überall allen Anforderungen, die man billigerweise. stellen kann, meist sind dle Wohnungen sogar besser, als die Leute es von ihrer Helmath her gewöhnt sind. Weitere Revisionen werden aber auch in Be- treff dieses Punktes ab und zu anzustellen sein, damit die jetzt guten Verhältnisse auch dauernd so bleiben. Dabei wird besonders auch darauf zu achten sein, daß die Wohnungen in sauberem und reinlichem Zustande gehalten werden; nicht nur außen, sondern ganz besonders auch im Innern. Die Plantagen- leiter selbst müßten hierauf aufmerksam gemacht werden, sie hätten auch ihre Arbeiter dazu anzuhalten, kleine nöthig werdende Reparaturen an den Hütten stets sofort selbst vorzunehmen. Es liegt doch schließlich nur im eigenen Interesse der Plantagen, wenn ihre Leute gut und gesund wohnen. Kitanden oder ähnliche Bettgestelle können sich die Arbeiter wohl selbst beschaffen oder selber bauen. Wollene Decken wurden früher auf einzelnen Plantagen den Arbeitern geliefert, man kam wieder davon ab, da die Decken meist bald verkauft wurden. Auf diese Erfahrung hin wird man von den Plantagenleitungen kaum verlangen können, auch fernerhin noch wollene Decken umsonst auszugeben; doch muß den Arbeitern die Möglichkeit geboten werden, Decken auf der Plantage selbst zu billigen Preisen kaufen zu können, und zwar auf Wunsch auch auf Vorschuß. Meist geschieht dies ja bereits. Doch müßte bei Neuab- schließung von Kontrakten dies den Arbeitern noch besonders bekannt gegeben werden. Alte Reis= und Kaffeesäcke, die ja nur einen ganz geringen Werth haben, würden eventuell auf Wunsch umsonst zu verabfolgen sein; für die Wasa- kumas und sonstige Waschentis sind diese wohl auch vollkommen ausreichend. Was die Krankenbehandlung betrifft, so wird bei leichteren. Erkrankungen der Plantagenleiter wohl immer selbst genöthigt sein, helfen zu müssen. Bei schwierigeren Fällen, speziell plötzlichen Unglücksfällen, ist auf den meisten Plan- tagen ärztliche Hülfe nur schwer und sehr verspätet zu erlangen. Die in der Nähe von Tanga oder Pangani gelegenen Plantagen können ihre Kranken in die Polikliniken schicken oder die dort stationirten Verzte holen; die übrigen Plantagen sind auf Dr. Heyn angewiesen, der zur Zeit in Aguelo wohnt und freilich bei seiner vielen Beschäftigung und den weiten Entfernungen bisweilen nicht mit der wünschenswerthen Beschleunigung den an ihn gelangten Requisitionen Folge leisten kann. Durch weiteren Ausbau und gute Instandhaltung der vor- handenen Verbindungswege, Anlage der nöthigen Brücken 2c. würde man aber viel dazu beitragen können, demselben die Reisen nach den einzelnen Plantagen zu erleichtern und deren Dauer abzukürzen. Im Großen und Ganzen kann als festgestellt gelten, daß man sich überall Mühe zu geben scheint, für das leibliche Wohl der Arbeiter gut zu sorgen, was ja schließlich auch nur im eigenen Interesse der Plantagen liegen kann. · 195 Der Rautschukexport von Lindi.“) Der Kautschukexport des Bezirkes Lindi ist nach demjenigen des Bezirkes Kilwa der größte unseres deutsch-ostafrikanischen Schutzgebietes; er betrug im Jahre 1893 42 282 Dollar (bei einem Gesammt- Kautschukexport Deutsch-Ostafrikas von 232 598 Doll.), 1894 66 103 Doll. (bei einem Gesammtexport von 247 470 Doll.). Der in Lindi als Pflanzer ansässige Herr B. Perrot macht in elnem Begleitschreiben von eingesandten Kautschukproben aus jener Gegend folgende auch für weitere Kreise interessante Angaben. „An Kautschuksorten unterscheidet man in Lindi drei Sorten: 1. Mpira hya kimusra, d. h. Muêsrakaut- schuk, der von den Wamuesra und angrenzenden Völkern gewonnen wird, es sind aus Kautschukfäden zusammengesponnene Kugeln, freilich häufig durch Sand= und Holzthellchen verunreinigt. 2. Matschembakautschuk, den die Wakonde hauptsächlich bereiten; der Struktur nach unterscheldet sich der Matschembakautschuk besonders dadurch von ersterem, daß er nicht aus Fäden zusammengedreht ist, sondern aus einer Masse besteht. 3. Wurzelkautschuk, im europäischen Handel auch Delgadokautschuk genannt; die Handels- bezeichnung dleser Sorte in Lindi ist mpira ya kuponda, d. h. Stampfkautschuk; die Eingeborenen gewinnen dies Produkt nämlich dadurch, daß sie die Lianenwurzeln in großen Holzmörsern stampfen und die gestampfte Masse dann auskochen. In den letzten Jahren hat der Kautschukexport dieser Gegenden sehr nachgelassen. Zwar erhofft die Regierung einen Ausschwung dieses Produktes durch das Verbot der Ausfuhr von Wurzelkautschuk, aber das Ausrauben des Busches hat doch schon zu lange angedauert. Jedenfalls wird der Kautschuk- export von Lindi in dem gegenwärtigen Zolljahr bedeutend demjenigen von Mikindani nachstehen, und zwar hat dies folgende Bewandtniß: In dem letzt- genannten Ort ist wegen der Nähe des portugiesischen Gebietes der Export von Wurzelkautschuk erlaubt gewesen, während er für Lindi verboten war. Dessen- ungeachtet machten die Leute im Hinterlande von Lindi dennoch Wurzelkautschuk, brachten ihn aber mitsammt dem guten nach Mikindani, denn ein Tage- marsch mehr oder weniger zählt bei dem Neger nicht. Da infolge des Vorgehens der portugiesischen Re- gierung der Ausnahmezustand für Milindani hinfällig wurde, so ist jetzt die Ausfuhr von Wurzelkautschuk an der ganzen Küste verboten, was aber nicht hin- dert, daß die Eingeborenen Wurzelbälle mit guten Fäden bespinnen, und auf diese Weise ein minder- werthiges Produkt zu Betrugszwecken herstellen.“ *) Der „Zeitschrift für tropische Landwirtschaft" Nr. 3 entnommen. , .«.,-.