— 43 des 18. traf ich in der Landschaft Meru am Meru- berg ein, wo drei Tage vor mir die beiden evange- lischen Missionare Segebrock und Ovir mit einer Karawane von 70 Trägern angekommen waren, um dort gleich eine Niederlassung der evangelischen Leip- ziger Mission zu gründen. Am 16. abends, als ich in der Steppe lag, kamen zwei Wanderobbos ins Lager mit der Nachricht, die Waruschas wollten die Expedition bekriegen. Als Quelle dleser Nachricht gaben sie andere Wanderobbos an, die es ihrerseits wieder von anderen gehört haben wollten. Trotdem ich daraus die Ueberzeugung ge- wann, daß es sich nur um eine der hier alltäglichen Hetereien. gegen Aruscha yu handelte — die Wan- erobbos oder richtiger verarmten Massais, die an vielen Stellen in der Steppe sitzen, hetzen, da ihnen früher die Aruschaleute Vieh und Kinder weggenommen haben, und die Wadjagga hetzen, da Aruscha noch die viehreichste Landschaft ist, und Beide hoffen durch ihre betzereien einen Kriegszug zu veranlassen und abei Beute zu machen —, schickte ich einen schon lange im Dienste der Station stehenden, durchaus vertrauenswürdigen Mann nach Groß-Aruscha. Dieser hatte die vereinzelten Häuptlinge aufgesucht, war mit ihnen durch die ganze Landschaft gegangen und hatte den Leuten aufgetragen, Lebensmittel fertig zu machen. Etwas Auffälliges war nicht bemerkt worden, im Gegentheil, das Vieh weidete auf seinen gewöhnlichen Plätzen, und die Weiber arbeiteten in den Schamben; dies spricht auch dafür, daß keine — oder noch keine feindlichen Absichten bestanden haben, denn sobald solch- bestehen, werden zu allererst Weiber und Vieh on 1en Eingeborenen in Sicherheit gebracht. is audem zurückkehrenden Boten zusammen am Maffier d trafen die Häuptlinge Rowaito und meinen' ie einflußreichsten von Groß-Aruscha, in 7 1 in Meru ein und dementirten die m 18. und 19. waren die beiden Missionare nehrere Stunden in meinem Lager und r mit Berutenant Merker bei ihnen, wo wir über die derhältniss am Mern und besonders über die Nach- nchten von eventuellen Unruhen sprachen. Sehr obend sprachen sich die Herren über die Aufnahme aus, die sie dort gefunden hatten, und über das. freundliche Entgegenkommen der Eingeborenen, die ihnen täglich reichlich Lebensmittel zum Verkauf in ihr Lager brachten. Auf meine Aufforderung, doch #z alle Fälle in mein Lager zu kommen und even- tuell wieder auf ihre früheren Stationen zurückzu- kehren, erwiderten die Herren, daß für ihr Leben absolut gar keine Gefahr bestehe. Ich stellte den Herren vor, daß, wenn auch durchziehende Karawanen. isher stets unbehelligt geblieben waren, dies noch feste Garantie dafür sei, daß Europäer, die eine n e Ansiedelung hier am Meru anlegen wollten, cht früher oder später einmal überfallen werden önnten, besonders daj i · - « etzt wieder am Mern wären. jetzt wieder viel Massais Wenn ich auch nach Lage der Dinge eine un- mittelbare Gefahr für ausgeschlossen hielt, so habe ich die Missionare jedoch öfters darauf hingewiesen, daß beim Wesen der Merubevölkerung (zusammen- gelaufene Wadjaggas, Wakuavis und Massais) Frech- heiten einzelner Leute gegen die Europäer häufig sein würden, wie z. B. im Jahre 1894, als in das Zelt des Apothekers Müller, der einen Ausflug nach dort von hier aus unternommen hatte, eine Rotte junger Krieger mit Speeren eindrang und in unverschämtester Weise Zeug forderte. Die Herren sprachen sich immer wieder dahin aus, daß sie sich absolut sicher fühlten, im Nothfall ja auch mehrere Gewehre bei sich hätten; die Landschaft könnten sie jetzt nicht mehr verlassen, da sie den Befehl, dort zu bleiben, von ihrer Mission hätten und keinen Grund für eine Gefahr sehen könnten. So im Gefühle größter Sicherheit verließen die Herren am 19. um 6 Uhr abends mein Lager. Gegen 12 Uhr nachts kam der Häuptling Matunda ins Lager und sagte aus, daß sich die Gerüchte wohl bestätigen würden. Da Matunda einen ganz zerfahrenen und von reich- lichem Pombegenuß schläfrigen Eindruck machte, und seine Nachricht von einem Aruschaweib haben wollte, die aber schon wieder weggegangen sei, so mußte für mich seine Aussage nur wenig Wahrscheinlichkeit be- siben, zumal das nächtliche Erscheinen Matundas, der bei meiner Anwesenheit eigentlich ununterbrochen im Lager sich aufhielt, auch durchaus nicht auffällig war. Um 3 Uhr nachts meldete die Wache, daß die Häuptlinge Rowaito und Massinde ins Lager ge- kommen seien, die Kriegsgerüchte bestätigt hätten, aber schon wieder weiter und zwar zu Matundas Boma gegangen wären. Um 3 ¼ Uhr kehrten alle drei Häuptlinge wieder ins Lager zurück. Rowaito gab an, drei Aruschakrieger in der Nähe gesehen zu haben und zwar vom Balbalsee herkommend. In diesem Moment war mein Lager bereits von einer außer- ordentlich großen Uebermacht von Aruscha= und Mernkriegern umzingelt und nur ein kurzes Schnell- feuer verhinderte sie, den Ueberfall durchzuführen. Direkt im Anschlusse an mein Feuer, welches kaum eine Minute dauerte, fiel ein Schuß bei den Missio- naren und schon im allernächsten Moment hörte man ein wüstes Kriegsgeheul und das Zerschlagen von Kisten und Koffern. Danach war also der Ueberfall auf die Missionare gelungen und waren diese aller Wahr- scheinlichkeit nach bereits ermordet. Sofort sandte ich einen schon lange im Europerdienst stehenden, zuverlässigen Merumann nach dort und dieser brachte um 4¾ Uhr die Meldung, daß beide Missionare ermordet seien. Askaris konnte ich nicht wegschicken, da die das Lager auf drei Seiten umgebenden dichten und dunkeln Bananenhaine noch voller Krieger steckten und deshalb die Askaris aller Wahrscheinlichkeit nach nicht lebend nach dem Missionsplatz gekommen wären. Sobald ich die Nachricht vom Tode der Missionare bekam, ließ ich mein Lager aufräumen und marschirte kurz nach 5 Uhr mit dem ersten Morgengrauen zum