geschickt mit der Aufforderung, er (Merai) solle selber kommen. Gleichzeltig theilte ich ihm die vorläufigen Friedensbedingungen mit, welche dahin lauteten, daß die Waffen und Munition sowie alle den ermordeten Missionaren geraubten Sachen auszuliefern seien. Zur Erfüllung der gestellten Bedingungen würde ein eintägiger Waffenstillstand gewährt. Die Ausliefe- rung der an dem Ueberfall betheiligten Krieger und deren Anführer jetzt zu fordern, erschien unzweck- mäßig, denn diese Forderung hätte Merai beim besten Willen nicht ersüllen können, da nach dem Gesecht die Krieger in den oberen oder unteren Urwald, oder auch weiter geflüchtet waren. Nachdem an dlesem Tage die Bedingungen nicht alle erfüllt waren, wurde der Krieg fortgesetzt, aber Merai für die ihm unterstehende Landschaft Olborn, da sie, wie sich herausgestellt hatte, gänzlich unbetheiligt am Ausstand war, Schonung zugesichert. Merai kam auch in dieser Zeit täglich ins Lager und brachte nach und nach zwei der evangelischen Mission gehörige Infan= teriegewehre M/71, drei den Missionaren von der hiesigen Statlon geliehene Jägerbüchsen M/71 mit etwa 300 Mauserpatronen sowie mehrere den Missio- naren geraubte Sachen, wie Geschirr, Decken 2c. Nachdem so die vorläufigen Bedingungen am 12. erfüllt waren und nachdem gleichzeittg in Groß- Aruscha Niemand mehr zu bekriegen und auch kein Vieh mehr zu erbeuten war, schloß ich Frieden und marschirte am 13. früh ab. Am 13. und 14. lagerte ich in der Steppe am Fuße des Meru, wo eine Gesandtschaft des Meru- häuptlings Matunda mit Elfenbein und um Frieden bittend bei mir eintraf. Am 15. marschirte ich in die Landschaft Mern hinein, ohne nennenswerthen Widerstand zu finden. Die Leute waren, als sie von der vollständigen Niederlage Groß-Aruschas er- fuhren, mit dem größten Theil ihres Vlehes geflohen; nur vereinzelte Ansammlungen von 30, 40 oder 50 Kriegern wurden sichtbar. Am 15., 16. und 17. wurden mit Abtheilungen der Kompagnie sowie Wadjaggas Streifzüge durch die ganze Landschoft unternommen. Am 198. frühzeitig erschien ein Akida Matundas und bat um Frieden; Matunda war geflohen und noch nicht zurückgekehrt. Die als Friedensbedingung gestellte Forderung der Auslieferung des Missions- elgenthums sowie zweier den Ermordeten gestohlener Revolver konnte noch nicht erfüllt werden, da eben alle Leute geflohen waren. Länger in Meru zu bleiben, war indeß zwecklos, denn einmal waren die seindlichen Stämme niedergeworfen, und andererseits hatte der unausgesetzte Regen der augenblicklichen lälteren Jahreszeit fieber= und dysenterieartige Krank- heiten verursacht. Ich marschirte also am 18. früh ab und traf am 20. wieder in Moschi ein. Hervorzuheben ist die ausgezeichnete Haltung der Sudanesen, besonders im t Ha guch bel den folgenden Strelfzügen in der Landschaft. 131 Was nöthig war, war ein energisches, rasches Vor- dringen und ein festes Zusammenhalten, und Beides war in dem dichten Busch äußerst schwierig, wurde aber von Askaris und ganz besonders von den Su- danesen geradezu mustergültig ausgeführt. Die Beute der Wadjaggas an Vieh betrug in Aruscha und Mern zusammen 3000 Rinder und 5500 Ziegen und Schafe, die ich zum weitaus größten Theil den Verbündeten ließ in Anbetracht ihrer überaus zahlreichen Bethei- ligung und ihrer Verluste. Als Kriegskontribution wurde Aruscha die Zahlung von 10 Frasila und Meru die von 20 Frasila Elfenbein aufgetragen. Dieser Tribut wird erst nach und nach entrichtet werden können. Abgesandte aus allen Theilen Groß- Aruschas und Meruns trafen hier ein und baten um Frieden; überbrachten auch die beiden den Missionaren geraubten Revolver. Ich erklärte ihnen, sie vorläufig nicht weiter zu bekriegen, einen definitiven Frieden würde ich aber erst nach Zahlung des Elfenbeins abschließen. Da in beiden Landschaften eine Unzahl bei frä- heren Kriegen von der dorkligen Bevölkerung aus den Wadjaggalandschaften geraubter Weiber leben, so gab diese Expedition auch eine gewünschte Gele- genheit zu ihrer Befreiung aus der Sklaverei. So- weit es möglich war, wurden Alle einzeln gefragt und die, welche nach Ujagga zurückkehren wollten — im Ganzen ungefähr 500 —, den betreffenden Stämmen, zu denen sie gehörten, übergeben. Die Ruhe scheint nunmehr am Meruberg hergestellt, und es ist anzunehmen, daß der weitaus größte Theil der Aruscha= und Meruleute, die Besitzenden, durch den erlittenen Schaden so weit klug geworden sind, daß sie dem Treiben der Elmoran in Zukunft nicht gleichgültig zusehen, sondern sich bestreben werden, ihre Kriegsgelüste bei Zeiten zu unterdrücken. Bereits eine größere Anzahl Aruscha= und Meru-Elmoraus wurden von den älteren Leuten während der An- wesenheit der Expedition in den Landschaften er- schlagen. Für durchziehende Karawanen dürfte von Seiten der Merubevölkerung nichts zu befürchten sein, vor- ausgesetzt, daß der Führer der Karawane im Stande ist, die Eingeborenen vor Uebergriffen, wie gewalt- sames Einkaufen von Lebensmitteln, zu schützen, und sich auch wirklich dieser Mühe unterzieht. Auch aus den jetzigen ausführlichen Erkundungen über die Entstehung der Unruhen ergiebt sich, daß sich die Leute nur der Ansiedelung von Europäern widersetzen wollten. Durchreisenden Karawanen haben sie bisher nie Schwierigkeiten gemacht und auch immer Essen in reicher Menge zum Verkauf ins Lager gebracht. Ueber die Entstehung der Unruhen ist mit Ge- wißheit Folgendes in Erfahrung gebracht worden: Mitte Oktober trafen die beiden Missionare ein und gaben der Bevölkerung bekannt, daß sie sich dort niederlassen wollten und gedächten, immer bei ihnen zu bleiben. Die Leute fürchteten einmal, für die