— 75 — Oeffnen der Schoten vermieden werde. Drei Wochen genügen, um die Vanille auf diese Weise zu präpa- riren. Die erhaltenen Schoten sind schwarz und settig und haben einen reichen Gehalt an balsamischem Oel; ihr Geruch ist stärker als derjenige der auf Bourbon künstlich präparirten Vanille Eine ebenso einfache Art der Vanillezubereitung ist das Trocknen in der Sonne. Dieser Prozeß bedarf etwa zwei Monate. Die Schoten werden auf wollenen Decken, die auf eingerahmten Flechtwerken liegen, ausgebreitet und mehrere Tage der Sonne ausgesetzt; die Anzahl der Tage ist von der Intensität der Sonnenstrahlen abhängig. Länger als fünf bis sieben Tage dauert die Trockenzeit aber aucht. Hierauf werden die Schoten in Kisten, die innen mit Wolle ausgelegt sind, verpackt. In dieser Verpackung schwitzen die Schoten und erhalten allmählich eine schöne dunkele Farbe. Schließlich werden die Schoten dann nochmals für kurze Zeit der Sonne ausgesetzt und die Präparation ist beendet. Trot der Einfachheit dieser natürlichen Methoden, verdient doch die künstliche, wie welterhin gezeigt werden wird, den Vorzug, insbesondere schon weil zur Jeit der Ernte Wetter und Temperatur in Ostafrika ziemlichen Schwankungen unterliegen. Die künstliche Präparation der Vanille ist heute überall da eingeführt, wo die Vanille in regelrechter Kultur ist. Auch hier giebt es wieder mehrere Me- thoden; man könnte fast sogen, daß jeder Präparateur sein eigenes System hat. Es genügt jedoch, folgende Methoden zu unterscheiden: » 1. Das Präpariren mittels Trockenofens. 2. - mit kochendem Wasser. Die Methode des Präparirens der Vanille mit Benutzung des Trockenofens wurde zuerst in Mexiko angewendet und ist jetzt mit gutem Erfolge auch in ourbon und Manritius eingeführt. Die frisch geernteten Schoten werden zunächst der Größe nach sortirt. Hierauf werden sie in Packete von 1 bis 2 kg gepackt und mit Flanell oder wollenen Decken umwickelt. Danach werden die Packete in Bananenblätzer eingerollt und endlich in nasse Säcke eingenäht. Nachdem der Trockenofen geheizt worden ist, ent- fernt man alle Kohlen= und Aschreste und läßt ihn bis auf 70 bis 80 Grad Celsius abkühlen. Für Vanille, die auf trockenem Boden gezogen ist, empfiehlt sich eine Temperatur von unter 75 Grad; für Schoten, die aus feuchteren Lagen stammen, eine solche von über 75 Grad Celsius. —- Die in nassen Säcken eingenähten Packete von Vanilleschoten werden nun auf umrahmten Flechtwerken in den Trockenofen gestellt und verbleiben darin 24 bis 36 Stunden. Die kleineren Schoten läßt man 24 Stunden, die größeren dagegen 36 Stunden der Temperatur des Trockenofens ausgesetzt. Durch dieses Trocknen erhalten die vorher grünen Vanilleschoten eine schöne gleichmäßige schwarzbraune Farbe. Mit Flanell werden sie nun sorgfältig abgetrocknet und zwischen zwei Flanellen täglich während der helßesten Tagesstunden, also etwa von 9 Uhr vormittags bis 3 Uhr nachmittags, auf umrahmten Flechtwerken der Sonne ausgesetzt. Hierdurch wird die Vanille zum Schwitzen gebracht und erhält gleichzeitig eine große Elastizität. Es ist dies der wichtigste Moment der Präparation. Eine gut präparirte Vanilleschote muß so elastisch sein, daß sie, um den Finger gerollt, von selbst in ihre natürliche Lage zurückkehrt. Nun wird die Vanille in den Trockenraum ge- bracht. Es muß dies ein gut geschlossener, mit Fenstern versehener Raum sein, welche während der heißen Stunden des Tages geöffnet werden. Rings an den Wänden sind Gestelle mit Fächern aus Draht- oder Flechtwerk zum Ausbreiten der Schoten in ge- nügenden Abständen angebracht, so daß die Luft gut cirkulwen kann. Auf dieses Draht= oder Flechtwerk wird nun die Vanllle ausgebreitet und bleibt eiwa 30 bis 40 Tage im Trockenraum. Die Schoten dürfen nicht zu sehr austrocknen, aber auch nicht feucht bleiben, denn im ersten Falle würden sie spröde werden und leicht brechen; im letten dagegen leicht weiß, von einem Fungus befallen werden. Bei beendeter Präparation muß die Vanille eine glänzend schwarze Farbe und eine glatte Oberfläche haben. Nun werden die Schoten in Seidenpapier gewickelt und in Blechkisten verpackt. Die Zubereitung der Vanille mit kochendem Wasser war früher in Mexiko bekannt, ist jedoch erst in Java, Mauritius und Bourbon zu größerer Voll- kommenheit entwickelt worden. Sie erfordert noch mehr Sorgfalt und auch größere Geschicklichkeit als das trockene Verfahren; indeß entschädigt das Produkt auch für die aufgewendete Mühe. Die Schoten werden in Körben in Wasser, das auf eine Temperatur von 85 bis 90 Grad Celsius erhitzt ist, eingetaucht und 15 bis 20 Sekunden unter Wasser gehalten. Einige Präparateure ziehen ein wiederholtes Eintauchen von jedesmal drei bis vier Sekunden vor. Das Wasser läßt man dann von den Schoten wieder abtropfen und bringt sie hierauf in einen auf 35 bis 40 Grad Celsius geheizten Raum. Es genügt in der Regel, die Vanille eine Viertelstunde dieser Temperatur auszusetzen. Im Uebrigen ist dieses Verfahren genau so wie das vorige; im Allgemeinen geht die Präparation mit kochendem Wasser schneller als das trockene Verfahren, zehn Tage Aussetzung an der Sonne genügt. · « Einige Präparateure haben natürlich versucht, all diese verschiedenen Methoden dahin zu vereinfachen, daß sie nur die natürliche Präparation in der Sonne zur Anwendung brachten. Es gelang ihnen denn auch, innerhalb acht bis zehn Tagen präparirte Vanille fertig zum Versand zu erhalten. Man hat indeß zur Zeit der Vanillenernte selten zehn ganz gleich geeignete Tage; es würde also doch dem Zufall über- lassen bleiben, und die Vanille kann ebenso leicht mißrathen.