— 239 Nachdem ich den Platz für die neue Schule in Kampo abgesteckt und die nöthigen Anweisungen ge- geben hatte, trat ich nach einigen Tagen wieder die Rückreise an. Bereits nach achtstündiger Fahrt bei sehr günstigem Winde kam ich in Groß-Batanga an und wanderle von da aus zu Fuß nach meinem Bestimmungsorte, wo ich abends 7 Uhr wieder glücklich ankam. P. Otto hatte die ganze Zeit sehr viel zu thun, und so freute ich mich nicht wenig, in den mit dem Dampfer eben angekommenen P. Pfändler und Bruder Hermann die längst ersehnte Hülfe begrüßen zu können. Auch Bruder Franz war vom Götlerberg, wo er sich sehr gut erholt hatte, wieder zurückgekommen. Sonst ist in Kribi noch Alles beim Alten. Das Schulhaus ist fertig; aber am Ban einer Brücke über den Kribifluß wurden wir durch das plötlich eintretende Hochwasser gehindert, was sehr zu be- dauern ist, da eine solche ein dringendes Bedürfniß ist. Unsere Katholiken müssen Sonntags oft lange warten, bis das langsame und unsichere Boot sie übersetzt. Hoffenklich werden wir die Arbeit bald wieder aufnehmen und dann mit Gottes Hülse vollenden können. Ein großartiges Fest fand laut „Kreuz und Schwert“ am 6. Januar in Sansibar statt. Die Väter vom hl. Geiste legten den Grundstein zu einer neuen Kathedrale. Zwanzig Jahre lang beabsichtigte man diesen nothwendigen Bau, und 16 Jahre lang bemühte sich der P. Acker ein geeignetes Grund- stück dafür zu erwerben. Ein Jahr vor seiner Ab- reise erst gelang ihm dieses. Wie uns berichtet wird, war das Fest großartig; ganz Sansibar war auf den Beinen. Der Sultan hatte seinen Ver- treter gesandt; unter den Europäern bemerkte man den englischen Generalkonsul, den deutschen Konsul Herrn v. Rechenberg, die Konsuln Frankreichs und Italiens sowie den österreichischen stellvertretenden Konsul. Auch die Matrosen zweier italienischen Schiffe wohnten der Feier bei. Es war ein wirklich internationales Fest, das Zeugniß ablegt für die hohe Achtung, der sich die katholischen Missionare erfreuen. Ein neuer Bischof ist für Sansibar und die Küste ernannt worden. Ueber das Leben im Basler Missionshaus schreibt J. Haller im „Epvangelischen Missions- Magazin“: Draußen vor dem Spalenthor liegt das neue Basler Missionshaus. Es ist an die Stelle eines älteren Hauses getreten, welches nur die eigent- liche Missionsschule beherbergte, während eine be- sondere „Voranstalt“ ihr eigenes Heim hatte. Beide Anstalten wurden in dem heutigen schönen Missions- gebäude vereinigt. Am 4. Juli 1860 wurde das- selbe feierlich eingeweiht. Damals standen erst wenige Häuslein jenseits des ehemaligen Stadt- grabens; die Anstalt mußte der neuen Straße den Namen „Missionsstraße“ geben. Es ist ein langes dreistöckiges Gebäude mit 23 Fenstern in der Front und 7 auf den Schmal- seiten. Eine Schmalseite ist der Straße zugekehrt: zwei Querflügel springen gegen den Mittelbau etwas vor. Das lange Dach mit den zahlreichen Läden und Fensterchen sieht man von allen Höhen in der Umgebung der Stadt. Das Haus ist ganz für Zwecke der Missionsanstalt eingerichtet; Inspektor Josenhans hat nicht wenig bei Ausarbeitung des Planes mitgeholfen. Inm Kellergeschoß befinden sich Küche und Keller, mancherlei Vorrathskammern, der Waschsaal für die Zöglinge und die neueingerichteten, immerhin be- scheidenen Badezimmer, Magazine der Missions- verwaltung und der Buchhandlung. Im Parterre- stock ist der mittlere Raum auf der Vorderseite verwendet für das große Missionsmuseum mit tausend Sehenswürdigkeiten aus verschiedenen Missionsgebieten, auf der hinteren Seite für den schlichten Betsaal mit kleinem Rednerpult und ein- facher Orgel; er bietet 200 bis 250 Personen Platz. Gegen Südwesten liegen etliche Krankenzimmer und zwei Lehrsäle: der größere „theologische Lehrsaal“, in welchem drei Klassen gemeinsam unterrichtet werden können, und der kleinere „medizinische“ mit naturwissenschaftlichen und medizinischen Sammlungen. Der nordöstliche Flügel ist für die Zwecke der Missionsverwaltung und Missionsbuchhandlung ein- gerichtet. Endlich bietet der Parterrestock auch der ansehnlichen etwa 10 000 Bände zählenden Missions- bibliothek den nöthigen Raum. Von den drei übrigen Stockwerken enthält jedes im südwestlichen Flügel die Wohnung eines verheiratheten Lehrers und einen Speisesaal, im Mittelbau das Studirzimmer eines älteren Lehrers, zwei Arbeitszimmer der Zöglinge und das Zimmer eines Kandidaten, einen großen unheizbaren Schlassaal, der, durch einige Zwischen- wände in kleine Parzellen abgetheilt, keinen allzu kasernenmäßigen Eindruck macht. Einige Nebenräume sind zur Ausstellung von Kleiderkästen verwendet. Kleinere Zimmer im nordöstlichen Flügel sind als Wohnungen für die jüngeren Angestellten der Missionsverwaltung, der Buchhandlung und des Sekretariats oder als Gastzimmer für die zahlreichen ausziehenden und heimkehrenden Missionsgeschwister eingerichtet. In diesem Theil des Gebändes — im ersten Stock — befindet sich das im Vergleich mit den Situngssälen englischer Missionshäuser sehr ein- fach ausgestattete Komiteezimmer, wo sich die Leiter der Basler Mission an jedem Mittwoch Nachmittag zu einer mindestens dreistündigen Sitzung versammeln; ferner die Amtszimmer des Missionsinspektors und der Sekretäre. Der zweite Stock desselben Flügels dient der Familie des Inspektors, der dritte der des Verwaltungschefs (Hauptkassierers) zur Wohnung. Im Dachstock des südwestlichen Theils befinden sich