Verschiedene Mittheilungen. Ueber das Straußenzuchtunternehmen in Mbuguni am KRilimandjaro verlautet in der „Köln. Ztg.“ Folgendes: Der Leiter 787 zehn dieser Gesellschaft ist Bronsart v. Schellendorff, der schon seit 1889 in Afrika verweilt, früher als Offizier der Schutztruppe und Kompagnieführer in der Wissmannschen Seenexpedition. Technischer Leiter und insbesondere Sachverständiger für die Straußen- zucht ist C. Nolte, der fünf Jahre lang als Strau- sienzüchter im Süden und Südwesten Afrikas thätig gewesen ist. Ein Volontär, Referendar A. Meyer, widmet den Zebras, Pferden und Eseln seine Sorge. Gegründet wurde die Gesellschaft im Dezember 1895 in Berlin, auf Anregung des Lieutenants v. Bron- sart. Ihr Hauptziel ist die Straußenzucht, also angenblicklich noch das Einfangen der jungen Strauße und das Ausbrüten der Eier durch Inkubatoren. In zweiter Linie wird das Einfangen von Zebras beabsichtigt, die mit Pferden und Eseln (halben Maskateseln) gekreuzt werden sollen. Die Strauße sollen in einem großen Laufparke durch Brutgärten gezüchtet werden. verringert werden durch Anlegung großer Anpflan= zungen von Luzerne, Klee, Bohnen 2c. Im An- schlusse hieran soll der Versuch unternommen werden zur Kultivirung von europäischem Nutz= und Bauholz. Man hat einen Platz ausfindig gemacht, der allen wesentlichen Anforderungen genügt. Der Boden in Mbuguni, am Kikuletwe, am Fuße der Milindani- berge, drei Tagereisen von Moschi, ist stark salzhaltig, eine Vorbedingung für gedeihliche Ernährung der Stranße; das Steppenklima ist trocken, selbst in der Regenzeit, und der Kikuletwe führt klares Wasser, ohne jemals über seine Ufer zu treten. Als Ver- suchsstation für Kreuzungszwecke ist Kibuhöhe in Aussicht genommen, in etwas höherer Lage, dicht bei Madschame, fünf Stunden von Mbuguni entfernt. Auch dort sind alle Vorbedingungen vorhanden. Bis- herige Anlagen sind eine Stallung in Kibuhöhe und die nothwendigsten Bauten in Mbuguni, die Somali- kaserne, das Arbeitshaus, Messe 2c. Das Inkuba- tionshaus und die Inkubatoren sind im Bau be- griffen, ebenso wird an den Anpflanzungen ge- arbeitet. Das Verhältniß der Gesellschaft den Wandorobbo und den übrigen benachbarten Stämmen gegenüber ist freundschaftlich, und schon sind kleine Wandorobbo- niederlassungen unmittelbar bei den Bauten der Straußenzucht entstanden. Als Askaris besitzt die Gesellschaft Somalis, die einen sehr angenehmen Eindruck machen und nicht viel unter dem Klima zu Die Fütterungskosten können sehr leiden scheinen, jedenfalls nicht viel mehr als die Suahelis und Sudanesen. Allerdings erfordern sie eine vorsichtige und wohlwollende Behandlung, ebenso eine gute Ernährung. Im Auftrage der Straußen- zucht-Gesellschaft hat Referendar Meyer sich mit Trägern und zwei Somali-Askaris der Schoellerschen Expedition angeschlossen, um Ver- träge mit den Jumben über die Lieferung von Straußen, Eiern und Zebras abzuschließen. 7y * — YTYVVYFNFF Titteratur. Dr. Alfred Zimmermann: Die enuropäischen Kolonien. Schilderung ihrer Entstehung, Ent- wickelung, Erfolge und Aussichten. I. Band: Die Kolonialpolitik Portugals und Spaniens in ihrer Entwickelung von den Anfängen bis zur Gegen- wart. 515 S. mit einer Karte. Berlin 1896. E. S. Mittler & Sohn. Mk. 10,—, geb. Mk. 11,50. Wer sich bisher, wenn auch nur in allgemeinen Zügen über die Entstehung und Entwickelung der von den verschiedenen europäischen Staaten gegründeten Kolonien und die Geschichte der von ihnen hierbei betriebenen Politik unterrichten wollte, war ziemlich übel daran, da selbst die großen Geschichtswerke über diese Seite der europäischen Geschichte nur flüchtig hinweggehen. So war man denn auf das mühsame Studium von oft schwer zugänglichen Einzelwerken und Monographien beschränkt, welche die Gewinnung eines raschen, allgemeinen Ueberblickes erschwerten. Diese Lücke auszufüllen, die sich gegenwärtig, wo die fremden Erfahrungen auf kolonialem Gebiete für Deutschland besonderes Interesse besitzen, doppelt fühlbar macht, ist der Zweck des vorliegenden Werkes. Es soll die koloniale Thätigkeit der ver- schiedenen Nationen unter gleichen Gesichtspunkten und im Zusammenhange vorführen. Das dem ersten Bande beigegebene Litteraturverzeichniß beweist, daß es der Verfasser verstanden hat, das über einzelne Epochen und hervorragende Persönlichkeiten vor- handene Material in weitem Umfange bis zu den Urkundensammlungen heranzuziehen, um seinem Zweck gerecht zu werden. Der erste Band des Gesammtwerkes behandelt die kolonialen Unternehmungen und Erfahrungen der Portugiesen und Spanier als der Väter der modernen Kolonialpolitik. Nach einer geschichtlichen Darlegung der Entwickelung der portugiesischen Kolonialbestre- bungen im 15. und 16. Jahrhundert in Indien kommt Verfasser bei aller Anerkennung des Unternehmungs- geistes und des Heldenmuthes der kleinen Nation zu dem Schluß, daß Portugal nie den Versuch gemacht hat, die eroberten Länder sich wirklich zu eigen zu machen und zu bivilisiren. Sein Ziel war neben dem Wunsch, das Christenthum selbst unter Anwen- dung der barbarischsten Mittel auszubreiten, eine brutale Ausbeutung der Kolonien und das Streben, ihre Reichthümer sich im Alleinbesitz zu erhalten. In Brasilien hat die kolonisatorische Thätigkeit der Por- tugiesen einen anderen Charakter gehabt, sie ist klüger