 1895.7) Die Stadt Lourengo-Margques einschließlich des zur Zeit erst aus wenigen Häusern bestehenden Vor- ortes Villa da Ponta Vermelha hat eine Gesammt- einwohnerzahl von 2799 Seelen, worunter etwa 1300 Europäer. Die Stadtverwaltung besteht einschließlich des Bürgermeisters aus vier weißen Beamten. Die Justiz ruht in den Händen eines Richters; die Anklagebehörde ist durch einen Delegirten des Kronprokurators vertreten. Die fünf Aerzte, von denen einer ein Halbneger ist, finden reichlich Beschäftigung und Lohn. Fühlbar macht sich der Mangel eines weißen Arztes, dessen Niederlassung jedoch seitens der Re- gierung insofern. Schwierigkeiten in den Weg gelegt werden, als sie die Ablegung der für portugiesische Aerzte vorgeschriebenen medizinischen Prüfungen verlangt. *) Aus dem Deutschen Handels-Archiv 1896, S. 455 f.