— 741 — tragen, während die Frauen auf der Stirn sowie auf beiden Backenknochen je drei dunkel mit Indigo ge- färbte senkrechte Einschnitte als Erkennungszeichen führen. Dieselben werden von der Mutter bei den kleinen Mädchen mit einem Messer eingeschnitten und dann dunkel gefärbt. Knaben erhalten nur dann ein besonderes Schutzzeichen und zwar einen Querschnitt auf der rechten Backenseite, wenn dieselben die einzigen Knaben in der Familic oder durch den vorhergehen- den Tod ihrer Brüder allein zurückgeblieben sind. Der Vater macht bei dem betreffenden Knaben diesen Einschnitt im Aberglauben, daß er ihn vor einem nahe bevorstehenden Tode oder vor sonstigem Un- glück schützt. Die Hausindustrie wird, je näher man an die Küste kommt, von den Eingeborenen desto weniger be- trieben, da sie von europäischen Waaren vollkommen verdrängt wird und ihren eigentlichen Werth dadurch verloren hat. Weiter im Innern dagegen wird von Gewerben, wenn ich so sagen darf, hauptsächlich das der Weberei betrieben. Schon in dem früher er- wähnten Klonu wic auch weiterhin sah ich mehrere Webstühle, die alle sehr einfach gebaut waren. Das Gerüst besteht aus rohen Stangen, in dem der be- treffende Weber auf einem Eingeborenenschemel sitzt; die Hochkämme werden durch einen Faden mit dem Fuße bewegt, während der Kreuzfaden in einem Schisschen mit der Hand durchgezogen wird. Die einzelnen Streifen werden nicht breiter als drei bis vier Zoll gewebt. Die größeren Tücher entstehen dann durch Zusammennähen der einzelnen Streifen. Ferner sah ich viele Spulen, worauf meistens Frauen aus der geernteten Baumwolle Fäden spannen. Die Korbflechterei wird ebenfalls viel betrieben. Die Eingeborenen flechten aus dem hohen Schilfgras hauptsächlich Matten zum Schlafen sowie Körbe zum Aufbewahren ihres Mehles. Was die Schnitzerei anbetrifft, so zeugen die aus einem Stück geschnittenen Stühle oft von einer großen Gewandtheit. Ferner werden aus den ange- pflanzten Kürbissen, die dann schon bei der Zucht durch Umbinden von Bast in die gewünschten Formen NRaum zwischen Dach und Wand entsleht. Das Dach gebracht werden, Flaschen oder Schalen hergestellt. Sie werden getrocknet zu den verschiedensten Zwecken im Haushalt gebraucht. In den thonreichen Gegenden, wie in dem nördlicher gelegenen, jetzt zerstörten Tove, war die Töpferei von ganz besonderer Be- deutung. Oefter fanden dort große Märkte statt, zu welchen die Eingeborenen von weither kamen, um ihren Bedarf an Töpfen zur Aufbewahrung von Wasser oder Palmwein, von kleinen Eßschüsseln sowie Oellampen zu decken. Das Schmiedehandwerk scheint eines der aus- gedehntesten neben dem der Weberei in Afrika zu sein. Wie ich Gelegenheit hatte, auf meinem Marsche in Klonn und Jo kennen zu lernen, bestand die Schmiede meistens aus einer Feuerstätte, die aus einem Thonofen hergestellt war, welche entweder durch einen europäischen Blasebalg oder auch durch einen eingeborenen in Brand gehalten wurde. Der ein- geborene Blasebalg bestand aus zwei senkrecht stehen- den Holzeylindern, die durch zwei primitive Pumpen die Luft der Feuerstätte zuführten. Sie wurden durch einen schwarzen Schmiedegesellen in Bewegung gesetzt. Meistens waren in den Schmieden ein euro- päischer Amboß sowie ein Schraubstock des gleichen Ursprungs vorhanden. « Die ganze Schmiede war durch ein verräuchertes Schattendach gegen die Strahlen der Sonne geschützt, welches auf rohen Pfählen und Querballen errichtet und mit dem langen Schilfgras versehen war. Im Uebrigen waren die Seiten offen, um einen Luftzug bei der hohen Temperatur zu ermöglichen. Unter den Schlägen des Hammers wurden meistens Messer sowie kleine Schwerter und Hacken zur Bearbeitung des Landes erzeugt; jetzt liegt natürlich auch die Instandsetzung der Steinschloßflinten dem Schmiede- handwerk ob. Der Bau der Hütten ist im Allgemeinen zwar ein sehr einfacher, hält aber doch gut gegen die Un- bilden der Witterung Stand. Die Form derselben ist bei den Evheleuten ausschließlich viereckig; die meisten sind durchschnittlich 3 m breit und 5 bis 6 m lang und mit einem Giebeldach versehen. Gewöhnlich hat die Hütte einen Eingang, der zugleich auch das Licht mit hereinläßt, da Fenster bei wirklichen Ein- geborenenhütten nicht vorhanden sind. Die Hütten enthalten meistens einen, selten meh- rere Räume. Die Hütten werden in der Art gebaut, daß das Gerüst zuerst aufgeführt wird, dessen Seiten- wände ungefähr 2 m hoch von rohen Pfeilern und doppelten Querleisten aus rohen Stangen bestehen, während die Giebelseiten 3 bis 3½¼ m hoch errichtel werden. Die Dachsparren sind gewöhnlich aus Bam- bus, während die Querleisten aus den Blattrippen der Wein= oder Oelpalme bestehen. Die Wände werden dann zwischen den doppelten Leisten mit Lehm ausgefüllt, wozu mit Vorliebe auch Termitenhaufen gebraucht werden. Um den Luftzug gut zu ermög- lichen, sind die Lehmwände an den Giebelseiten nicht höher als die der Längsseiten, so daß ein freier wird mit Gras eingedeckt, welches ziegeldachartig über- einanderliegt. Ein gutes Dach hält auch den stärksten Tornado ab. Der Fußboden wird aus Lehm zu einer Tenne festgestampft und bei luxuriösen Bauten werden die Wände des Hauses mit einer hellgelben Erdfarbe sowie die Kanten und die Einfassung der Thür mit einer rothen Thonfarbe gestrichen. In den besseren Häusern ist dann auch eine sogenannte Schlafbank vorhanden, welche auf vier Pfählen ruht und mit Brettern eingedeckt ist. Auf derselben liegt eine drei bis vier Zoll hohe aus Gras geflochtene Schlafmatte und häufiger auch einige dünne Matten zum Zudecken. Bei sehr vornehmen und reichen Händlern, die oft an die Küste gelangen, sieht man auch roh gezimmerte Bettstellen mit Moskitovor- hängen von europäischem Kattun. Diese Häuser