— 640 Nachrichten aus den deukschen Schukgebieten. (Abdruck der Nachrichten vollständig oder theilweise nur mit Quellenangabe gestattet.) Deutsch · Pstafrika. Ueber die Expedition des Gberstlieutenants v. Trotha. Ueber seine Expedition berichtet Oberstlieutenant v. Trotha unter dem 28. Juni d. Is. vom Mwanga am Victoria-Nyanza aus Folgendes: Meine Reise war reich reicher an interessanten Momenten, die sich allerdings meines Massaidolmetschers heißt ngarnka und ugu- "1 an Beschwerden, aber viel fast nur auf das Geographische beschränkten, da ich für das Geologische, was einem Fachmann wohl ungeheneres Interesse und Aufschlüsse der verschic- densten Art gegeben hätte, zu wenig vorgebildet bin. Vom Kilimandjaro brach ich am 17. März auf, um zunächst Sinna in Kiboscho, die Mission Kiboscho und Machame zu besuchen. In Sinna sah ich den ersten wirklich mächtigen Sultan oder, wie sie hier heißen, Mangi. Sein Haus ist ein zweistöckiger Palast, den ihm Schmidt gebaut hat. Die katho- lische Mission (Schwarze Patres) ist ausgezeichnet im Stande, sowohl was Gebäude als auch Versuchs- pflanzstation anbelangt. Ich muß dabei bemerken, wie sehr man in dem Bezirk Kilimandiaro die Hand 3 des Kompagnieführers Johannes merkt. Alle Wege sind ausgeschlagen, jeder Wasserlauf überbrückt, jede Sultan zum Selam. dem Bezirke zu reisen. Der Weg nach Arusha hun (Mern), wo sich auch noch die gewichtige Hand Johannes’bemerkbar macht, führt durch werthlose Salzsteppe. Hier wäre vielleicht die Kokospalme anzupflanzen. Ich habe dieserhalb an Dr. Stuhl- mann geschrieben und mit Schmidt das Nöthige verabredet. Die Häuptlinge der Arushaleute sind jetzt gänzlich ruhig und scheinbar mit dem Gedanken, daß deutsche Macht bis hierher reicht, einverstanden. Die Fruchtbarkeit des Landes ist groß. Einzelne Streisen Urwald gehen bis Arusha hinunter. Die Leute sind reine Massais in Sprache, Sitte und Aussehen. Letzteres namentlich der weibliche Theil. Der Mannesstamm ist schon gemischt. Es ist un- glaublich viel Wasser dort. Ich mußte in Arusha länger liegen, als ich wollte, weil ich den Griechen mit Stofflasten für mich abwarten mußte. Am 29. März brach ich von Arusha auf und marschirte über das Kisongoplateau an dem mächtigen Mondul vorbei durch ein höchst interessantes Gebirgs- und Steppenkesselgelände nach Ngaruka. Hier fing die Baumannsche, auf Dr. Fischers Route basirte Karte an mit der Wirklichkeit, wie sie meine Augen sahen, arg in Konflikt zu gerathen. Der Blick vom Verbindungsrücken des Dolossa, eines großen Berges, an dem Dr. Fischer bei Nacht vorbeigegangen sein muß, zum Borgo in den großen Ngarnkakessel ist großartig. Der Marsch hindurch weniger. Ngarnka liegt hart am Grabenrand am Juße des Kavinjiro und ist eine Kolonie der Wangaruka. Nach Aussage Es ist eine wahre Freude, in ruma dasselbe, was Kiswahili lima und panda be- deutet, also anpflanzen. Diese Leute sind Pflanzer gewordene Massais. Auf dem Borgorücken saß auch ein kleiner Stamm Wandorobo. Auch sie hatten Schamben und baten um Schutz, merkwürdigerweise gegen die Arushalcute. Die Wangarukaleute haben ein fruchtbares Land, bauen Wiazi und haben eine Griechenniederlage, die vom Kilimandjaro in das englische Gebiet bis nach Solik hinein handelt. Dort ist auch englischer Zoll. Von Ngarnka trat ich nun in das höchst merk- würdige Gebiet des Vulkans Ngai und des Natron- sees. Seine Merkwürdigkeit liegt wohl hauptsächlich auf geologischem Gebiete. Für den gewöhnlichen Reisenden ist dort kaum etwas Anderes zu holen als glühender Staub, Natronkrystalle und Tausende von Pelikanen. Auch hier ließ mich die Karte gänzlich im Stich. Ngurumani liegt südlich des Sambo- berges, d. h. der Sambo ist einc vorspringende Nase nördlich von Ngurumani, auf dem Grabenrand und wo nach Fischer der Donjo Sambo liegen soll, liegt der Konguto. Wo war also die Grenze? Durch Ngurumani, wie Kiepert, Baumann und Peters angeben, oder nördlich vom Sambo? Da es mir in meinen Marsch paßte, so nahm ich Letteres an. Ngurumani ist keine Wakuavikolonie mehr. Man sieht noch die Hütten, doch die Menschen sind fort, merkwürdigerweise, denn sowohl Ngurumani mit seinem Fluß Bagassi, wie auch die Peninjehalbinsel mit dem wasserreichen Peninjefluß bielen günstige Plätze für Anpflanzungen. Lebensmittel mußte ich aus Sonjo holen lassen. Letteres ist von Wasonjo- leuten bewohnt. Sie sind nach meiner Meinung ebenso ein abgefallener Massaistamm wie alle ringsum und depreziren heftig, Wasegeju zu sein. Von hier ging ich nun am Grabenrand so lange hin, bis ich am Utimi einen Stamm Wangurumas antras, dessen Jumbe, ein Küstenmann aus Pangani, beim Anblick meiner Flagge oder seiner Landsleute Alles hinwarf, Jumbenwürde, Weib, zwei Kinder, ein Haus und eine vielversprechende Ernte, um bei mir als Ochsen- treiber einzutreten und zur Küste zu gehen. Hier war ein Aufstieg am Lukarn, und ich erstieg den Graben und das auf ihm gelagerte Romaiplateau. Dieses sowie das Loitagebirge bildete die Fortsetzung meines Marsches. Kein Mensch war auf der ganzen Strecke Romai, Loite, Ndare Serian, Sero zu sehen. Einmal erschienen in Ndare Serian Wandorobos, verschwanden aber sofort. Sonst nichts als Berge mit Buschwald, große Steppenkessel mit Busch, wenig Wasser und Wild. Der Ndare Serian schließt sich an das Loita- hochplateau an und ist ihm geologisch und sonst in der Ausstattung gleich. Am letzten Tage auf dem